Wirtschaft und Weiterbildung 3/2019 - page 14

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wirtschaft + weiterbildung
03_2019
QUERDENKER.
Stephen Hawking, der berühmte britische
Astrophysiker, verstarb vor einem Jahr im Alter von
76 Jahren. Vor Kurzem wurde aus seinem Nachlass das
Buch „Kurze Antworten auf große Fragen“ veröffentlicht.
Es liefert wertvolle Denkanstöße – zum Beispiel zu Fragen
der künstlichen Intelligenz. Trainer und Berater können von
Hawking lernen, wie man Wissen aufbereitet.
Die Neugierde gehört für Hawking zu den wichtigsten Eigen-
schaften eines Menschen. Dass der Funke einer lebenslangen,
tief empfundenen Neugierde auf einen überspringt, dafür ist
ganz oft ein Lehrer zuständig, dessen Rolle im Bildungssystem
Hawking nicht genug würdigen kann. „Ich war nicht der an-
genehmste Schüler und lernte nur langsam lesen“, schreibt
Hawking über sich selbst. „Als ich 14 Jahre alt war, zeigte mir
ein Lehrer, wie ich meine Energie bündeln konnte. Er öffnete
mir die Augen für die Mathematik als Blaupause des gesamten
Universums!“ Wer nach den Ursprüngen einer außerordent-
lichen Persönlichkeit frage, der stoße immer auf einen außeror-
dentlichen Lehrer, gibt sich der Astrophysiker überzeugt. Diese
Schilderung dürfte sich mit den Erfahrungen vieler Trainer de-
cken: Bei vielen erfolgreichen Verkäufern gibt es „das“ (meist
das erste) Verkaufs- oder Führungsseminar, in dem ein leiden-
schaftlicher Trainer den Grundstein für eine beachtliche, nicht
automatisch zu erwartende Karriere legte.
Wem wird künstliche Intelligenz nützen?
Auch Albert Einstein verdanke seine Neugier und seine Fähig-
keit, unter die Oberfläche zu schauen, einem Lehrer und inspi-
rierender Jugendliteratur. Viele von Einsteins Entdeckungen
seien seiner Fähigkeit entsprungen, sich mithilfe von Gedan-
kenexperimenten das Universum ganz neu auszumalen. Mit 16
Jahren stellte er sich vor, er würde auf einem Lichtstrahl reiten
Foto: Frederick M. Brown / gettyimages.de
„Man muss große
Fragen stellen“
und dabei fiel ihm auf, dass von dieser Position aus das Licht
als gefrorene fest stehende Welle wahrgenommen wird. Diese
anschauliche Vorstellung führte ihn schließlich zur Entwick-
lung der speziellen Relativitätstheorie.
Sein ganzes Leben hat Hawking damit verbracht, in seinen Ge-
danken kreuz und quer durch das Universum zu reisen. Dabei
hat er versucht, mithilfe der theoretischen Physik einige der
fundamentalen Fragen der Menschheit zu beantworten. In sei-
nem letzten Buch „Kurze Antworten auf große Fragen“ stellt
Hawking folgende „großen Fragen“ und beantwortet sie auch
sehr unterhaltsam mit klar formulierten Antworten:
1.
Gibt es einen Gott?
2.
Wie fing alles an?
3.
Gibt es andere intelligente Lebewesen im Universum?
4.
Können wir die Zukunft voraussagen?
5.
Was befindet sich im Inneren eines Schwarzen Lochs?
6.
Sind Zeitreisen möglich?
7.
Werden wir auf der Erde überleben?
8.
Sollten wir das All besiedeln?
9.
Wird uns künstliche Intelligenz den Rang ablaufen?
10.
Was hält die Zukunft bereit?
Hawking ist sich sicher: „Die meisten Menschen können
grundlegende Ideen verstehen und einordnen, wenn sie ihnen
ohne mathematische Gleichungen dargelegt werden, was nach
meiner Überzeugung möglich ist und was ich mein Leben lang
mit großer Freude versucht habe.“
Stephen Hawking.
Seit 1963 litt er an
einer degenerativen Erkrankung des
motorischen Nervensystems. 1985
verlor er die Fähigkeit zu sprechen und
musste einen Sprachcomputer nutzen.
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