personalmagazin 1/2016 - page 42

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MANAGEMENT
_EMPLOYER BRANDING
personalmagazin 01/16
Bei Fragen wenden Sie sich bitte an
zeigen und die Essenz der Ausbildung
im Bild festzuhalten. Azubibewerber
werden heute mit Bildern überhäuft.
Ausbildungsbetriebe müssen etwas da-
für tun, damit ein Foto zum Hingucker
wird. Dabei ist die viel beschworene Au-
thentizität nicht alles.
Eine Backstube etwa muss aufwendig
ausgeleuchtet werden, damit gute Fotos
entstehen und der Beruf des Bäckers als
so spannend gezeigt wird, wie er tatsäch-
lich ist. In der Industrie verschwindet
die Technik heute zum Beispiel hinter
verkleideten Maschinen und program-
mierten Vorgängen. Hier kann es hel-
fen, das Unsichtbare wieder sichtbar zu
machen und einen Auszubildenden vor
einer Fräsmaschine in dem Moment zu
zeigen, wenn die Fräsköpfe gewechselt
werden, auch wenn dies nicht dem Nor-
malzustand der Maschine entspricht.
Das ist zwar nicht besonders authen-
tisch, weil auf einem solchen Bild keine
Standardsituation gezeigt wird, aber den-
noch können die Betrachter nur durch ei-
nen solchen Kunstgriff verstehen, woran
der Auszubildende tatsächlich arbeitet.
Die Inszenierung von Bildern ist des-
halb in der Azubifotografie kein Tabu,
sondern notwendige Voraussetzung für
ein gutes Ergebnis.
CHRISTIAN AHRENS
ist
Teil des Fotografen-Teams
Ahrens+Steinbach Projekte,
Köln.
FELICIA ULLRICH
ist Ge-
schäftsführerin von U-Form
Testsysteme.
So kommen Sie in zehn Schritten zu besseren und authentischeren Fotos für das Azubimarketing. Diese Vorgehensweise ist zwar auf-
wendiger, aber auch deutlich wirksamer als das Verwenden von Stockfotos. Und sie muss nicht unbedingt deutlich teurer sein.
Erstens: Beziehen Sie bei der Konzeption von Azubikampagnen
frühzeitig Fotografen mit ein. Fotografen können mehr als „knip-
sen“. Sie übersetzen Botschaften in Bilder und denken in Bildern.
Zweitens: Recherchieren Sie vor dem Fotografieren. Fotografen,
die nichts über den Betrieb, die Ausbildung und die Azubis wissen,
machen keine guten Fotos. Wenn das Unternehmen innerhalb einer
Employer-Branding-Analyse die Vorzüge als Ausbildungsbetrieb
trennscharf herausgearbeitet hat, gehören diese Informationen
unbedingt ins Briefing. Gute Fotografen sind zudem gute Recher-
cheure. Sie sollten im Vorfeld ein wertschätzendes Gespräch mit
den Azubis führen, um mehr über den Ausbildungsberuf und die
Ausbildung zu erfahren.
Drittens: Arbeiten Sie den Attraktivitäts-Kern im Ausbildungsberuf
heraus. Was mögen die Azubis an ihrem Ausbildungsberuf? Finden
Sie das durch Fragen heraus und stellen Sie genau solche Situatio-
nen dar. So treffen Sie mit Ihren Bildern die richtigen Bewerber.
Viertens: Zeigen Sie das Besondere am Betrieb. Alle guten Ausbil-
dungsbetriebe haben etwas Besonderes, ihre Tradition, ihre Nische,
ihre besondere Kultur. Das müssen Sie in den Bildern herausarbeiten.
Fünftens: Vermeiden Sie Klischees. Zeigen Sie nicht das Offensicht-
liche und seien Sie skeptisch gegenüber Bildmotiven, die Ihnen als
Erstes in den Sinn kommen: Junge zeigt Mädchen etwas auf dem
Laptop? Das trieft vor Genderklischees. Abrissbirne beim Ausbil-
dungsberuf des Bauwerksmechanikers? Die kommt heute im Alltag
des stark auf Wiederverwertung von Materialien abzielenden Jobs
kaum noch zum Einsatz. Die sorgenvoll auf den Patienten schau-
ende Krankenschwester? Das passt kaum zum heutigen Selbstver-
ständnis der gefragten Gesundheitsspezialistinnen.
In zehn Schritten zu guten Azubifotos
PRAXISTIPP
Sechstens: Komponieren Sie Bilder mit Liebe zum Detail. Zeigen Sie
auf dem Foto nur das, was Sie zeigen wollen, nicht mehr. Der Bildaus-
schnitt muss ebenso stimmen wie der Hintergrund. Ist dort der rostigs-
te Lieferwagen zu sehen oder der modernste, den der Betrieb hat?
Siebtens: Zeigen Sie keine Azubimodels. Nehmen Sie echte Azubis
aus Ihrem Betrieb. Das ist nicht nur glaubwürdiger, vielmehr stärkt
die Veröffentlichung solcher Bilder die Identifikation der Azubis
mit dem Unternehmen. Achten Sie bei der Auswahl weniger auf
physische Attraktivität: Mit George-Clooney-Typen, die sich in den
falschen Beruf verirrt haben, erzielen Sie keine glaubhaften Fotos.
Wählen Sie Azubis nicht nach dem Aussehen aus, sondern nach ihrer
Begeisterung für den Ausbildungsberuf. Zeigen Sie Azubis, die ihre
Ausbildung richtig gut finden. Das sieht man den Bildern an.
Achtens: Überwinden Sie Aufmerksamkeitshürden. Das Bild muss posi-
tiv funktionieren, Interesse und Neugierde wecken sowie Lust auf den
Beruf machen. Diesen Test bestehen viele heutige Azubifotos nicht.
Neuntens: Setzen Sie Azubikommunikation bildlich um. Was sind
Ihre Alleinstellungsmerkmale als Ausbildungsbetrieb? Worauf zielt
Ihre Azubikampagne? Wie ist das Kollegenumfeld, welche Technik
wird eingesetzt, welche Entwicklungsmöglichkeiten gibt es? Zeigen
Sie diese Schwerpunkte in Ihren Bildern.
Zehntens: Verteilen Sie die Bilder freizügig. Azubis sind als Kron­
zeugen der Qualitäten eines Ausbildungsbetriebs besonders glaub-
würdig. Verschaffen Sie deshalb den an der Kampagne beteiligten
Azubis und auch anderen Azubis im Betrieb freien Zugriff auf die
Bilder und rufen Sie sie dazu auf, diese großzügig unter ihren Freun-
den und Bekannten auf Facebook, Whatsapp und anderen Kanälen
zu verbreiten.
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