DIE WOHNUNGSWIRTSCHAFT 6/2015 - page 34

NEUBAU UND SANIERUNG
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und Sägenebenprodukte als Rohstoffe nutzen;
sogar die Verwendung nichtholzhaltiger Ligno-
cellulosen, wie beispielsweise Hanf oder Stroh,
ist möglich. Um Holz oder andere Lignocellulo-
sen aufschäumen zu können, wird der Rohstoff
zunächst stark zerkleinert und eine dickflüssige
Fasermasse erzeugt. Umdiese feinstzerkleinerten
Holzpartikel zu einem Schaum auszubilden, sind
spezielle Schäumverfahren erforderlich, an deren
Prozessfähigkeit zurzeit amFraunhofer WKI inten-
siv gearbeitet wird. Im Labormaßstab gelingt die
Herstellung bereits sehr gut. Holzschäume besit-
zen aufgrund ihrer Poren eine niedrige Rohdichte.
Schäume aus Buchenholz können beispielswei-
se gezielt in einem Rohdichtebereich zwischen
45 kg/m
2
und 280 kg/m
2
hergestellt werden. Die
vergleichsweise druckfesten, formstabilen Schäu-
me mit Druckfestigkeiten (bei 10% Stauchung)
von 0,02 N/mm
2
bis 0,82 N/mm
2
lassen sich wie
andere Holzwerkstoffe mechanisch leicht durch
Sägen, Fräsen usw. bearbeiten. Die Wärmeleit-
fähigkeiten dürften etwa zwischen denen von
Polystyrol (0,032 W/mK bis 0,040 W/mK) und
Holzfaserdämmplatten (0,040 W/mK bis 0,052
W/mK) liegen, eine Verifizierung der Werte steht
noch aus. Das Brandverhalten ähnelt demder Na-
Holzfasern und Wasser liefern eine schäumbare Holzfasermasse
Dr. Julia Scholtyssek beim Anrühren eines Holzschaums
turfaserdämmstoffe, sie brennen und glimmen.
Einige bereits durchgeführte Versuche geben
Hinweise auf ein selbstständiges Verlöschen.
Aufgrund des Herstellungsprozesses lassen sich
eventuell erforderliche Flammschutzmittel oder
andere Additive einfach und homogen mit den
Faserstoffen vermischen.
Keine synthetischen Klebstoffe
Zur Bindung der Holzpartikel sind keinerlei
synthetische Bindemittel erforderlich, der Zu-
sammenhalt wird aufgrund der während des
Herstellungsprozesses aktivierten holzeigenen
Bindekräfte erzielt. Eine potenzielle gesundheit-
liche Belastung aufgrund von Emissionen aus
Klebstoffen ist daher nicht gegeben.
Fazit: Großes Zukunftspotenzial
Insbesondere die ökologischen Vorteile sowie die
sehr positivenmechanischen undwärmedämmen-
den Eigenschaften des Materials versprechen hohe
Chancen für den Einsatz als modernen, klimaakti-
ven Dämmstoff – denn es besteht aus nichts ande-
remals Holz und Luft. Holzschaum stellt eine viel-
versprechende Alternative zu den synthetischen
Polymerschaumstoffen dar. Das Fraunhofer WKI
beschäftigt sich intensivmit der Fortentwicklung
der Holzschäume, so dass dieser einzigartige na-
türliche Werkstoff in absehbarer Zeit industriell
gefertigt werden kann und am Markt verfügbar
sein dürfte.
Quelle: Fraunhofer Institut für Holzforschung, Foto: Manuela Lingnau
Quelle: Fraunhofer Institut für Holzforschung, Foto: Manuela Lingnau
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