REGION_REPORT_RHEIN_NECKAR 06/2016 - page 8

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REGIONREPORT
RHEIN-NECKAR
I
KONVERSION
Da eine Innendämmung der denkmal-
geschützten Gebäudehülle aus bautech-
nischen Gründen nicht möglich war,
entwickelte Winter die Idee eines Haus-
im-Haus-Konzepts. Konkret wird unter
Einhaltung eines ausreichenden Lüftungs-
abstands im Inneren der Halle ein eigen-
ständiges Haus errichtet. Die entstehen-
denLoft-Wohnungen verfügen über große
Fensterflächen, lichtdurchflutete Räume,
einen Balkon im Hallenmittelschiff und
eine Dachterrasse mit Panoramablick.
Die Halle ist Teil einer rund sechs Hektar
großen Industriebrache. Das Roßlauf-
Gelände diente jahrzehntelang als Indus-
triestandort, das nach der Insolvenz der
beidenGroßunternehmen IMBEG (1984)
und IBAG (1997) brach lag. Die Bestands-
gebäude wurden inzwischen abgerissen,
das Grundstück saniert. In Sichtweite der
Halle sind ein Lebensmittel- und ein Dro-
geriemarkt entstanden, imnördlichen Teil
sollen später auf gut 25.000 Quadratme-
tern Reihen- und Doppelhäuser gebaut
werden. Das Areal befindet sich im
D
ie Schließung von Produktionsstand-
orten, der Abzug desMilitärs und die
Aufgabe von Infrastrukturflächen
bescheren der Metropolregion Rhein-
Neckar zahlreiche Großflächen, für die es
zukunftsfähige Konzepte zu entwickeln
gilt. Frei werdende Gewerbeimmobilien
bergen die Chance, eine neue, innenstadt-
adäquatere Nutzung zu ermöglichen und
gleichzeitig bestehende negative Ausstrah-
lungseffekte auf ein Quartier abzubauen.
Flächenfreisetzungen und die Entstehung
von Brachen sind kein neues Phänomen
der Stadtentwicklung. Allerdings hat sich
der Zyklus von Brache, Revitalisierung
und Neunutzung verkürzt und die Kom-
plexität der Umgestaltung nimmt zu.
WOHNEN IM INDUSTRIEDENKMAL
Wer
heute durch die ehemalige Montagehal-
le der IBAG-Werke in Neustadt an der
Weinstraße läuft, ist beeindruckt von den
Ausmaßen des dreischiffigen Gebäudes.
Der Zahn der Zeit wird in der denkmalge-
schützten, in den Jahren 1910/11 errichte-
Neue Nutzungen für alte Flächen
Unbebaute Grundstücke mit guter Infrastruktur sind insbesondere in Ballungsgebieten knapp.
Bestandsimmobilien und innerstädtische Brachflächen gewinnen vor diesem Hintergrund für
Investoren an neuem Glanz: Beispiele aus der Region Rhein-Neckar.
Foto: Bobka, Regioplan
ten Halle überall sichtbar und es benötigt
viel Fantasie, diese mit den lichtdurchflu-
teten Loft-Wohnungen auf dem Prospekt
der Wetzlarer Firma Regioplan, die die
Halle zu neuem Leben erwecken will, in
Übereinstimmung zu bringen. „Die Revi-
talisierung ist aufgrund des an vielen Stel-
len maroden Eisenbetons aufwändig, und
die technische Umsetzung ist sehr kom-
plex. Allerdings erhalten wir damit ein
herausragendes Baudenkmal und können
durch die Kombination von historischem
Charme undmodernemStandardUnikate
bieten, die es im Neubau so nicht gibt“,
erläutert Regioplan-Geschäftsführer Hu-
bertus Winter.
Die nach einem Entwurf des Inge-
nieurs Karl Fischer als Rippenkonstruk-
tion in Eisenbeton errichtete Halle ist 96
Meter lang und 14,5Meter breit. Sie wurde
bereits zu ihrer Bauzeit als „ein ganz her-
vorragendes Beispiel neuzeitlicher Ingeni-
eurbaukunst“ viel beachtet. Problematisch
gestalte sich vor allem die Sanierung des
Eisenbetons, berichtet Winter.
Die ehemalige Montagehalle der IBAG-Werke in Neustadt liegt brach. In dem Industriedenkmal sind Loft-Wohnungen geplant.
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