wirtschaft + weiterbildung
07/08_2015
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genommen werden“, so der Leiter des
unabhängigen Forschungsinstituts HR-
Impulsgeber. Diese Anforderungen seien
eng mit dem Konzept „New Work“ ver-
knüpft. „Die ursprüngliche Bedeutung,
der Arbeit Sinnhaftigkeit zu geben, haben
wir heute weiter interpretiert in Richtung
Mitarbeiterbeteiligung“, so Hackl. In die-
sem Zusammenhang stehe etwa die ak-
tuelle Debatte um Demokratisierung in
Unternehmen. „Jeder im Unternehmen
hat unabhängig von der Position gute
Einfälle. Es gibt keine hierarchische Qua-
lität der Idee mehr.“ Die Komplexität der
Arbeitswelt habe so zugenommen, dass
Prozesse sich in alle Richtungen, also
auch Bottom-up statt Top-down, bewegen
müssten und durchlässigere Modelle von
Fach- und Führungskarrieren vonnöten
seien.
„Ich bin begeistert, wie nah die Wissen-
schaft in diesem Fall an der Praxis dran
ist“, kommentierte Dieter Scholz, Ge-
schäftsführer Personal der IBM Deutsch-
land GmbH, die Ausführungen von Prof.
Hackl. „Die Digitalisierung ist keine neue
Sau, die durchs Dorf getrieben wird. Sie
wird die Arbeitswelt revolutionieren“,
zeigte sich der IBM-Chef überzeugt.
Neues Forum: Corporate
Learning & Working
„Die Digitalisierung hat bislang nicht
dazu beigetragen, dass die Mitarbeiter
motivierter sind”, warnte Thorsten Unger,
Geschäftsführer des Game Bundesver-
band, in seinem Vortrag auf dem neu ein-
gerichteten Forum „Corporate Learning
& Working“. Gamification könne für Un-
ternehmen deshalb von großem Nutzen
sein. Spielen fördere die Fähigkeit, Dinge
zu hinterfragen. Selbstverwirklichung sei
möglich, indem jeder seinen eigenen Weg
auf eine Herausforderung finde.
Martin Pichler
„Die Digitalisierung ist ein starker Innova-
tionsmotor“, sagte Ralf Hocke, Geschäfts-
führer von Spring Messe Management, in
der Pressekonferenz am ersten Messetag.
„Das Angebot von Software für das Perso-
nalmanagement ist so groß wie nie“, so
der CEO des Veranstalters. Vor allem die
Start-up-Szene trage einen Großteil dazu
bei. Viele neu gegründete Anbieter ver-
suchten, den Bewerbungs- und Suchpro-
zess für den Bewerber zu vereinfachen.
Dieses vielversprechende Umfeld lockte
Investoren an. Auch vor dem Betriebli-
chen Gesundheitsmanagement mache die
Digitalisierung nicht Halt. „Je mehr wir
vor dem Computer sitzen, desto wichtiger
wird das Thema Bewegung. Der Wunsch
nach einer aktiven Gesundheitsvorsorge
beflügelt insbesondere die Fitness-Bran-
che“, erklärte Hocke. Mobile Anwendun-
gen nutzten zunehmend spielerische Ele-
mente und den Wettbewerb als Motivator.
Apps böten Mitarbeitern die Möglichkeit,
ihre Aktivität zu messen und mit anderen
zu vergleichen.
HR als Gestalter der digitalen
Arbeitswelt
Über die Situation des Personalmanage-
ments in den Unternehmen berichtete
Prof. Dr. Benedikt Hackl auf der Messe.
In einer Langzeitstudie hat der Professor
für Personal- und Unternehmensführung
an der Dualen Hochschule Baden-Würt-
temberg Vorstände, Führungskräfte und
Mitarbeiter befragt. „Vorstände fordern
von HR Hilfe bei der Strategieumsetzung,
Führungskräfte wünschen sich mehr
Agilität – etwa durch flexible Lernland-
schaften oder Teamstrukturen – und die
Mitarbeiter möchten individuell wahr-
Agil, flexibel, individuell
PERSONAL SÜD.
4.615 Personaler (Vorjahr: 5.101) kamen Mitte Mai zur „Personal
2015 Süd“ nach Stuttgart. Sie trafen auf 304 Aussteller (Vorjahr: 298). Für die rück-
läufige Besucherentwicklung sorgte der Bahnstreik: Während am ersten Tag 2.676
HR-Fachleute vor Ort waren, erreichten die Messe am zweiten Tag nur 1.939 Besucher.
Messegelände Stuttgart.
Traditionell die Heimat der „Personal Süd“.
Foto: Pichler