DIE WOHNUNGSWIRTSCHAFT 5/2016 - page 13

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Stellplätze über ein vielfältiges Mobilitätsangebot
substituiert werden können.
Grundlage dieser Abschätzung des Substituti-
onspotenzials sind Ergebnisse der Forschungs-
vorhaben BeMobility, BeMobility 2.0, der Mobi-
litätstypenstudie und der Studie zur Wirkung von
E-Carsharing-Systemen auf Mobilität und Umwelt
in urbanen Räumen (WiMobil). Alle Studienweisen
nach, dass ein multimodales Mobilitätsangebot
dazu führt, dass sich in der Gesamtbilanz der Fahr-
zeugbesitz unter Nutzern reduziert und sich nach
Abschaffung eines Fahrzeuges das gesamteMobi-
litätsverhalten der Nutzer grundsätzlich ändert.
Beispielprojekt in Berlin-Charlottenburg
wurde ausgezeichnet
Wie man nachhaltigen Wohnungsbau und Mobi-
litätskonzepte im frühen Planungsstadium ver-
knüpfen kann, zeigt das Neubauvorhaben der
Deutsche Wohnen „Stadtquartier Westend“ in
Berlin-Charlottenburg. Das Projekt zeichnet sich
durch einen ganzheitlichen Planungsansatz aus,
der nachhaltige Lösungsansätze zu Themen wie
Energie, Mobilität sowie die Verwendung von in-
novativen Regen- und Abwasserkonzepten bereits
in der Vorplanung mitbetrachtet. Die Deutsche
Wohnen erhielt dementsprechend bei der Vorzer-
tifizierung durch die Deutsche Gesellschaft für
Nachhaltiges Bauen (DGNB) die Höchstbewertung
Platin.
Modern, energieeffizient und zukunftsfähig – das
ist die Zielstellung für das „Stadtquartier West-
end“. Klaus Zahn, Leiter Neubau und Projekt-
entwicklung der Deutsche Wohnen Construction
and Facilities GmbH, ist überzeugt, dass eine
zukunftsfähige Mobilitätsversorgung nicht nur
einen wichtigen Beitrag zur Nachhaltigkeit des
Quartiers leistet, sondern auch die Aufenthalts-
qualität im Quartier verbessert. Im Rahmen der
Vorplanung wurden das Innovationszentrum für
Mobilität und gesellschaftlichen Wandel (InnoZ)
und das sich in dieser Zeit noch in Gründung be-
findliche Startup Inno2grid hinzugezogen. Dem
Ansatz des Stellplatzäquivalents folgend, wurden
drei Varianten eines standortspezifischenMobili-
tätskonzepts entwickelt, die imAuslegeverfahren
eine wichtige Rolle spielen (eine dieser Varianten
wird in der Tabellen auf S. 10 und 12 exemplarisch
auch dieMieter über den Stand der Planungen und
fordert diese auf, mitzudiskutieren und sich so bei
der Gestaltung der Siedlung aktiv einzubringen.
So wird im Dialogverfahren ein standortspezifi-
sches Mobilitätskonzept mit innovativen Mobi-
litätsdienstleistungen entwickelt, von dem nicht
nur die Bewohner des Quartiers, sondern auch die
Anrainer profitieren sollen.
Vorteile für alle
Von einer zeitgemäßen Anpassung der Verkehrs-
infrastrukturplanung gemäß dem Stellplatz-
äquivalent profitieren Wohnungsunternehmen
und Kommunen gleichermaßen. Wird Mobilität
bei Bauvorhaben auf den Bau von Stellplätzen
reduziert, widerspricht dies den klima- und ver-
kehrspolitischen Zielen einer Kommune. Zudem
wird die Chance verkannt, mehr kostengünstigen
Wohnraum in Städten zu schaffen. Der Bau von
Quelle: InnoZ
Mobilitätsstationen statt Stellplätze:
Mobilität muss im Wohnungsbau
umfassender gedacht werden
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