wirtschaft + weiterbildung
04_2019
61
Es steht einem Berater nicht
zu, ein Unternehmen als
„krank“ zu bezeichnen, aber
wie oft denken Deutschlands
Angestellte mit vollem Ernst
bei der Arbeit: „Das ist doch
krank, was wir hier machen!“
Die Autorin nutzt „Krankheit“
als Metapher dafür, dass in
vielen Unternehmen die Art,
wie der „Laden“ organisiert
ist, einfach nicht mehr zu
unserer komplexen, dyna-
mischen und vernetzten Ar-
beitswelt passt. Alle merken
das sehr genau und spüren ein
Unwohlsein. Die Organisation
als System ist „krank“ – oft
selbst dann, wenn sie nach
außen (noch) wirtschaftlich
gesund erscheint.
Borgert legt den Finger in die
Wunde und kritisiert Kontroll-
zwang, Methodengläubigkeit,
stark verknöcherte Organisa-
tionsstrukturen oder eine Be-
sprechungsdiarrhö. Auf eine
sehr wertschätzende, aber
provokative Weise zeigt die
Autorin, wie wichtig es ist,
Organisationen den Spiegel
vorzuhalten und erklärt, wie
man „krankhafte“ Muster ab-
legen kann.
Borgert legt den Finger in die Wunde
Stefanie Borgert:
Die kranke Organisation:
Diagnosen und Behand-
lungsansätze in Zeiten der
Transformation. Gabal Verlag,
Offenbach 2019, 264 Seiten,
25 Euro
Philipp Karch hat sich als
Trainer auf „Ärgerminimie-
rung“ spezialisiert. Jeder
Berufstätige lernt im Laufe
seines Beruflebens, dass es
sich manchmal lohnt, für
eine Sache zu kämpfen und
manchmal eben nicht – und
dass man sich für das eine
oder das andere bewusst
entscheiden muss. Konflikte
kosten Zeit, Energie und vor
allem Nerven. Karch erklärt
seinen Lesern: „Ab jetzt ent-
scheiden Sie, was Sie ärgert.
Warum? Weil nicht jeder Kon-
flikt Ihr Konflikt ist!“ Dazu rät
er, zwischen „Konflikten“ und
„Konfliktangeboten“ zu unter-
scheiden.
Wie konzentriert man sich auf
die wirklich förderlichen Aus-
einandersetzungen? Antwor-
ten darauf liefert Karchs neues
Buch. Er zeigt ganz konkret
Möglichkeiten, aufkommende
Konflikte zu deeskalieren, ihre
Ursachen zu analysieren, eige-
nen Ärger zu minimieren und
dem Gegenüber Grenzen auf-
zuzeigen. Karch: „Es gibt kei-
nen persönlichen Konflikt, zu
dem man nicht selbst beige-
tragen hat und den man nicht
selbst auflösen kann.
Nicht jeder Konflikt ist „Ihr“ Konflikt
Philipp Karch:
Was mich ärgert, entscheide
ich: Konflikte klug bewältigen.
Verlag Business Village,
Göttingen 2018, 312 Seiten,
24,95 Euro
Der „Habitus“ ist der Aus-
druck unserer sozialen Posi-
tion. Er bestimmt die Art, wie
wir uns in der Welt bewegen
und was wir als normal, er-
strebenswert und sinnvoll
empfinden. Der Habitus ist
durch unsere Erziehung tief
in uns verwurzelt. Und er ent-
scheidet mit, welchen Erfolg
wir im Leben haben – zum
Beispiel ob wir in „höhere“
Positionen aufsteigen oder
nicht. Die gute Nachricht der
Autorin: Der Habitus ist verän-
derbar. Märtin entschlüsselt in
ihrem Buch die sieben Formen
des Habitus: Wissen, Geld, so-
ziales Umfeld, Kultur, Sprache,
Körper und Geist. Alle sieben
Bereiche beeinflussen den
Habitus und lassen sich aus-
bauen. Die Autorin zeigt, wie
es gelingt, sich beim Sprung in
die elitären Kreise nicht selbst
im Weg zu stehen, etwa weil
man krampfhaft versucht, je-
mand ganz anderer zu sein.
Mit ihrem Buch ermuntert
sie ihre Leser, ehrlich an sich
selbst zu arbeiten und be-
schreibt, wie man durch neue
Umfelder zu wachsen beginnt.
Der Habitus ändert sich nicht
von heute auf morgen, aber
die erreichten Veränderungen
bleiben erhalten – noch in der
nächsten Generation.
Manchmal liegt es am Erscheinungsbild
Doris Märtin:
Habitus: Sind Sie bereit für
den Sprung nach ganz oben?
Campus Verlag, Frankfurt
am Main 2019, 320 Seiten,
22,95 Euro