Immobilienwirtschaft 10/2015 - page 63

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JLL auch in B-Lagen und mit kleineren
Volumen arbeitet, setzt CB Richard El-
lis (CBRE) auf internationale Expertise.
„Wir haben ein großes Dienstleistungs-
spektrum, sind global aufgestellt und
ergänzen diese Plattform mit lokalem
Wissen“, erklärt CBRE-Deutschlandchef
Peter Schreppel. CBRE sieht sich dabei
gut an den großen Standorten vertreten:
von München bis Hamburg und Berlin.
„Büros in neuen Städten würden wir nur
noch strategisch aufmachen“, sagt er – also
durch Zukäufe. Auch BNP Paribas fokus-
siert auf die „großen sechs“ – München,
Frankfurt, Hamburg, Berlin, Düsseldorf
und Köln. E&V hingegen sieht seinen
Wettbewerbsvorteil in den vielen Büros
vor Ort und in Mitarbeitern mit detail-
lierter Marktkenntnis. „Wir merken, dass
die Nachfrage auch in kleineren Städten
gut funktioniert, und da sind wir breit
aufgestellt“, sagt Beller. E&V ist an fast
50 Standorten mit Gewerbeimmobilien-
experten vertreten.
VOM MAKLER ZUM UMFASSENDEN DIENST-
LEISTER
Unabhängig vom Standort be-
obachten die Makler einen Trend in
Richtung Innenstädte. „Unternehmen
definieren sich mehr als früher über die
Location“, sagt BNP-Paribas-Real-Estate-
CEO Piotr Bienkowski. Auch JLL-Chef
Pörschke beobachtet: „Bei Nutzern steigt
der Druck, Talente zu gewinnen – und die
haben ein genaues Gefühl dafür, wo und
wie sie arbeiten wollen.“
Diese Kunden erwarten von dem von
ihnen beauftragten Makler folglich Ein-
schätzungen und Lösungen, die weit über
das Vermitteln hinausgehen. Immer sel-
tener ende die Arbeit des Maklers damit,
Kunden mit Objekten zusammenzubrin-
gen, bekräftigt etwa Savills-CEO Lem-
li. „Es reicht beispielsweise nicht mehr,
einem Kunden in der Bürovermietung
drei oder vier Anmietoptionen mit Miet-
konditionen zur Auswahl vorzulegen. Der
Kunde will heute immer häufiger wissen,
wie sich die verschiedenenAlternativen in
seinen Ergebnissen niederschlagen oder
welcher der vorgeschlagenen Standorte
ihm möglicherweise Vorteile im Wett-
bewerb um talentierte Mitarbeiter ver-
schafft“, beschreibt er die Veränderungen
im Berufsbild. Dazu passt die Ankündi-
gung von JLL, kräftig in die Tochter Tétris
zu investieren, die Schlüsselfertiglösungen
für den gewerblichen Innenausbau anbie-
tet. Es geht dabei sowohl um Büro- und
Einzelhandelsflächen als auch um Hotel-
und Logistikimmobilien. „Die Kunden
wollen aus einer Hand bedient werden“,
sagt Pörschke.
Büroräume sollen flexibel nutzbar
sein, Beleuchtungssysteme kreativitäts-
fördernd und der Standort soll Ruhe- und
Begegnungsbereiche ermöglichen. Auf
dem Logistikmarkt rücken Fragen bezüg-
lich der gestiegenen Internet-Einkäufe in
den Fokus: Die Kette von Bestellung über
Lagerung, Verteil- und Abholzentrum
muss rasch und reibungslos funktionie-
ren – ein Trend, den die USA vormachen
und bei dem Makler in Deutschland vor
allem im Lebensmittelbereich Nachhol-
bedarf sehen. „Das sind globale Prozesse,
die wir aufsaugen, analysieren und unsere
Kunden dabei mit Konzepten und Strate-
gien unterstützen“, beschreibt CBRE-CEO
Schreppel die Anforderungen.
Derartige Entwicklungen verdeutli-
chen auch, dass sich die Gewerbeimmo-
bilienmakler stärker als bisher inhaltlich
verzahnen müssen: Die strikte Trennung
von Logistik, Einzelhandel und Büro gibt
es nicht mehr, alles hängt mit allem zu-
sammen. Mitarbeiter müssen sich schnell
einen Überblick über neue Themen ver-
schaffen können, gleichzeitig spielen Ei-
genschaften wie Teamfähigkeit, Kommu-
nikation und Kundenbewusstsein eine
erheblich größere Rolle als früher. Da bei
der Vergabe von Großaufträgen Pitches
die Regel geworden sind, bei denen sich
die Schwergewichte der Branche nicht
mehr auf persönliche Kontakte verlassen
können, braucht es auch Präsentations-
experten im Haus.
INVESTITION IN TALENTE
Kaum verwun-
derlich, dass alle befragten Makler Inves-
titionen in Mitarbeiter an erster Stelle
nennen. „Bei den Kräften mit etwa fünf
JahrenBerufserfahrung buhlenwir umdie
gleichen Leute“, sagt BNP-Paribas-Real-
Estate-Chef Bienkowski. „Da herrscht ein
War of Talents.“ JLL will weiter wachsen
und verstärkt Großkunden in den Blick
nehmen. Das Unternehmen ist mit mehr
als 800 Mitarbeitern bereits das bundes-
weit größte. Savills achtet bei seiner Perso-
nalentwicklung darauf, „Spezialisten- mit
Generalisten-Know-how zu verbinden.
Wir setzen auf markterfahrene Mitar-
beiter, die wir mit regelmäßigen Fortbil-
dungsprogrammen weiter fördern“, sagt
Lemli. „Der Trend, dass Kunden immer
umfassender betreut werden wollen, for-
dert einen passenden Mix aus Dienstleis-
tungserfahrung und Expertenwissen.“
CBRE entwirft die Vision, seine Mitarbei-
terzahl in fünf Jahren auf 2000 zu verdrei-
fachen – ebenfalls mit einer Breite über
alle Dienstleistungen hinweg.
E&V bildet seinen Nachwuchs an ei-
ner eigenen Akademie aus. BNP Paribas
wirbt unter Verweis auf die langjährige
Firmenzugehörigkeit vieler Mitarbeiter
mit einer familiären Atmosphäre – und
hofft damit, zusätzlich zur Gehaltshöhe,
ein Argument für sich zu liefern. Zugleich
bekennt der Unternehmenschef, dass die
Forderungen von Nachwuchskräften
nach einer besseren Balance zwischen Ar-
beit und Privatleben wenig zu den Anfor-
derungen eines makelnden Alleskönners
passen: „Wir sindVollblutdienstleister, die
mehr als ,9 bis 5‘ leisten können müssen“,
sagt Bienkowski.
SUMMARY
»
Die großen Immobilienvermittler
in Deutschland stellen sich auf veränderte Kundenbedürfnisse ein.
»
Von der Standortberatung
über den Entwurf von individuellen Lichtkonzepten bis hin zur Schlüsselfertiglösung werden die
unterschiedlichsten Dienstleistungen
nachgefragt.
»
Um einen entsprechenden
Rundum-Service
vor Ort anbieten zu können, ist die Branche auf kompetentes Personal angewiesen.
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Kristina Pezzei, Berlin
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