Immobilienwirtschaft 12-1/2016 - page 18

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MARKT & POLITIK
I
WOHNUNGSBAU
Dabei gilt inMünchen für den geförderten
Wohnungsbau eine 30-Prozent-Quote.
Nach Angaben der Stadt sind zwischen
1994 und 2014 im Rahmen der SoBoN
rund 10.500 Sozialwohnungen errichtet
worden.
60 davon entstanden in den Lenbach-
gärten, einem der exklusivsten und teu-
ersten Neubauquartiere der Stadt. Uwe
Schmitz, Vorstandsvorsitzender des Len-
bachgärten-Entwicklers Frankonia Euro-
bau AG, hattemit der städtischenVorgabe
kein Problem. „Projektentwickler sollten
solche Modelle vorbehaltlos betrachten“,
sagt er. „Ich halte es für richtig, dass es
im Wohnungsbau eine soziale Durchmi-
schung gibt.“ Voraussetzung für den Er-
folg solcher Modelle, betont Schmitz, sei
allerdings, dass man sie vernünftig kalku-
lieren könne und dass nicht nachträglich
Forderungen erhoben würden.
NachAnsicht von Stadtbaurätin Elisa-
beth Merk ist diese Voraussetzung an der
Isar gegeben: „Dadurch, dass die SoBoN
konsequenter Bestandteil aller städtebau-
lichen Planungen ist und es zu keinen Fall-
zu-Fall-Entscheidungen kommt, sind die
D
ass der Gemeinderat von Freiburg
bundesweit Aufsehen erregt, ist sel-
ten der Fall. Im Mai dieses Jahres
aber war es so weit: Mit 25 zu 24 Stim-
men beschlossen die Abgeordneten eine
50-Prozent-Quote für Sozialwohnungen
bei neuen Bauvorhaben. Von einem„bun-
desweit einmaligen Beschluss“ schrieb die
örtliche Presse – und dieser Beschluss gel-
te selbst dann, wenn „ein privater Haus-
herr ein Zweifamilienhaus auf die eigene
Wiese stellt“.
Das stimmt allerdings so nicht. Denn
die Quote gilt nicht bei jedem Bauvor-
haben, sondern nur dann, wenn durch
einen Bebauungsplan Baurecht für ein
zuvor nicht für den Wohnungsbau vorge-
sehenes Areal geschaffen wird. Und bun-
desweit einmalig ist zwar die in Freiburg
beschlossene Höhe des Anteils geförderter
Wohnungen, nicht aber das Prinzip, Pro-
jektentwickler zum Bau von Sozialwoh-
nungen zu zwingen. Ganz im Gegenteil:
Immer mehr Großstädte – von Stuttgart
über Köln bis Berlin – setzen auf solche
Modelle, um die soziale Mischung in den
Städten zu erhalten.
VORBILD MÜNCHEN
IhrenUrsprung haben
diese Ansätze in München. ImMärz 1994
beschloss die bayerische Landeshauptstadt
die Sozialgerechte Bodennutzung (So-
BoN), an der sich die allermeistenModelle
der anderen Städte orientieren. Der SoBoN
lag und liegt die Überlegung zugrunde, die
Projektentwickler an den Kosten und Las-
ten zu beteiligen, die durch die kommu-
nale Bauleitplanung ausgelöst werden. Zu
diesem Zweck schöpft die Kommune ei-
nen Teil des Planungsgewinns ab, der sich
aus der Umwandlung in Bauland ergibt.
In städtebaulichen Verträgen wird dabei
festgelegt, welche Leistungen – etwa die
Straßenerschließung, den Bau einer Kin-
dertagesstätte und eben die Errichtung
öffentlich geförderter Wohnungen – der
Vorhabenträger erbringen muss.
Umstrittene Quote für Entwickler
20 Prozent? 30 Prozent?
Oder gar – wie dieses Jahr
in Freiburg beschlossen –
50 Prozent? Immer mehr
Großstädte verordnen Pro-
jektentwicklern einen Min-
destanteil an geförderten
Wohnungen. Im Einzelnen
unterscheiden sich die
Modelle aber deutlich –
und auch die Reaktion der
Bauträger fällt unterschied-
lich aus.
Fotos: BFW; canadastock/shutterstock.com
„Das Düsseldorfer Modell
erschwert die Situation.“
Elisabeth Gendziorra,
BFW-Geschäfts-
führerin des Landesverbandes NRW
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