KARSTEN ZUNKE ist Fachjournalist für Digitalisierung in
Marketing, Vertrieb & HR.
32 Grad im Schatten, strahlender Sonnenschein. Am Him-
mel über Berlin war am 1. Juni keine Spur von Demut zu ent-
decken. Doch am Landwehrkanal in Berlin-Kreuzberg war dies
anders. „Demut.Macht.Sinn“ lautete das Motto, mit dem HR
Pepper zu seinem diesjährigen Hoffest geladen hatte. Fernab
klimatisierter Kongresszentren diskutierten rund 200 Gäste
einen Tag lang intensiv über Veränderungen der Arbeitswelt,
tauschten Erfahrungen aus, erweiterten Horizonte – und
schwitzten gemeinsam demütig bei einem ausgewogenen Mix
aus Vorträgen, Diskussionsrunden und praxisnahen Sessions.
Und das war gut so.
„Die Zeit der Einzelkämpfer ist vorbei“, brachte es Whatcha-
do-Mitgründer Ali Mahlodji in seinem Vortrag auf den Punkt.
Es gehe bei HR um die Lebenszeit von Menschen und nicht
darum, Befehle zu überbringen. Vor allem wurde an diesem
Tag deutlich: Damit jeder Einzelne seine Ideen und Stärken in
einem Unternehmen auf Augenhöhe einbringen kann, muss
das Management lernen, sich auch einmal zurückzunehmen.
„Loslassen ist ein wichtiges Führungskonzept“, sagte Sabine
Kluge in ihrer Session. Für die Beraterin von Kluge Consulting
ist klar, dass die Antwort auf die Digitalisierung die Vernet-
zung ist. Demut bedeute für Führungskräfte, das Wissen
anderer aus den Netzwerken wertzuschätzen und gemeinsam
Entscheidungen zu treffen.
Wie Veränderungen in der Praxis umgesetzt werden können,
zeigte HR Pepper am eigenen Beispiel. Die Change-Beratung
befindet sich selbst in einem Change-Prozess und hat unter
anderem ein neues Organisationsmodell eingeführt. Es basiert
auf Selbstorganisation, Eigenverantwortung und Kunden-
orientierung. So konnten Mitarbeiter sich gegenseitig für
bestimmte Rollen im Unternehmen vorschlagen, auch sich
selbst. Gründer und Geschäftsführer Matthias Meifert zeigte
sich positiv überrascht, wie stark sich junge Mitarbeiter auch
für verantwortungsvolle Rollen bewarben. Denn wenn Macht –
das zweite große Thema des Tages – besser verteilt wird, sind
dafür einerseits Menschen nötig, die bereit sind, Verantwor-
tung und Macht zu übernehmen, und wiederum andere, die
bereit sind, zugunsten von mehr Innovation und Kreativität
auch Macht abzugeben. Eine Selbstorganisation aufzustellen,
habe ihn viel Demut gelehrt, sagte Meifert den Teilnehmern.
Auch zeigte der Tag, wie groß das Interesse an neuen
Methoden der Zusammenarbeit ist. Sebastian Hollmann,
HR-Stratege bei Continental, demonstrierte die Möglichkeiten,
über „Working Out Loud“ die Machtveränderung, die ohnehin
in Unternehmen vor sich geht, bewusster in die Hand zu neh-
men. Insbesondere Frauen werden die Machtstrukturen weiter
verändern. So herrschte auf der Podiumsdiskussion Konsens
darüber, dass Unternehmen mehr Frauen in Führungspositio-
nen benötigen. Für den richtigen Weg fand sich weiterhin kein
Patentrezept, jedoch immer mehr positive Beispiele.
Vor allem eins dürfte auf dem Hoffest deutlich geworden
sein: Wenn es das Management schafft, eigene Positionen zu
überdenken und Dinge loszulassen, kann es Innovationen,
Kreativität und Fortschritt den benötigten Raum gewähren.
Die Transformation geht weiter.
„Eine Selbst-
organisation
aufzustellen, hat
mich viel Demut
gelehrt.“
Matthias Meifert, Geschäftsführer von
HR Pepper und Gastgeber des Hoffests
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HR Pepper Hoffest