wirtschaft und weiterbildung 7-8/2015 - page 63

wirtschaft + weiterbildung
07/08_2015
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Wer Tipps und Tricks zur
Durchführung und Konzeption
von Seminaren unters Trainer-
und Personalervolk bringen
möchte, tut dies gewöhnlich
in Buchform. Schon allein des-
halb stechen die „96 genialen
Seminartipps“ aus der son-
stigen Managementliteratur
hervor: Trainer Michael Sme-
tana hat sie auf Spielkarten
drucken lassen. So sind sie
praktisch zu handhaben und
können bei Bedarf einzeln mit
ins Seminar gebracht werden.
Einige Tipps werden den alten
Hasen unter den Trainern be-
kannt vorkommen und primär
zur Erinnerung dienen. Da-
neben wartet das Kartenspiel
aber auch mit manch neuer,
überraschender Idee auf, die
zum Ausprobieren anregt. Das
ist auch Smetanas erklärtes
Ziel: seine Kollegen zum Expe-
rimentieren anzuregen. Nicht
selbsterklärend ist hingegen,
wie die Karten kategorisiert
sind und was das didaktische
Konzept auf der Packung im
Einzelnen bedeutet. PS: Die
Erläuterung findet sich unter
Kartenspiel für mehr Experimentierfreude
Michael Smetana
96 geniale Seminartipps:
16-mal höherer Praxistrans-
fer als nach herkömmlichen
Seminaren, Trainergeheim-
nisse, Wien 2015,
96 Spielkarten, 39,00 Euro
Wer heute einen anderen als
Dilettant bezeichnet, meint
dies meist nicht als Kompli-
ment. Doch früher bezeich-
nete das Wort „Dilettant“
einen Adligen – einen, der
Muße hat sich zu amüsieren
(„dilettare“ geht auf das la-
teinische „delectare“ zurück).
Dieses Beispiel illustriert
sehr schön die These, die
Hans-Jürgen Arlt und Rainer
Zech in ihrem Essay „Arbeit
und Muße“ vertreten: Dem
Mensch ist die Muße abhand-
engekommen; Arbeit ist sein
Lebenssinn, seit der Kapitalis-
mus die Natur der Arbeit ver-
ändert hat. Wer jedoch keine
Muße hat, entwickelt sich
nicht, so die Krux. Die Digita-
lisierung begreifen die beiden
Autoren als Chance, sich aus
dem Teufelskreis zu befreien:
Durch die Automatisierung
von Arbeitsprozessen zeichne
sich eine „Nicht-Arbeit“ als
technologische Möglichkeit
ab. Gute Arbeit und Muße
könnten eine humane Gesell-
schaft möglich machen. Ein
kluger und aufschlussreicher
Essay für Momente, die im
besten Sinne müßig sind.
Plädoyer für mehr Dilettantismus
Hans-Jürgen Arlt und
Rainer Zech
Arbeit und Muße: Ein
Plädoyer für den Abschied
vom Arbeitskult, Springer,
Wiesbaden 2015, 41 Seiten,
4,99 Euro (E-Book)
Wer sich künftig im Sinne des
oben beschriebenen Ansatzes
mehr Muße gönnen möchte,
dem sei ein Ted Talk des US-
Beraters Daniel Pink emp-
fohlen. Dieser stammt zwar
schon aus dem Jahr 2009, ist
aber nach wie vor topaktu-
ell. Schon damals beschrieb
Pink Prinzipien von New
Work wie Autonomie, stän-
dige Verbesserung und Sinn
bei der Arbeit. Sein Aufhänger
ist das Dauerbrennerthema
„Motivation“: Anhand dieses
Beispiels fordert er, dass, wer
eine fortschrittliche Arbeits-
kultur will, sich nicht auf sein
Bauchgefühl verlassen dürfe
– sondern Zahlen, Daten und
Fakten zurate ziehen müsse.
So sei etwa schon lange wis-
senschaftlich belegt, dass ex-
terne Motivatoren in manchen
Arbeitsumgebungen sogar
demotivierend wirken kön-
nen – doch noch würden diese
Erkenntnisse von den meisten
Unternehmen geflissentlich
ignoriert. Daran hat sich auch
einige Jahre nach Pinks Talk
wohl wenig geändert. Ganz
unabhängig vom Thema ist
die Vortragsweise Pinks, der
früher Reden für Ex-US-Vize-
präsident Al Gore geschrieben
hat, einfach ein Genuss.
Argumente gegen das Bauchgefühl
Daniel Pink
The Puzzle of Motivation,
Ted Global Conference
Oxford 2009, 18:36 Minuten,
kostenfrei unter
pink_on_motivation
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