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CM September / Oktober 2017
Seit kurzem sind Sie auch ICV-Delegierte
Deutschland Süd. Damit erleben Sie die
ICV-Arbeit aus einer weiteren Perspektive.
Was sind Ihre Ziele und wie wollen Sie
diese erreichen?
Ich freue mich auf die weitere Perspektive.
Der ICV ist „das“ Kompetenzzentrum für Con-
trolling. Und Information ist das einzige Gut,
das sich vermehrt, wenn man es teilt. Diesen
Weg weitergehen, die Stärken der Arbeits-
kreise besser kennenzulernen, von den Best
Practices regionaler Vereinsarbeit gemeinsam
zu partizipieren, um die Vernetzung, den
Informationsaustausch und Knowhow-Trans-
fer zwischen den verschiedenen Arbeits-
kreisen weiter zu fördern, stehen ganz oben
auf meiner Liste.
Sie haben gleich zehn Arbeitskreise unter
Ihren Fittichen – und damit mehr als jeder
andere Regionaldelegierte im ICV.
Braucht es an dieser Stelle jemanden mit
Ihrer Energie oder ist es aus Ihrer Sicht
eigentlich egal, ob man fünf oder zehn
Arbeitskreise betreut?
Die Anzahl ist natürlich ein Kriterium. Da ich
mich sehr gerne persönlich einbringe, sind
zehn mehr als fünf. Gerade am Anfang wird
die Kommunikation und die dafür benötigte
Zeit daher herausfordernd. Die eigentliche
Herausforderung schultern aber die Arbeits-
kreisleiter, die das hervorragend tun. Es ist
schön, eine neue Aufgabe mit diesem Rück-
grat und dieser Unterstützung gemeinsam
anzugehen.
Alle regionalen Arbeitskreise, die Ihnen
als Delegierte Deutschland Süd zugeord-
net sind, werden von Männern geleitet.
Wie erleben Sie den Umgang mit ihnen?
Verblasst das alte Rollenklischee
zugunsten des Verständnisses, dass es
auf die Teamleistung und nicht auf die
Geschlechterrollen ankommt? Oder
spüren Sie als Frau noch Vorbehalte in
der Zusammenarbeit?
Ganz im Gegenteil. Ich freue mich, dass
meine AK-Leiter-Kollegen mir ihr Vertrauen
ausgesprochen haben. Das ist schon was
Besonderes. Außerdem finde ich es toll,
dass bereits vier Frauen in stellvertretender
Funktion aktiv sind. Und vielleicht ändert sich
das ja schneller als wir denken. In meinem
AK Franken steht die Wahl der Leitung und
Stellvertretung an. Die Chancen sind gut …
Ein offener und wertschätzender Umgang
miteinander sind für mich eine sehr gute
Voraussetzung für eine konstruktive Zusam-
menarbeit. Wenn das gegeben ist, spielt
das oft zitierte Rollenklischee keine Rolle.
Zehn Jahre Mitarbeit in ICV-Fachkreisen,
fünf Jahre Leitung eines Arbeitskreises,
jetzt Regionaldelegierte – was schultern
Sie zusätzlich in fünf Jahren im und für
den ICV?
Zunächst ist es mir wichtig, gut in meiner
neuen Aufgabe anzukommen. Ich habe viele
Ideen, und wenn manches davon den ICV
bereichert und voranbringt, dann wäre schon
einiges erreicht. Was ich in fünf Jahren
mache? Ganz ehrlich – das kann ich heute
noch nicht sagen. Wichtig ist, es muss Sinn
stiften und Spaß machen. Aus heutiger Sicht
kann ich mir nicht vorstellen, dass dem ICV
neue Ideen und Herausforderungen ausgehen.
Ihr ehrenamtliches Engagement im ICV,
aber auch in Ihrem Wohnort ist enorm.
Warum tun Sie das?
Das lässt sich einfach beantworten. Es
bereichert mein Leben und ich bekomme viel
mehr zurück als erwartet. Ich glaube, dass
das gesellschaftliche Engagement in Zukunft
noch sehr an Bedeutung zunehmen wird.
Wie gelingt es Ihrer Meinung nach,
Menschen – gerade auch junge – dazu
zu bewegen, sich ehrenamtlich zu
engagieren, und warum sollten sie es
auch im ICV tun?
Menschen engagieren sich, wenn Sie für
eine Sache motiviert sind und etwas bewegen
können. Das gilt auch für die jüngeren
Generationen. Gleichwohl tun Sie es in
anderer Art und Weise und achten auf die
Vereinbarkeit mit ihren Lebenszielen. Die
„klassischen“ Vereinsstrukturen passen daher
nicht mehr zu allen Ausprägungen ehren-
amtlichen Engagements. Wir sollten offen
über weitere Formen von Teilhabe und
Wirken im Verein diskutieren.
Claudia Maron
ist
Österreicherin und
inzwischen auch
begeisterte Fränkin.
Gleich nach dem
Studium der Betriebs-
wirtschaft (Wirtschafts- und Sozialwissen-
schaften, 1981-1987) an der Universität
Innsbruck zog es sie nach Deutschland.
1989 startete sie bei DATEV in Nürnberg,
seit 1996 als Führungskraft mit Prozess-
und Projektverantwortung. Dazu gehören
verschiedenste kaufmännische Stationen
im Controlling und Rechnungswesen.
Hierzu gesellte sich 2012 die Leitung der
Abteilung Betriebswirtschaft. Seitdem
verantwortet sie das Unternehmens-
reporting, das Risikomanagement und
unterstützt im Strategieprozess. Das von
ihr aufgebaute Nachhaltigskeitscontrolling
wurde 2016 mit dem Green-Controlling-
Preis ausgezeichnet. Jüngstes fachliches
Baby ist die digitale Ökonomie: „Wie gehen
kaufmännische Prozesse 4.0 und welche
Herausforderungen ergeben sich für das
Controlling?“ 2016 kam eine Lehrverpflich-
tung „Internationales Controlling“ an
der IBS (International Business School,
Nürnberg) hinzu.
Inzwischen ist Irland zur dritten Heimat
geworden. Ihre drei Kinder (24, 22, 18
Jahre) leben seit 2007 in Dublin (Schule,
Studium). „Besonderes Highlight bei
meinen Besuchen ist das Schwimmen in
der frischen irischen See. Erholung vom
beruflichen Alltag finde ich darüber hinaus
bei Trekking-Touren in touristisch noch
wenig erschlossenen Gebieten (Kirgistan,
Kamtschatka, Kolumbien)“.
Netzwerken, ehrenamtliches und soziales
Engagement gehören zum Alltag von
Claudia Maron. Seit ca. zehn Jahren ist sie
beim ICV in Fachkreisen (Moderne Budge-
tierung, Green Controlling, RMS) aktiv. Im
Jahr 2012 übernahm sie die Leitung des
regionalen Arbeitskreises Franken, 2017
die Aufgabe der ICV-Delegierten Deutsch-
land Süd. Privat engagiert sie sich in
örtlichen Vereinen. Aktuell unterstützt sie
Flüchtlinge dabei, qualifizierte Arbeits-
und Ausbildungsplätze zu finden.
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