Personalmagazin 8/2018 - page 3

Liebe Leserinnen und Leser,
viele CEOs sind stolz darauf, wenn ihr Unternehmen als
„familienfreundlicher“, „fairer“ oder „großartiger“ Arbeitge-
ber ausgezeichnet wird. Die entsprechenden Pokale stehen
häufig in der Eingangshalle der Firma und die Logos zieren
die Karriereseiten des Online-Auftritts. Immer mehr HR-Manager sind deshalb bestrebt, Siegel zu erwerben, in der
Erwartung, dass das auch positiv auf die HR-Arbeit abfärbt.
Die steigende Nachfrage führt zu einem größeren Angebot,
das schwarze Schafe anzieht, die ein lukratives Geschäft
wittern. Unsere Analyse in diesem Heft bringt drei Einsich-
ten ans Licht, die nicht allen gefallen werden.
Erstens. Employer Branding ist eine große Erfolgsgeschich-
te, für die HR Anerkennung aus dem Vorstand bekommt.
Viele HR-Bereiche lernen dabei, wie man sich wirkungsvoll
in ein gutes Licht stellen kann, was früher nicht zur DNA
von HR gehörte. Der Boom um das Employer Branding hat
eine Recruiting-Industrie entstehen lassen, die innovativ
und hip ist und von der die Firmen profitieren.
Zweitens. Die HR-Bereiche holen sich nicht nur Licht ins
Haus, sondern auch die dunklen Seiten, die zum Marketing
gehören. Aus den authentischen Einblicken in die Unter-
nehmen, die die HR-Bereiche schaffen wollten, werden
Blendwerke, die an die Hochglanzbroschüren vergangener
Zeiten erinnern. Dabei werden auch Methoden eingesetzt,
die zweifelhaft sind. Die Imagekampagnen entfernen sich
von der oft tristen Wirklichkeit. Selbst renommierte Firmen
erwerben Siegel, die nur der Dekoration dienen.
Drittens. An den Hochschulen wird über die Wirkung
von Arbeitgebersiegeln geforscht und dabei zeigen die
ersten Studien, dass die Bekanntheit vieler Siegel äußerst
gering ist und keinen Beitrag zum Arbeitgeberimage leistet.
Selbst bekannte Siegel liefern für bekannte Unternehmen
kaum einen Mehrwert, sie sind eher ein Risiko.
Arbeitgebersiegel sind dennoch nicht zu verteufeln.
Wenn der Erwerb von einem Siegel mit Benchmarking
und einem Projekt zur Verbesserung der Arbeitskultur
verbunden wird, kann das eine sinnvolle Investition sein.
Siegel, die allein der Dekoration dienen, sind Verbraucher­
täuschung und reine Geldverschwendung.
Reiner Straub
Herausgeber
„Das Geschäft
mit den über 200
Arbeitgebersiegeln
boomt. Doch bei
den meisten ist der
Nutzwert äußerst
gering.“
Titelbild: Jochen Schievink, Foto: Peter Granser
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Editorial
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