DIE WOHNUNGSWIRTSCHAFT 10/2018 - page 78

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die Kosten, wie bereits erwähnt, im 5-stelligen
Bereich liegen, kann der Endkunde im Baumarkt
sehr preisgünstig ein kleines Smart-Home-Sys-
tem erstehen, das er auch später erweitern kann.
Die Ausbaufähigkeit ist aber stark begrenzt. Der
Nutzer kann viele Funktionen nicht oder nur
sehr eingeschränkt einsetzen, wenn er zur Miete
wohnt. Was die Wohnungswirtschaft angeht,
bleibt die Frage, ob sich ein System lohnt, das für
25.000 € in eine Mietwohnung eingebaut wird.
Für kostengünstigere Anbieter gilt nach wie vor
das (Vor-?) Urteil, keine vernünftige Qualität lie-
fern zu können bzw. nur den Endkundenmarkt
anzusprechen.
Befürchtungen bzgl. mangelndem Daten­
schutz und unklarer Datensicherheit
Datenschutz und Datensicherheit sind nicht erst
seit dem Inkrafttreten der DSGVO große Themen.
Das Smart Home produziert und nutzt eineMenge
Daten. Viele davon werden durch den Bewohner
und die Nutzung generiert. Hier gilt also eine
besondere Aufmerksamkeit, wer auf diese Daten
zugreifen kann, wie diese Daten gesichert undwo
sie gespeichert werden. Die Wohnungswirtschaft
ist hier aus gutemGrund vorsichtig. Alle Daten aus
der Wohnung sollten auch da verbleiben – beim
Nutzer. D.h., eine Smart-Home-Zentrale, bei der
(unberechtigte) Dritte Zugriff auf die Aktivitäts-
oder Nutzungsdaten haben, ist datenschutztech-
nisch indiskutabel.
Zu kurze Gewährleistungsfristen bzw.
mangelnde Haltbarkeit der Komponenten
Im Baugewerbe gelten gegenüber dem normalen
Verbraucherrecht andere Gewährleistungslauf-
zeiten, je nach Art des Vertrags, der geschlossen
1
Deloitte: Smart Home Consumer Survey 2018, S.4
2
Verband der Elektrotechnik Elektronik Informations-
technik e.V.: Das Smart Home wird 2025 Standard.
vde.com. 5. März 2013.
news?print=1&id=522173. Abgerufen am 14.5.2014
3
Nach Mm1.de: Smart Home- und AAL-Technologien in der
Immobilien- und Wohnungswirtschaft; S. 4. Abgerufen
am 9.4.2018
4
Interhyp.de: Smarthome: Aktuelle Studien zeigen wach-
sende Investitionsbereitschaft;
de/service/news/smart-home-aktuelle-studien-zeigen-
wachsende-investitionsbereitschaft.html. Abgerufen am
29.1.2018
5
Deloitte: Smart Home Consumer Survey 2018, S. 9
6
Vgl. Cafer Tosun (CCO von SAP) SE in „Smart Living und
Smart Home sind starke Wachstumsmärkte“
informationssysteme/-smart-living-und-smart-home-
sind-starke-wachstumsmaerkte-/16101742?xing_
share=news. Abgerufen am 6.6.2018
wurde. So ist eine 2-jährige Gewährleistung häu-
fig nicht ausreichend.
Preisgünstigere Komponenten sind nicht unbe-
dingt von minderer Qualität. Was aber passiert
ist, dass „relativ neue“ Produkte wie z.B. eine
LED-Beleuchtung, bei einer normalen Installati-
on unabhängig vomHersteller schnell zumAusfall
der Aktoren führen können (i.d.R. sind das zwei
bis drei Jahre). Dies ist nicht nur in der Wohnungs-
wirtschaft inakzeptabel.
Zu hoher Wartungsaufwand
Eigentlich sollten Smart-Home-Komponenten
wartungsfrei funktionieren. Das tun sie aber
nur, wenn sie leitungsgebunden sind, also über
eine Leitung auch mit Strom versorgt werden.
Funkvernetzte Systeme, die Energy-Harvesting
betreiben, sind dagegen nur sinnvoll, wenn sie
bidirektional kommunizieren. Batteriebetriebe-
ne Geräte erzeugen durch den Batteriewechsel
regelmäßige Wartungszyklen, die die „Total Cost
of Ownership“ deutlich verteuern.
Was sind Erfolgskriterien?
Damit Smart Home denMarkt der Wohnungswirt-
schaft nachhaltig erobern kann, müssen folgende
Erfolgskriterien gewährleistet sein:
• wenige oder keine batteriebetriebenen Kom-
ponenten,
• Preisanpassungen der Premiumhersteller nach
unten,
• Trennung von Nutzer- und Administrations-
zugang in der Smart-Home-Zentrale,
• längere Gewährleistungsfristen und hohe
Produktqualität,
• einfache Anmeldung mit Smartphone oder
Tablet der Mieter an das Smart Home,
Praxiserfahrungen von
Wohnungsunternehmen mit
Smart-Home-Systemen liegen
vor – nur die Erfahrungen zur
Akzeptanz, zu Geräten, Kosten
und Nutzung sind differenziert
Quelle: Fidentia
• intelligente Komponenten, die sowohl LED als
auch normale Leuchtennutzung ermöglichen,
• Datenhaltung in der Wohnung des Mieters,
• vollständige Verschlüsselung der Kommuni-
kation zwischen den Komponenten und im
Internet,
• Änderung der Philosophie vom Komponenten-
hersteller hin zum Systemanbieter.
Schlussfolgerung
Der Smart-Home-Markt wird auf jeden Fall
weiter wachsen.
6
Wenn Komponentenhersteller
beginnen, nicht nur Teile, sondern Systeme zu
entwickeln, die auf die Bedürfnisse der Woh-
nungswirtschaft ausgerichtet sind, wird dort
auch das Smart Home stärker Einzug in die Miet-
wohnung halten. Dies sollte dann demWachstum
des Smart-Home-Marktes einen weiteren erheb-
lichen Schub verleihen.
ENERGIE UND TECHNIK
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