Immobilienwirtschaft 10/2015 - page 14

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MARKT & POLITIK
I
DIE DRITTE INDUSTRIELLE REVOLUTION
der ULI Europe Conference in Paris erläu-
terte: „Der Grund, warum wir uns enga-
gieren, ist simpel: Wenn eine dieser Inno-
vationen unser Geschäftsmodell betreffen
sollte, dann ist es besser, frühzeitig davon
zu wissen, als später kalt erwischt zu wer-
den.“
MITTELSTAND GEHT THEMA RUHIG AN
In
Deutschland sind es vor allem Großkali-
ber wie BNP, Bilfinger und BEOS, die ihre
Dateninfrastruktur auf die Digitalisierung
anpassen. Im Mittelstand geht man das
Thema eher ruhig an. Gerade einmal die
Hälfte der für das Diskussionspapier „Di-
gitalisierung in der Immobilienwirtschaft“
der EBS Remi befragten Teilnehmer se-
hen den Digitalisierungsgrad in ihrem
Unternehmen weit fortgeschritten. Über
90 Prozent erwarten hierbei jedoch eine
deutliche Zunahme, insbesondere was
die Datenverarbeitung und Informati-
onsvielfalt betrifft. Transparenz heißt das
Zauberwort, dasmehr Effizienz und Effek-
tivität in die Immobilienbewirtschaftung
bringen soll.
Die sollte bereits seit 2008 durch das
Thema Nachhaltigkeit entstehen. Insbe-
sondere von Gebäudezertifikaten erhoffte
man sich mehr Informationen. Doch der
große Sprung nach vorn blieb aus. Denn
was sind schon die Daten einiger Green
Buildings gegen die vielen schwarzen In-
formationslöcher bei Bestandsobjekten?
Die müssen meist mühsam per Hand
gestopft werden, damit eine umfassende
„Business Intelligence“ entsteht, mit der
bessere operative oder strategische Ent-
scheidungen getroffen werden können.
International ausgerichtete Investoren
kämen umdiesenWissensvorsprung nicht
herum, ist Ralf Kuntschke, Regional So-
lutions Manager bei Yardi Systems, über-
zeugt: „Wer in den globalisierten Immo-
bilienmärkten mithalten will, der muss
einen 360-Grad-Blick auf sein Portfolio
haben, und zwar webbasiert und mobil
A
ufgrund der digitalen Transfor-
mation werden sich innerhalb der
nächsten fünf Jahre in jeder Bran-
che schätzungsweise 40 Prozent der Un-
ternehmen in einem völlig veränderten
Wettbewerbsumfeld wiederfinden, pro-
phezeit Cisco in seiner neuen Studie „The
Digital Vortex: How Digital Disruption Is
Redefining Industries“. Die Auswirkungen
können so stark sein, dass sogar etablierte
Unternehmen ins Trudeln geraten. Wie
sind Immobilienunternehmen davon be-
troffen? Zwar haben sie es mit unbeweg-
lichen Sachgütern zu tun, doch was macht
das, wenn Bits und Bytes neue Strukturen
schaffen?
DISRUPTIVE KRÄFTE NICHT UNTERSCHÄTZEN
Schaut man sich an, was Faisal Butt und
Umseh Kumar mit Property Innovation
Labs (kurz Pi Labs) in London vorhaben,
wird deutlich, wie radikal Immobilienun-
ternehmen ihr Geschäft neu denkenmüs-
sen. Die Macher – erprobte Risikokapital-
geber und Angehörige der Generation Y –
unterstützen Start-ups, deren Idee explizit
darauf abzielt, klassische Geschäftsfelder
der Immobilienwirtschaft zu revolutionie-
ren. Dabei kann es sich um eine neuartige
Dienstleistung, ein innovatives Architek-
turdesign oder eine Lösung für Big Data
handeln. Einzige Bedingung: Das Vorha-
ben muss skalierbar sein. Erst im Februar
2015 gestartet, sind die Investoren-Events
bereits Kult. Hier treffen Immobilisten auf
Tekkies und Private-Equity-Anbieter auf
Projektentwickler, die das verschlafene
Business auf ein neues Level bringen
wollen.
Doch halt! Wer meint, dies sei eine
spinnerte Idee von zwei Nerds in Ka-
puzenpullis, der irrt. Als strategischer
Partner ist Global Player Cushman &
Wakefield mit an Bord, der das disrup-
tive Potenzial von Pi Labs sofort erkannt
hat, wie Peter Victor, Senior Managing
Director bei Cushman & Wakefield, auf
Immobilienökonomie wird digital
Serie –
Teil 8
Die Immobilienbranche ist in
Sachen Digitalisierung eher
zurückhaltend. Einiges hat
sich zwar bereits getan, an-
deres steckt jedoch noch in
den Kinderschuhen. Deutsch-
land könnte von Ideen aus
dem Ausland lernen.
» Teil 9
(Heft 11.2015)
Digitalisierung: Einzelhandel
als Treiber
» Teil 10
(Heft 12-01.2016)
Alles digital – oder? Die Zukunft
der Digitalisierung
SERIEN
-VORSCHAU
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