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5|2015
Fernsehen ist für die Mehrheit der Bewohner
unverzichtbar. Gab es kritische Stimmen zu
den Veränderungen?
Nachdemwir alle Mieter rechtzeitig und ausführ-
lich über unser Vorhaben informiert haben, gab es
nur wenige Rückfragen. Unsere Mieterinformati-
onen avisierten die Vorteile für die Wohnungs-
nutzer, die Details der geplantenMaßnahmen und
unsere Baupläne. Frühzeitig gaben wir auch die
Aufschaltungstermine für jedes Haus bekannt.
Wichtig war, dass Termine nach dem bestehen-
den Bauzeitenplan eingehalten wurden und die
Bauleitung oft vor Ort war.
Fragen ergaben sich nur vereinzelt zum Erwerb
der Receiver. In den neuen Flachbildschirm-TV-
Geräten ist ein DVB-S-Receiver aber meist ent-
halten. Für ältere Geräte war der Erwerb eines
solchen Receivers erforderlich. Der Handel bietet
Geräte jedoch ab ca. 40 € an und diese einmalige
Anschaffung hielten wir für zumutbar.
Die GBS ist nun Eigentümer von Satelliten-
empfangsanlagen. Gehört das zu den Kern-
aufgaben eines Wohnungsunternehmens?
Das könnteman diskutieren. Aber leider stehenwir
in Hessen in der Abhängigkeit zu einem einzigen
Standard-Signalanbieter. Um als Vermieter frei
gestalten zu können und für die Bewohner immer
ein breit gefächertes Angebot zu bezahlbaren Ent-
gelten zu haben, ist die eigene Versorgung eine
sichere und zukunftsorientierte Alternative.
Allerdings tragenwir für Betrieb und Organisation
nicht die Verantwortung. Dafür steht uns ein Ser-
vicepartner zur Verfügung. Die GBS ist Eigentümer
aller Anlagen – von den Satellitenempfangsanla-
gen auf den Dächern bis zur letzten Antennendose.
Die Firma WTCWohnen- und TeleCommunication
GmbH & Co. KG hat die Satellitenempfangsanla-
gen und die Hausverteilnetze errichtet, die Tief-
baustrecken zwischen den Häusern realisiert und
kümmert sich als Dienstleister voll verantwortlich
umden Betrieb sowie die Überwachung aller Kom-
ponenten. Sie trägt damit laut Servicevertrag die
gesamte technische und rechtliche Verantwortung
und führt die GEMA- und VG-Media-Gebühren ei-
genständig ab. UnsereMieter können rund umdie
Uhr über eine eigens für uns eingerichtete Service-
nummer den Kunden- und Entstörungsservice von
WTC erreichen, dort Fragen und Anliegen schildern
oder auch Störungen melden. Die Abrechnung
Richtung Mieter erfolgt seit Januar 2011 über
die Betriebskosten.
Wie steht es um den Zugang zu Internet und
Telefonie?
Unser Ziel war eine perfekte TV-Versorgung.
Ich sehe die kostengünstige Bereitstellung von
vielen deutschen und fremdsprachigen TV- und
Hörfunkprogrammen ohne kostenpflichtige Pa-
ketierungen – wie es die Kabelgesellschaften
leider tun – als primär an. Man sollte auch an die
ausländischen Mieter denken, die ihre Heimat-
programme ohne Einschränkung sehenwollen. So
schafft man eine hohe Zufriedenheit beimBewoh-
ner und vermeidet Auseinandersetzungen wegen
der Mieterschüsseln. Ich sehe unsere Rolle nicht in
der kostenlosen Bereitstellung unserer Netze für
Anbieter zur Vermarktung von Internetdiensten.
Jeder Bewohner hat eine Telefondose und damit
seinen frei wählbaren Zugang zu den Angeboten
der diversen Internet- und Telefonieanbieter in
Herborn. Über diese zweite Infrastruktur besteht
auch die Möglichkeit, AAL-Dienste oder Smart-
Home-Lösungen zu nutzen (Anm. d. Red.: siehe
auch das Thema des Monats ab S. 20 in dieser DW).
Ist die Eigenständigkeit sinnvoll?
Ja, ich sehe unsere Erwartungen bestätigt. Die
Bewohner sind zufrieden, das breite Programman-
gebot mit vielen freien HD-Programmen kommt
gut an.
Wir beobachten zudem mit Interesse die Pro-
gramm- und Preispolitik der Kabelgesellschaften
und deren Bemühungen, über Zusatzangebote an
die Mieter weitere Einnahmen zu generieren. Das
alles tangiert uns nicht mehr. Wir sind überzeugt,
die richtige Entscheidung getroffen zu haben.
Herr Kling, vielen Dank für das Gespräch.
Das Interview führte Dietmar Reinwald, WTC.
48 moderne SAT-ZF-Anlagen stehen nun auf
den Dächern der GBS-Gebäude und versorgen
die Mieter mit rund 800 digitalen Fernseh-
und Hörfunkprogrammen. Die Bauzeit betrug
insgesamt fünf Monate
Quelle: WTC
Gründung:
1947
Wohneinheiten:
927
Gewerbeeinheiten:
6
Mitglieder:
1.176
Mitarbeiter:
12
ø Nettokaltmiete:
4,75 €/m
2
Bilanzsumme 2014:
43,1 Mio. €
GBS HERBORN
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