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5|2016
Grenzenloses Europa
Park Hill: Eine nordenglische „Wohnmaschine“ wird „hip“
Die 1961 gebaute Siedlung Park Hill gilt als größter denkmalgeschützter Gebäudekomplex
Europas. Sie bot fast 1.000 Sozialwohnungen und war ein Vorzeigeprojekt des modernen
Wohnungsbaus. Seit 2004 wird sie komplett saniert. Neben geförderten Wohnungen entstehen
frei finanzierte Eigentumswohnungen.
Park Hill erstreckt sich unweit des Bahnhofs von
Sheffield auf einem riesigen Gelände. Der Komplex
besteht aus vier monumentalen Gebäuderiegeln
mit 4 bis 13 Stockwerken. Der von Le Corbusier
inspirierte „brutalistische“ Bauwurde von den Ar-
chitekten Ivor Smith und Jack Lynn entworfen und
war Teil eines großen Wohnungsbauprogramms
der damaligen Labourregierung.
DiemehrgeschossigenWohnungen in Park Hill bo-
ten fast 3.000 Menschen viel Licht, Querlüftung
und weite Ausblicke auf die Stadt. Überdachte
Erschließungswege auf jedem dritten Geschoss,
sog. „streets in the sky“, sollten das nachbar-
schaftliche Leben fördern. Sie waren so breit,
dass sogar Milchwagen auf ihnen fahren konnten.
Park Hill war eine Stadt in der Stadt. Es gab dort
Läden undWaschsalons, einen Kindergarten, eine
Schule und vier Pubs. Als die lokale Stahlindustrie
ihren Niedergang erlebte und Tausende arbeitslos
wurde, ging es auch in Park Hill bergab. Im Laufe
der Jahre entwickelte sich die Siedlung zu einem
Auffangbecken für soziale Problemfälle.
Denkmalschutz
1998 wurde Park Hill unter Denkmalschutz ge-
stellt. Als erhaltenswert betrachtete die Denkmal-
schutzbehörde allerdings nur das Betonskelett.
Die Stadt Sheffield entschied sich, Park Hill zu
sanieren. Unumstritten war diese Entscheidung
Die Siedlung sprengte zur ihrer Entstehungszeit bewusst die baulichen Maßstäbe der Umgebung – neuer Städtebau und
neue Wohnkonzepte waren gefragt. Im Bild: das höchste Gebäude des Komplexes nach der Sanierung
Quelle: Daniel Hopkinson
Gabriele Kunz
freie Journalistin
Hamburg
NEUBAU UND SANIERUNG