NEUBAU UND SANIERUNG
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2|2017
InKarlsruhe konnte die Initiative vonHans Kampff-
meyer nach zähem Ringen mit den Verwaltungs-
behörden vier Jahre nach Gründung der Genossen-
schaft in die Tat umgesetzt werden. Die Siedlung
wurde als zweite derartige Siedlung in Deutsch-
land nach der Gartenstadt in Dresden-Hellerau
erbaut. Die erstenMieter zogen imApril 1912 ein.
Der Grundsatz, für jeden Mieter ein Haus mit
Garten bereitzustellen, konnte wegen der Woh-
nungsnot nach dem Ersten Weltkrieg nicht mehr
eingehalten werden. Ab 1926 wurden mehrheit-
lich Etagenwohnungen gebaut.
Sanierung
Heute gehört es zu den Hauptaufgaben der Bau-
genossenschaft Gartenstadt Karlsruhe eG, den
vorhandenen Bestand zu pflegen und zu restau-
rieren. Das geschieht im Schulterschluss mit dem
Denkmal- undUmweltamt. Als Beispiel zeigtWolf-
gang Gerstberger ein Zweifamilienhaus aus den
1920er Jahren. Eine großzügige Veranda gibt den
Blick auf große Gärten frei. Innen sind Küche (mit
Terrazzo-Spülstein) und Wohnraum verbunden.
Die Sanierungsarbeiten erfolgen unter Aufsicht
der Denkmalschützer.
Ansicht Ostendorfplatz von 1932.
Die einem Halbkreis angeglichene
Gebäudeabwicklung entstammt
der Planungsüberarbeitung von
Ostendorf (1912)
Alter, aber gepflegter und größtenteils sanierter Bestand der Gartenstadt Karlsruhe eG
Quelle: Projektart
Quelle: Anja Steinbuch
Krieg, Inflation und Weltwirtschaftskrise
haben das Wachstum der Genossenschaft
Gartenstadt Karlsruhe eG zwar gebremst,
aber nicht zum Stillstand gebracht. Gegen
Ende der Weimarer Republik waren laut
dem Geschäftsbericht von 1932 insgesamt
672 Wohnungen fertiggestellt, davon 16 in
freistehenden Einfamilienhäusern, 112 in
Doppelhäusern, 444 in Reihenhäusern und
100 in Etagenhäusern sowie zwölf Gewer-
beeinheiten.
Während des Nationalsozialismus schloss
sich die Gartenstadt Karlsruhe eG mit einer
anderen Gartenstadtsiedlung zusammen, wo-
durch sie ihren Bestand um 400 Wohnungen
erweitern konnte. Nach demKrieg folgte eine
Steigerung der Bautätigkeit.
ImGeschäftsbericht 1972wird dieWohnungs-
anzahl mit 892 Einfamilienhäusern, 892 Ge-
schosswohnungen und 27 Gewerbeeinheiten
angegeben. Insgesamt wurden seit der Grün-
dung der Baugenossenschaft Gartenstadt
Karlsruhe eG rund 2.000 Wohnungen in den
Karlsruher Stadtteilen Rüppurr, Bulach, Dax-
landen und Grünwinkel errichtet.
HISTORIE DER GENOSSENSCHAFT
Barrierefreier Neubau
Gerstberger blickt aber auch stolz auf eine neue
Häuserzeile, die entlang der Hauptverkehrsstraße
– der Herrenalber Straße im Süden der Siedlung –
entstanden ist. Eine Lärmschutzfassade sorgt dafür,
dass die Gebäudezeile wie ein Schutzwall für den
historischenTeil der Gartenstadtsiedlungwirkt. Das
Neubauprojekt „Sonnengrün“ umfasst 78barriere-
freie Wohnungen. Die Gebäude, deren Wohnungs-
angebot sich hauptsächlich an ältere Menschen
richtet, wurden2012 fertig gestellt. Auch in diesem
modernen Teil der Siedlung reihen sich begrünte
Innenhöfe aneinander – die Genossenschaft bleibt
den Prinzipien der Gartenstadt treu. „DieWohnun-
gen waren innerhalb kurzer Zeit vermietet“, sagt
Gerstberger.