Immobilienwirtschaft 10/2015 - page 13

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Der dezentralen Stromerzeugung für Mieter in
den Wohnquartieren droht das Aus. Der Gesetz-
entwurf sieht vor, nur noch die Einspeisung ins
Stromnetz und den Eigenverbrauch von Strom
aus Kraft-Wärme-Kopplung (KWK) für stromin-
tensive Unternehmen und Kleinstverbraucher zu
unterstützen. Genau die Förderung, die Mieter-
strom ermöglicht, soll eingestellt werden.
Bei Mieterstromprojekten nutzt im Gegensatz zu
Eigenstromprojekten nicht der Betreiber der KWK-
Anlage den Strom, sondern der Mieter. Seit der KWK-
Gesetzesnovelle im Jahr 2009 erhält der Mieterstrom
die für alle einheitliche KWK-Zulage von 5,41 Cent pro
Kilowattstunde bis 50 Kilowatt elektrisch und darüber
4 Cent pro Kilowattstunde. Bei über 250 Kilowatt
elektrisch sind es 2,4 Cent pro Kilowattstunde. Das
Bundesministerium für Wirtschaft und Energie schlägt
nun vor, diese Zulage deutlich zu kürzen und bei
größeren Anlagen – wie sie für ein Wohnquartier
nötig sind – ganz zu streichen. Damit werden Mie-
terstromprojekte der Wohnungswirtschaft sowie der
Contractoren und Stadtwerke bis auf wenige Ausnah-
men bald nicht mehr wirtschaftlich darstellbar sein,
und es wird praktisch keine neuen Projekte mehr
geben. Diese drastische Besserstellung von Großver-
brauchern und Eigenheimbesitzern im Vergleich zu
Mietern ist nicht zu rechtfertigen. Auch Mieter müs-
sen an den Vorteilen der Energiewende teilhaben
können, sonst leidet auf kurz oder lang die Akzep-
tanz. Studien beweisen, dass das Potenzial für Kraft-
Wärme-Kopplung in Wohngebäuden ein wichtiger
Bestandteil der Energiewende ist. Dass die Förderung
des Mieterstroms nun komplett eingestellt werden
soll, ist paradox. Entsprechend dem Koalitionsvertrag
hatte die Bundesregierung in dieser Legislaturperiode
vor, das Quartier als wichtige Handlungsebene für die
dezentrale Strom- und Wärmeerzeugung zu stärken.
Nun soll das Gegenteil passieren. Der GdW fordert
hier ein zügiges Umdenken.
AXEL GEDASCHKO
Kraft-Wärme-Kopplungs-
gesetz: Mieterstrom-
modellen droht das Aus
Axel Gedaschko ist Präsident des GdW
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