Immobilienwirtschaft 10/2015 - page 70

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EXPO REAL
2015
I
DIGITAL REAL ESTATE
In der Praxis bedeutete das, auf einem
Tanker eine übergreifende Strategie für die
technische und inhaltliche Umsetzung zu
entwickeln, damit ein Schnellboot fahren
kann. Eine Herkulesaufgabe, die vor allem
deshalb gelang, weil neben versierten ex-
ternen Dienstleistern von Beginn an alle
Beteiligten in das Geschehen einbezogen
wurden: Jeweils zwei Mitarbeiter waren
aus der Vermietungsabteilung vor Ort
involviert. Mit regelmäßigen internen
Newslettern wurde die Belegschaft über
den Fortgang informiert, und zentrale Ei-
gentümer- undNutzerkampagnen sorgten
für eine konstante Kommunikation nach
außen. Jeder wusste, wo es langgeht. Da-
raus entstand ein abteilungsübergreifen-
der Teamspirit und damit der entschei-
dende Faktor für die reibungslose Anpas-
sung der betroffenen Business-Prozesse
und benötigten Immobiliendaten.
„Die kundenseitige Akzeptanz war
direkt gegeben“, freut sich Marketingstra-
tegin Hippler und fügt hinzu, dass „die
Eigentümerkunden den zusätzlichen pro-
fessionellenOnline-Vermarktungsservice
ihrer Objekte sofort zu schätzen wussten.“
Der Erfolg kann sich sehen lassen: So
brachte das eigene Onlineportal in 2014
ein Plus von rund 15 Prozent zusätzlichen
Neuanfragen, in diesem Jahr sind es bis
einschließlich Juli schon rund 18 Prozent.
Und noch etwas wurde erreicht: Ein inter-
VOM SILICON VALLEY LERNEN
Auf also ins
mächtigste Tal der Welt? Warum nicht.
Doch auch ohne Fernreise sollte es zwi-
schen der Norddeutschen Tiefebene und
dem Bayerischen Wald gelingen, auf digi-
tale Lösungen für ein zukunftsorientiertes
Immobilienbusiness zu kommen. Michael
Ullmann, Gründer der ersten Immobilien-
Crowdfunding-Plattform Deutschlands,
der an der Podiumsdiskussion „Crowd-
funding: Alter Wein in neuen Schläu-
chen?“ (06.10. 2015, 16-16:50 Uhr, Halle
A2, Stand 040) teilnimmt, regt etwa an, die
Immobilie einmal aus der Perspektive von
Google zu betrachten, und entwickelt da-
raus folgende Vision: Nicht Quadratmeter
sind für den Tech-Giganten interessant,
sondern die Daten, die in einem Gebäude
entstehen. Was, wenn ihre Verwertung lu-
krativer ist als der Mietertrag? Zahlt der
Nutzer seine Miete dann künftig in Daten
statt in einer Geldwährung? Und wenn ja,
was bedeutet das für das Geschäftsmodell
von Immobilieneigentümern?
Wer vermag vorherzusagen, was
kommt, meint Ullmann. Sicher sei indes,
dass die Digitalisierung die Immobilien-
wirtschaftnachhaltig verändernwerde. Die
diesjährige Expo Real ist eine Momentauf-
nahme dieser Transformation.
«
Dagmar Hotze, Hamburg
disziplinäres Arbeitsteam ist entstanden,
dem inzwischen auch jeweils ein Spezialist
für Suchmaschinenmarketing (SEO) und
für KPI-Daten angehört. Das Know-how
für die Umsetzung weiterer Digitalstrate-
gien ist somit vorhanden.
EDARLING FÜR IMMOBILIENINVESTOREN
Dass immobilienwirtschaftliche Ge-
schäftsprozesse für das 21. Jahrhundert
neu gedacht werden müssen, davon ist
auch Norman Meyer überzeugt, der 2011
die Online-Plattform Asset Profiler (Hal-
le B1.410) gegründet hat. Ähnlich wie
bei der Partnersuche mit eDarling kön-
nen professionelle Immobilieninvestoren
über sein Portal nach dem passenden
„Liebling“ suchen und bei Gefallen den
Anbieter kontaktieren. Ergänzend zu den
eingegebenen Daten ist es möglich, Do-
kumente hochzuladen oder einzusehen.
Alle Assetklassen sind bis zu einem In-
vestmentvolumen von 40 Millionen Euro
vertreten. Die Kontaktaufnahme erfolge
unter absoluter Diskretion, versichert der
Geschäftsführer. „Gerade das war und ist
das schlagende Argument und der Grund,
warumwir kaumÜberzeugungsarbeit für
unser Portal leistenmussten undmüssen.“
Namhafte Investoren wie Patrizia,
Arcrest Property Group und Nai Apol-
lo nutzen den Service der Plattform, auf
der momentan Hochbetrieb herrscht, wie
überall am Immobilienmarkt. Den Erfolg
führt der gelernte Volkswirt auch darauf
zurück, dass IT-Entwickler genauso zur
Mannschaft gehören wie Kaufleute. Die
unterschiedlichen Sichtweisenwürden zur
Weiterentwicklung des Portals beitragen
und ließen sich durch die Inhouse-Kom-
petenz zudemschnell realisieren. „Wichtig
ist vor allem, die Branchenbrille abzuset-
zen“, sagt Meyer und empfiehlt die Lek-
türe des Bestsellers „Silicon Valley“ von
ChristophKeese, Executive Vice President
der Axel Springer SE, der 2013 ein halbes
Jahr in Palo Alto war, um sich mit dor-
tigen Unternehmen und Institutionen zu
vernetzen. „Von dem, was hier beschrie-
ben wird, kann die Immobilienwirtschaft
einiges lernen.“
40
Auf der Online-Plattform Asset
Profiler sind alle Assetklassen bis
zu einem Investitionsvolumen
von 40 Millionen Euro vertreten.
Eine ausführliche Liste der
IT-Anbieter auf der Expo
finden Sie nachfolgend auf den
Seiten 72 und 73
MESSE-TIPP
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