angemeldet haben, gibt das Unternehmen nicht
preis. Etwas transparenter ist Konkurrent neben-
an.de: Demnach haben sich unter seinemDach gut
6.000 Nachbarschaften versammelt, von denen
allerdings noch nicht alle die Schwelle von hundert
Nutzern erreicht haben, die laut Geschäftsführer
Vollmann die „kritische Masse“ darstellt. Trotz-
dem resultiert daraus nach Unternehmensanga-
ben die beeindruckende Zahl von bundesweit rund
700.000 Nutzern.
Um die beiden Plattformen nutzen zu können,
müssen sich Interessenten mit ihrem wirklichen
Namen anmelden und einen Nachweis erbringen,
dass sie tatsächlich in der jeweiligen Nachbar-
schaft wohnen. „Das ist der große Unterschied
zu Facebook“, sagt Christian Vollmann. „Bei uns
gibt es keine Filterblase, und man spricht über
Alters- und politische Grenzen hinaus miteinan-
der.“ Und was beschäftigt die Nutzer? Sie fragen
beispielsweise, ob ein Nachbar eine Bohrmaschine
ausleihen kann, forschen nach demVerbleib eines
verschollenen Pakets und bitten um Tipps für ei-
nen guten Zahnarzt oder ein empfehlenswertes
Restaurant.
Eine Chance für die Wohnungswirtschaft?
Dass der Ansatz eines digitalen Netzwerks auch
für Immobilienunternehmen relevant sein kann,
zeigt das Beispiel des Rousseau Parks. Das ist ein
Neubaugebiet mit 360 Einfamilienhäusern, das
derzeit in Ludwigsfelde im Berliner Speckgürtel
entsteht. Dabei fungiert nebenan.de als Plattform,
auf der sich die künftigen Bewohner austauschen.
„Mittlerweile machen 85% der Käufer mit“, be-
richtet Christian Vollmann. Das habe den großen
Vorteil, dass sich die künftigen Nachbarn bereits
jetzt kennenlernten und austauschten – beispiels-
weise über die Frage, ob man nicht gemeinsam
einen Rasenmäher anschaffen wolle.
Auch Nextdoor-Sprecherin Juliane Leupold be-
zeichnet ihre Plattformals „prädestiniert für Neu-
baugebiete“; sie könne aber auch in bestehenden
Im Neubauprojekt Schwabinger Tor in
München können die Mieter mittels
einer eigens entwickelten App mit dem
Vermieter kommunizieren, aber z. B.
auch Nachbarn um Hilfe bei der Suche
nach einem verschollenen Paket bitten
Über eine Nachbarschaftsplattform
können Nachbarn nicht nur vor Gift-
ködern warnen, sondern auch eine
Bohrmaschine ausleihen oder nach
einem empfehlenswerten Arzt fragen
Quelle: Nextdoor
Quelle: Jost Hurler Gruppe
Quartieren zur Anwendung kommen. Ähnlich sieht
das Christian Vollmann. Nach seinenWorten ist es
„durchaus denkbar“, dass auch Wohnungsunter-
nehmen, die ein zusammenhängendes Quartier
bereits in ihremBestand haben, mit der Plattform
zusammenarbeiten. nebenan.de führt momentan
einen zweiten Account-Typ ein, der nicht für Pri-
vatnutzer gedacht ist, sondern für Institutionen
wie Stadtverwaltungen, Nachbarschaftsvereine,
Quartiersmanagements oder eben Wohnungs-
unternehmen. Diese Institutionen können dann
zwar nicht die gesamte Kommunikation unter den
Nutzern verfolgen, das Portal aber zur Verbreitung
von Informationen verwenden.
„In der Kooperation von Nachbarschaftsplattfor-
men undWohnungswirtschaft sehe ich großes Po-
tenzial“, sagt auch Anna Becker, wissenschaftliche
Referentin beim vhw – Bundesverband für Woh-
nen und Stadtentwicklung. Der vhwhat 2017 das
Projekt „Vernetzte Nachbarn“ gestartet mit dem
Ziel, anhand von vier Fallbeispielen in ganz un-
terschiedlichen Gebieten (Berlin-Wedding, Mün-
chen-Neuperlach, Paderborn-Elsen und Meißen)
zu untersuchen, inwieweit digitale Netzwerke ein
nachbarschaftliches Miteinander fördern können.
Raus aus der Anonymität
Eine Zusammenarbeit zwischen Wohnungswirt-
schaft und Plattformen trägt nach Einschätzung
von Anna Becker dazu bei, „den sozialen Zusam-
menhalt zu stärken und einen Beitrag zur Gewalt-
und Vandalismusprävention zu leisten.“ Aller-