wirtschaft und weiterbildung 11-12 /2017 - page 63

wirtschaft + weiterbildung
11/12_2017
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Dieses englischsprachige Buch
wird in den Kreisen syste-
mischer Organisationsberater
als Geheimtipp gehandelt. Es
gilt als sinnvolle Ergänzung
zu Büchern wie „Gemeinsam
sind wir blöd – die Intelligenz
von Unternehmen, Mana-
gern und Märkten“ (Fritz. B.
Simon) und „Schwarmdumm:
So blöd sind wir nur gemein-
sam“ (Gunter Dueck). Die
Autoren sind Professoren für
Business Administration be-
ziehungsweise Organisational
Behavior und unterrichten an
der Cass Business School in
London. Sie beschreiben ein
Paradoxon: Kurzfristig kön-
nen Mitarbeiter, die stumpf
ihr Tagesgeschäft erledigen,
keine kritischen Fragen stellen
und sich von starren Regeln
gängeln lassen, den Gewinn
eines Unternehmens durchaus
erhöhen. Es lebe die Routine!
Aber langfristig führt eine ge-
dankenlose Konformität in
den Abgrund, weil sie jede
Anpassung an die Märkte ver-
hindert. Das Buch zeigt, wie
eine organisationale Balance
zwischen Routine und „Ac-
tion“ zum Wohle aller herge-
stellt werden kann.
Funktionale Dummheit
Mats Alvesson,
André Spicer
The Stupidity Paradox,
Verlag Profile Books LTD,
London 2016, 276 Seiten,
16,00 Euro
Führungskräftetrainer wür-
den in ihren Seminaren gerne
mehr über die Gründe erzäh-
len, warum Managerkarrieren
entgleisen und welche schlim-
men Folgen insbesondere der
Narzissmus eines Topmana-
gers hat. Aber Trainer scheuen
sich zu Recht, über die Ma-
cken anderer Menschen nur
vom Hörensagen zu berich-
ten. Jetzt gibt es eine seriöse
Quelle, aus der man schöpfen
kann. Ein Handelsblatt-Jour-
nalist hat ein kritisches Buch
über Aufstieg und Sturz eines
Topmanagers geschrieben,
das sich lohnt, in den Ent-
wicklungsprogrammen von
Nachwuchsführungskräften
als Lektüre ausgegeben zu
werden. Es geht um Dr. Tho-
mas Middelhoff, der einmal
der schillerndste „Posterboy
der deutschen Wirtschaft“
war. Bognanni schildert einen
Manager, der sich als Sonnen-
könig aufführte. Er liefert Fak-
ten zu Middendorfs Fehlver-
halten und beeindruckt mit
einer Unmenge an Details. Im
Gegensatz zu vielen anderen
Journalisten verzichtet er auf
eine psychologische Deutung
der Fakten. Das darf jeder
Leser für sich tun.
Wie einmal ein Karrierezug entgleiste
Massimo Bognanni
Middelhoff: Abstieg eines
Star-Managers, Campus Ver-
lag, Frankfurt am Main 2017,
288 Seiten, 24,95 Euro
Aus Sicht des Autoren ist das
lösungsorientierte Coaching
einer der konsequentesten
Coaching-Ansätze, wenn es
darum geht, mit dem Coachee
auf Augenhöhe zu arbeiten.
Selbst systemische Ansätze
sprächen immer noch von
Diagnose, Zielen hinter den
Zielen und Hausaufgaben.
Über all diese Dinge setze sich
der lösungsorientierte Ansatz
hinweg und arbeite konse-
quent mit den Ressourcen des
Klienten. Middendorf erklärt
mehrfach, dass die Lösungs-
orientierung auf jede Dia-
gnose und Analyse verzichte.
„Die Coachees brauchen le-
diglich einen Dietrich, um das
Schloss zu öffnen.“
Middendorf ist Diplom-Psy-
chologe, Senior Coach (DBVC)
und Leiter des BCO Büro für
Coaching und Organisations-
beratung in Frechen-Königs-
dorf. Er schwärmt geradezu
von der Lösungsorientierung
und tut alles, um mit seiner
Kurzanleitung auch die Leser
von der Einfachheit des An-
satzes zu überzeugen. Dazu
beschreibt er den typischen
Ablauf eines lösungsorien-
tierten Coachings – verbunden
mit dem nötigen Handwerks-
zeug (inklusive 130 Beispielen
für lösungsorientierte Fragen).
So geht lösungsorientiertes Coaching
Jörg Middendorf
Lösungsorientiertes Coa-
ching: Kurzzeit-Coaching für
die Praxis, Springer (Reihe
„Essentials“), Wiesbaden
2017, 64 Seiten, 9,99 Euro
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