DIE WOHNUNGSWIRTSCHAFT 2/2019 - page 23

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Gesundheitsfürsorge, menschenwürdiger Arbeit
und Vertretung in politischen und wirtschaftli-
chen Entscheidungsprozessen zu gewähren, ist
ein wichtiges Ziel der Agenda 2030 für nachhal-
tige Entwicklung, für die sich die internationale
Gemeinschaft einsetzt. Der strukturelle Zusam-
menhang zwischen Armut und Geschlechterun-
gleichheit wird auch in vielen Programmen der
deutschen Entwicklungszusammenarbeit berück-
sichtigt.
Doch was sind die Gründe für den Fortbestand
geschlechtsspezifischer Bildungsunterschiede?
Wieso bleibt vielen Mädchen, z. B. in Afrika, der
Schulbesuch immer noch verwehrt? Ein Grund sind
Schulkosten. Oft nutzen Eltern das wenige Geld
zuerst für die Ausbildung ihrer Söhne. Mädchen
sind gezwungen, die Schule zu verlassen, um bei
der Arbeit zu helfen. Zu weite und gefährliche
Schulwege spielen ebenfalls eine große Rolle.
Angst vor sexuellen Belästigungen
und Gewalt
Die Schülerinnen imSchulbauprojekt der DESWOS
in Mulanga, Sambia, kommen meist aus weit ent-
fernt liegenden Dörfern. Da der Weg weit und ge-
fährlich ist, müssen sie dieWoche über in gemiete-
ten Unterkünften in der Nähe der Schule bleiben.
DieWohnbedingungen sind schlecht und oft fehlt
denMädchen Geld für das Nötigste, z.B. für Essen.
Mädchen, die bei fremden Familien lebenmüssen,
sind zudem stärker der Gefahr sexueller Übergriffe
und Ausbeutung ausgesetzt.
„Es gibt viele weekly boarders. Das sind Schüle-
rinnen, die aus größeren Entfernungen kommen
und deshalb von Montag bis Freitag in der Schule
bleiben und freitags in ihre Dörfer zurückkehren“,
erklärt Father Thomas von der DiözeseMpika, der
seit 33 Jahren in Sambia lebt und arbeitet. „Die
Familien dieser Schülerinnen organisieren sich
selbst und suchen im Dorf einen Platz zum Schla-
fen. Sie bringen Lebensmittel von zu Hause mit.
Die reichen aber nur bis zur Mitte der Woche. Die
Unterkunft zahlen die Mädchen mit Arbeiten als
Haushaltshilfe oder auf demFeld. Aber leider nut-
zenmanche Vermieter die Abhängigkeit und Lage
der Mädchen aus, um sie sexuell zu bedrängen. In
ihrer Not wissen die Mädchen oft keinen anderen
Ausweg, als ihre Unterkunft auf diese Weise zu
‚bezahlen‘. Ungewollte Schwangerschaften gibt
es dementsprechend in großer Zahl.“
Wohnheim ermöglicht Mädchen
den Schulbesuch
Ein Schulwohnheim mit entsprechender Aufsicht,
so die Idee der Eltern, würde den Mädchen eine si-
chere und günstigeUnterkunft bieten. Eswürde den
Mädchen die Teilnahme amSchulunterricht und die
Konzentration auf den Schulabschluss ermöglichen
und sie zugleich besser vorMissbrauch, Schwanger-
schaft und Zwangsverheiratung schützen.
Die katholische Diözese Mpika hat daher mit der
DESWOS und der Brücke der Freundschaft von2017
bis 2018 einMädchenwohnheimmit 44Schlafplät-
zen, Toiletten,Waschräumen sowie einemGemein-
schafts- und Hauswirtschaftsraum gebaut.
Die Nachfrage ist groß
Das Wohnheim wird sehr gut angenommen. Je-
der Platz ist belegt, die Warteliste ist lang. Um
möglichst vielen Mädchen einen Sekundarschul-
abschluss zu ermöglichen, werden die DESWOS
und die Brücke der Freundschaft jetzt ein zweites
Wohnheim bauen. Weitere 44 Mädchen sollen in
dem neuen Wohnheim mit 200m
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Grundfläche
und Hauswirtschaftsraum untergebracht und
mit Mahlzeiten versorgt werden. Geplant sind
elf Schlafräume, jeweils vier Mädchen teilen sich
einen Raum mit Hochbetten.
Die Rahmenbedingungen sind gut: Auf demSchul-
gelände ist noch genug Platz. Die dauerhafte Nut-
zung des Geländes und der Gebäude ist vertraglich
vereinbart. Die Baupläne sind durch die Regierung
genehmigt. Sie folgen den Standards für ländliche
Regionen Sambias. Eltern und Lehrer werden, wie
beim ersten Bau, Materialien wie die Steine für
die Fundamente, den Sand für die Betonschalun-
gen und für Betonblöcke der Wände liefern. Der
Bauauftrag wurde aufgrund einer Ausschreibung
vergeben. Den Bau wird ein lokales Unternehmen
durchführen, das die Arbeitsleistung der Eltern in
die Bauarbeiten integriert.
2.250 € pro Wohnheimplatz
Insgesamt kosten das von der DESWOS, der Brücke
der Freundschaft und der Bevölkerung in Mulanga
finanzierte Projekt 99.000 €. Die DESWOS benö-
tigt 49.500 € Spenden. Für einenWohnheimplatz
für ein Mädchen bedarf es also bei insgesamt 44
Plätzen nur 2.250 €. Eine Investition, die über
viele Generationen die weiterführende Bildung
von Mädchen für ein selbstbestimmtes Leben
ohne Armut ermöglichen wird.
Das neue Schulgebäude entstand 2016 durch die Arbeit einer Elterninitiative
und wurde durch die DESWOS unterstützt
Traditionell obliegt die Versorgung der Familie in
Sambia immer noch den Frauen und Mädchen
Die Haufe-Benefiz-Golfturnierserie wurde
2006 ins Leben gerufen und ist seitdem
kontinuierlich gewachsen. Im Jahr 2018
konnten, unterstützt durch die Sponsoren
B&O, Domus, Dr. Klein, Vallox und Kalo
sowie EBZ Business School Alumni, Knauf,
M-Teq, tesa niewiederbohren, Tece,
Viessmann und Wowikom, insgesamt über
53.000 € zugunsten der DESWOS erspielt
werden. Mehr über die Golfserie sowie
Fotos und Filme finden Sie unter:
GOLF BAUT AUF!
Weitere Informationen:
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