Immobilienwirtschaft 10/2015 - page 8

8 SZENE
Markt & Politik
Frank Peter Unterreiner
Hurra, wir sind Dax! Mit der in Vonovia umbenannten Deutschen Annington ist seit dem
21. September endlich und erstmals die Immobilienbranche im wichtigsten deutschen Akti-
enindex vertreten. Das wurde aber auch Zeit! Schließlich erwirtschaftet die Immobilienwirt-
schaft eine Bruttowertschöpfung von rund 440 Milliarden Euro, das sind etwa 20 Prozent
dessen, was Deutschland an Gütern und Dienstleistungen produziert. Etwa 25 Prozent aller
Unternehmen und zehn Prozent aller Beschäftigten entfallen auf die wohl stärkste Branche.
In den vergangenen 20 bis 30 Jahren hat die Immobilienwirtschaft das nachgeholt, womit
andere Wirtschaftszweige 100 oder mehr Jahre zuvor begonnen haben: dem Aufbau von
Studiengängen, Researchinstituten, Branchenstandards, Leitmessen, schlagkräftigen Interes-
sensvertretungen, großen Unternehmen und, ja, auch das – Fachmedien. Die geplanten An-
forderungen an die Qualifizierung von Immobilienmaklern und -verwaltern gehören dazu.
Ist die Immobilienwirtschaft erwachsen geworden? Ja, sie ist es. Die Aufnahme der Vonovia
in den Dax mag als Symbol dafür gelten und sorgt ferner dafür, dass unsere Branche stärker
in den öffentlichen Fokus rückt. Der Wohnungsmangel in prosperierenden Regionen und
die gestiegenen Immobilienpreise tragen ebenfalls dazu bei, dass die Immobilienwirtschaft
präsenter ist als vielleicht je zuvor. Das ist Chance und Verpflichtung zugleich. Zu viele
Skandale betreffen unsere Branche, immer noch verführt das schnelle Geld zu illegalem und
illegitimem Handeln. Die Krise der Reits, der Offenen und Geschlossenen Immobilienfonds
liegt noch gar nicht lange zurück. Die meisten Menschen würden gerne in Immobilien inves-
tieren; sind wir sicher, für sie jetzt die geeigneten Produkte zu haben? Drücken wir Vonovia
und Co. die Daumen – und entwickeln wir vor allem unsere Branche gemeinsam weiter.
KOLUMNE
Endlich
erwachsen!?
1993
Grafik: Immobilienwirtschaft; Quelle: BFW
Immobilienanteil am Haushaltsvermögen sinkt
Der mit Abstand größte Vermögenswert der privaten Haushalte ist laut einer Analyse vom BFW unverändert
die selbstgenutzte Immobilie. 66 Prozent (im Osten 55 Prozent) des Haushaltsnettovermögens entfallen darauf.
Der Anteil an Geldvermögen (Sparguthaben, Lebensversicherungen und Wertpapiere) beträgt 34 Prozent
(im Osten 45 Prozent). 1993 betrug der Anteil des Immobilienvermögens am Gesamtvermögen eines Haushalts
noch annähernd 70 Prozent (in den neuen Ländern 60 Prozent). Der Rest war Geldvermögen.
2015
neue Bundesländer
45%
55%
40%
60%
1993 2015
alte Bundesländer
34%
66%
30%
70%
Geldvermögen
selbstgenutzte Immobilie
Foto: Bundesregierung/ Sandra Steins
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