DIE WOHNUNGSWIRTSCHAFT 6/2015 - page 33

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Dämmstoffe der Zukunft sollten daher nicht nur
energieeffizient, sondern auch klimaverträglich
und nachhaltig sein. Eine nachhaltige Nutzung von
nachwachsenden Ressourcen ist eine wichtige Vo-
raussetzung für eine möglichst klimaneutrale in-
dustrielle Produktion und Rohstoffausschöpfung.
Hierbei hat der Gedanke einer Kaskadennutzung
eine große Bedeutung. Eine direkte thermische
Nutzung nachwachsender Rohstoffe ohne vorhe-
rige stoffliche Nutzung und somit CO
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-Fixierung
ist nicht nachhaltig. Ferner fordert der Wunsch
nach behaglichem Wohnen alternative gesunde
Baustoffe. Im Zuge dieser Entwicklungen sind
Dämmstoffe aus nachwachsenden Rohstoffen
in den letzten Jahren wieder verstärkt in das Be-
wusstsein vieler Bauherren gerückt.
Neben flexiblen Dämmmatten aus Mineralwolle
zählen die bereits erwähnten druckfesten Poly-
merschäume zu den am häufigsten eingesetzten
Dämmmaterialien. Die Herstellung von Polymer-
schäumen erfolgt auf der Basis petrochemischer
Grundstoffe. Infolge der zunehmenden Verknap-
pung fossiler Ressourcen werden daher nachhal-
tige Alternativen – wie Naturfaserdämmplatten
– dringend benötigt. Aber auch aufgrund der
Nachfrage nach gesunden Baustoffen nimmt die
Bedeutung von Dämmstoffen aus Naturmateri-
alien zu. Aus diesem Grund haben Naturdämm-
stoffe die „Öko-Nische“ schon seit einigen Jahren
verlassen und sind wettbewerbsfähig geworden.
Naturdämmstoffe haben mit ca. 7%, bezogen auf
das gesamte verbaute Dämmstoffvolumen, einen
kleinen, aber stabilen Marktanteil.
Recyclingmöglichkeit und Brandverhalten
Darüber hinaus können Naturdämmstoffe unprob-
lematisch entsorgt bzw. recycelt werden. Einwei-
terer positiver Aspekt insbesondere im Vergleich
mit Dämmstoffen aus Polymerschäumen ist ihr
Brandverhalten. In jüngster Zeit standen Däm-
mungen aus Polystyrol, die etwa drei Viertel der
in Deutschland verwendeten Wärmedämmungen
an Gebäuden ausmachen, zunehmend in der Kritik.
Abfallexperten fragen sich, wie die erheblichen
Mengen an Polystyrol, die zumeist mit dem ge-
sundheitsgefährdenden Brandschutzmittel He-
xabromocyclododecan ausgerüstet sind, entsorgt
werden sollen. Das Brandverhalten von Wärme-
dämmverbundsystemen (WDVS) aus Polystyrol ist
der zweite stark kritisierte Nachteil. Zwar gilt das
Dämmmaterial aufgrund der zugesetzten Brand-
schutzmittel als „schwer entflammbar“, dennoch
kam es in den vergangenen Jahren teilweise zu
schweren Bränden an derartig gedämmten Fas-
saden. Problematisch ist vor allem das durch die
Hitzeentwicklung schmelzende und abtropfende
Polystyrol, welches sich an der Brandquelle wieder
neu entzündet und zu einem raschen Ausbreiten
der Flammen führt. Dieser Effekt tritt bei Natur-
dämmstoffen nicht auf.
Festigkeit von Naturfasern
Setzt man die Festigkeit eines Materials in Bezug
zur Rohdichte, werden Naturstoffe wie Bastfa-
sern, Proteinfasern, aber auch Holz, nur von we-
nigen sehr teurenMaterialien (Kohlenstofffasern)
übertroffen. Aus den stabilen Naturfaserstoffen
werden in verschiedenen industriellen Verfahren
poröse Matten, Vliese und Gelege hergestellt, die
zur Wärmedämmung eingesetzt werden. Diese
Produkte haben jedoch den Nachteil, dass sie we-
niger druckfest bzw. formstabil sind als polymere
Dämmmaterialien. Demzufolge besteht die Ge-
fahr einer Verdichtung oder Verformung, wodurch
ein Teil der Dämmwirkung verloren geht. Ferner
lassen sich keine geschlossenporigen Strukturen
erzeugen, wie es bei den zuvor beschriebenen po-
lymerbasierten Schaumstoffen der Fall ist.
Auch Holzabfälle können genutzt werden
Am Fraunhofer WKI werden neuste Verfahren
entwickelt, mittels denen druckfeste Schaum-
stoffe aus Lignocellulosen gezielt hinsichtlich
ihrer Porenstruktur hergestellt werden können.
Als Ausgangsmaterial sind Laubholz und Na-
delholz geeignet. Da das Holz stark zerkleinert
wird, lassen sich auch Durchforstungshölzer
(HD) Für das Forschungsprojekt zur Entwicklung von Hartschaum aus
Holz erhielt das Fraunhofer Institut für Holzforschung einen GreenTec
Award 2015 in der Kategorie Bauen & Wohnen. Der Preis wurde auf
einer Vorab-Preisverleihung in Anwesenheit von Gunther Adler, Staats-
sekretär im Bundesumweltministerium, in Berlin verliehen.
Die GreenTec Awards werden seit 2008 jährlich ausgelobt. In
unterschiedlichen Kategorien werden umweltschonende Projekte
und Produkte ausgezeichnet, die zeigen sollen, dass sich Wirtschaft-
lichkeit und Nachhaltigkeit nicht gegenseitig ausschließen. Der GdW
Bundesverband deutscher Wohnungs- und Immobilienunternehmen
war Pate für die Kategorie „Bauen & Wohnen“, GdW-Präsident Axel
Gedaschko nahm daher als Jurymitglied an der Bewertung der Wett-
bewerbsbeiträge teil.
Bewerben konnten sich mittelständische Unternehmen, Start-ups,
Privatpersonen, universitäre Einrichtungen, Großkonzerne, Kom-
munen oder Vereine aus dem In- und Ausland. Eine 60-köpfige Jury mit Vertretern aus Wirtschaft, Wissenschaft und Unterhaltung bewertete die
Einreichungen, zudem wurde über ein öffentliches Online-Voting einer von drei Nominierten pro Kategorie ermittelt.
Unter den Top Ten für den WWF-Sonderpreis bei den GreenTec-Awards war auch das Projekt „Stadthühner“ der Vereinigten Leipziger Wohnungs-
genossenschaft eG (VLW), bei dem vier Hühner in einem mobilen Hühnerstall in den Hinterhöfen und Gärten interessierter Leipziger untergebracht
wurden (siehe DW 9/2014, S. 8).
AUSZEICHNUNG BEI DEN GREENTEC AWARDS 2015
Weitere Informationen:
Rechtssprechung
Haufe Gruppe
ndManagement
Quelle: GreenTec Awards
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