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Die Handlungsfelder umfassen demnach alle
Prozesse im Unternehmen, bei denen Geldmit-
tel in Güter und Dienstleistungen transformiert
und danach wieder in Geldmittel zurückgewan-
delt werden.
Für Unternehmen bedeutet Nettoumlaufver-
mögen gebundenes Kapital, das nicht für an-
derweitige Zwecke, zum Beispiel Investitionen
oder Schuldentilgung, zur Verfügung steht.
Working Capital Management setzt hier an,
indem es durch Optimierung verschiedener
Prozesse das gebundene Kapital im Unterneh-
men reduziert. Letztendlich
erhöht aktives
Working Capital Management die finanzielle
Unabhängigkeit einer Unternehmung
und
damit die Kreditfähigkeit und reduziert den Ka-
pitalbedarf. Für die Höhe des Working Capitals
ist die Geschwindigkeit entscheidend, mit der
ein Unternehmen das im Geschäftsprozess ge-
bundene Kapital in bezahlten Umsatz umwan-
Steuerung der Financial Supply
Chain mittels Working Capital
Management
In der Literatur und Praxis besteht kein einheit-
liches Verständnis davon, was unter dem Be-
griff Working Capital zu verstehen ist. Prinzipi-
ell lassen sich drei Sichtweisen unterscheiden,
eine bilanzorientierte, eine am Cash Flow
ausgerichtete sowie eine prozessorien-
tierte.
Die statische, bilanzorientierte Sicht
weist das Working Capital als Differenz zwi-
schen dem Umlaufvermögen und dem kurz-
fristigen Fremdkapital aus. Ausgewiesen wird
dabei das sogenannte
Nettoumlaufvermö-
gen (engl. Net Working Capital)
, weil der
Begriff des Working Capital streng genommen
das komplette Umlaufvermögen beschreibt.
Bei der dynamischen, Cash-Flow-orientierten
Sichtweise steht der
Kreislauf zwischen liqui-
den Mitteln, Zahlungsein- und -ausgängen
im Fokus
. Der prozessorientierte Blickwinkel
stellt die
Prozesse rund um das Thema
Working Capital
in den Mittelpunkt. Betrach-
tet wird, wie und mit welchen Mitteln Forde-
rungen und Verbindlichkeiten abgewickelt
werden, bzw. wie Materialwirtschaft betrieben
wird. Ferner werden Formen und Mittel der
Liquiditätsplanung und -berechnung betrach-
tet. Demzufolge sind
drei wesentliche Hand-
lungsfelder des Working Capital Manage-
ments zu unterscheiden
:
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1)
Purchase-to-Pay Cycle
, also von der Pla-
nung der Beschaffung bis hin zur Zahlungs-
ausführung (Kreditorenmanagement),
2)
Order-to-Cash Cycle
, also von der Auf-
tragsabwicklung bis zum Zahlungseingang
(Debitorenmanagement),
3)
Forecast-to-Fulfill Cycle
, also von der
Umsatzplanung bis zur Leistungserstellung
(Bestands- und Transportmanagement).
Working Capital Management bei
Eisenbahnverkehrsunternehmen
von Erik Hofmann, Christian Schneider und Philipp Wetzel
Working Capital Management