Immobilienwirtschaft 12-1/2016 - page 13

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Finanzierung, das Management und die
Bewertung – kaum abzuschätzen sind.
Die Mietvertragslaufzeiten ändern sich
bereits: In Berlin liegen die Abschlüsse
bei bis zu höchstens drei Jahren und er-
reichten in 2013 mit rund 31 Prozent den
mit Abstand höchstenMarktanteil, so eine
Colliers-Untersuchung.
Researcher Tobias Dichtl führt das auf
den noch nicht ausgemachten Unterneh-
menserfolg vieler Start-ups zurück. Doch
auch etablierten Unternehmen fallen
Prognosen zunehmend schwerer, ange-
sichts immer schnellerer Produktzyklen,
wachsender Konkurrenz im Ausland und
kaum vorhersehbarer Entwicklungen an
den Finanzmärkten.
Wie gehen Büroimmobilien-Anbieter
damit um? Statt einer monatlichen Miet-
einnahme schlägt Intels Chef-Futurist
Steve Brown eine Umsatzprovision auf die
Flächenproduktivität vor und OVG-Chef
Martin Rodeck denkt darüber nach, wie
sich die Daten einer Immobilie zukünftig
verwerten lassen. Besonders aufmerksam
beobachten derzeit die Immobilienbewer-
ter die Entwicklung, denn es wird deut-
lich, dass ein Green-Building-Label allein
im digitalen Zeitalter kein aussagekräfti-
ges Dokument für die Zukunftsfähigkeit
einer Büroimmobilie ist. Es bleibt also
schwierig – aber sehr spannend.
Büro auf demAreal. Die dafür anfallende
Nutzungsgebühr wird von seinem Konto
abgebucht.
Nutzen statt besitzen, lautet das Mot-
to, das nicht nur für Konsumgüter gilt.
Zukünftig werden alle Lebensbereiche
davon betroffen sein und damit alle Sek-
toren. So hat sich die IT-Branche nach
schmerzlichen Anpassungsprozessen
darauf verlegt, Software- und Cloud-
lösungen statt Hardware zu verkaufen.
Und vielleicht sind die Klimmzüge der
Automobilindustrie, mit denen sie ver-
sucht, dem veränderten Mobilitätsver-
halten der Digital Natives zu begegnen,
ein Vorgeschmack auf das, was auf den
Büroimmobilienmarkt zukommt. Bezahlt
wird für den Gebrauch und bei Bedarf,
nicht aber für die Bürofläche als solche.
Für den Nutzer eine praktische Sache.
Sollte sich dieses Szenario allerdings
ausweiten, gerät ein Geschäftsmodell ins
Wanken, dessen Konsequenzen – für die
mit modernen Arbeitswelten beschäftigt,
weist darauf hin, dass der Nutzer und sei-
ne Bedürfnisse stärker als bisher in den
Mittelpunkt gehören. Schon alleine, weil
der Kampf um Talente ohne eine auch
räumliche Zukunftsvision für traditions-
verhafteteUnternehmen schwer zu gewin-
nen sei.
NUTZEN STATT BESITZEN
Im Neubau wer-
den bereits Mixed-Use-Konzepte reali-
siert, wie das „The Square 3“ im Berliner
Bezirk Alt-Hohenschönhausen. Wegwei-
send ist außerdem das gerade entstehen-
de 40.000 Quadratmeter-Stadtquartier
„Schwabinger Tor“ in München, das sich
am Prinzip der Sharing Economy orien-
tiert. Über ein Onlineportal können die
NutzerWohnen, Arbeiten, Einkaufen und
Freizeit organisieren. Möchte ein Mieter
zum Beispiel für einige Stunden raus aus
seinem Home Office, bucht er kurzer-
hand einen Arbeitsplatz im Coworking-
«
Dagmar Hotze, Hamburg
Warum noch im Büro
sitzen, wenn sich die
Arbeit auch vom Café
aus erledigen lässt?
Verschiedene Entwicklungen, etwa der Internetausbau, werden großen
Einfluss auf die Gesellschaft haben. Einige Visionäre, wie der Soziologe
Jeremy Rifkin, sagen beachtenswerte Dinge voraus, auch für die Immobili-
enwirtschaft. Illusorisch? Visionär? Oder mehr? – Eine Serie.
Immobilienwirtschaft nach der
Dritten Industriellen Revolution:
Aspekte und Ausblicke
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DIR
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Foto: wavebreakmedia/shutterstock.com
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