Region Report Hamburg - page 34

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REGIONREPORT
HAMBURG
I
STADTGEFLÜSTER
Hafens errichtet, der Kaiserspeicher. Im
Zweiten Weltkrieg weitgehend zerstört,
wurde er 1963 gesprengt. Nach einem
Entwurf vonWerner Kallmorgen entstand
1966 an dieser Stelle der Kaispeicher A.
Mit demAnstieg des Containertransports
verlor der Speicher in den 1990er Jahren
an Bedeutung und stand schließlich leer.
2003 beauftragte der Hamburger
Projektentwickler Alexander Gérard die
Schweizer Architekten Herzog & de Meu­
ron mit einer Projektskizze für ein neues
Konzerthaus auf dem Dach des alten Kai­
speichers. Am 28. Februar 2007 beschloss
die Hamburgische Bürgerschaft den Bau
der Elbphilharmonie. Das 110 Meter
hohe Gebäude wurde vom Baudienstleis
ter Hochtief errichtet. Die Fertigstellung
verzögerte sich von 2010 bis 2017, der An­
teil der Stadt an den Gesamtkosten stieg
von 272 Millionen im Jahr 2007 auf 789
Millionen Euro.
M
itten in der Elbe ist mit der Elbphil­
harmonie auf rund 1.700 Stahlbe­
tonpfählen ein Gebäudekomplex
entstanden, der neben drei Konzertsälen
ein Hotel, 45 Wohnungen und eine 4.000
Quadratmeter große Plaza in 37 Metern
Höhe mit 360-Grad-Panorama über die
Stadt umfasst. Für den Bau wurde der
alte Kaispeicher A komplett entkernt.
Den Aufbau umgibt eine Glasfassade
mit 1.100 Fensterelementen, die jeweils
zwischen vier und fünf Meter breit und
über drei Meter, im Foyer sogar fünf Me­
ter hoch sind. Die Glasscheiben wurden
bei 600 Grad Celsius auf den Millimeter
exakt gebogen undmit kleinen basaltgrau­
en und reflektierenden Punkten bedruckt,
damit sich das Gebäude durch Son­
neneinstrahlung nicht zu sehr aufheizt.
KONZERTSÄLE MIT „WEISSER HAUT“
Das
Herzstück der Elbphilharmonie ist der
Große Saal, ein Konzertsaal vonWeltklas­
se auf einer Höhe von 50Meternmit 2.100
Das Ende der endlosen Geschichte
Die Elbphilharmonie ist Hamburgs neuestes kulturelles Wahrzeichen. Eröffnung ist am
11. Januar 2017. Das Großprojekt dauerte Jahre länger als geplant und wurde deutlich teurer.
Es ist damit in guter Gesellschaft mit dem Taj Mahal, Versailles und dem Kölner Dom.
Plätzen. Aus Schallschutzgründen ruht
der 12.500 Tonnen schwere Saal mit seiner
äußeren Schale auf 362 Federpaketen und
ist damit vom restlichen Gebäude entkop­
pelt. Für die perfekte Akustik wurde von
dem bekannten Akustiker Yasuhisa Toyo­
ta ein besonderes Material entwickelt: die
„Weiße Haut“. Diese besteht aus insgesamt
10.000 Gipsfaserplatten, basierend auf
3-D-Berechnungen millimetergenau ge­
fräst. Die Oberflächenstruktur wurde spe­
ziell für den Großen Saal programmiert
und besteht aus zirka einer Million auf
die Raumgeometrie angepassten Zellen.
Die Elemente wiegen je nach Stärke und
Größe zwischen 35 und 125 Kilogramm.
Das Orchester befindet sich in der Mitte
des Saales, während die Ränge zu einem
steilen Zuschauerkessel hinaufragen.
Die Elbphilharmonie entsteht an
einem historisch bedeutsamen Ort: im
Sandtorhafen. 1875 wurde hier das mit
19.000 Quadratmetern Lagerfläche da­
mals größte Lagerhaus des Hamburger
Gabriele Bobka
Fotos: Maxim Schulz, Herzog & de Meuron
«
Die Glaselemente halten Orkanböen bis
zu 150 Kilometer pro Stunde aus. Ein
aufwändiges Stahlfachwerk ermöglicht
das stützenfreie Konzerthaus-Dach.
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