wirtschaft + weiterbildung
10_2015
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Geschäftsführerin eines Verbands im öffentlichen Sektor
Kompetenzprofil:
Cornelia Z. ist erfolgreich in ihrem Ver-
band tätig und möchte sich in ihrer Karriere weiterentwi-
ckeln. Ihre betriebswirtschaftliche und strategische Exper-
tise sind in Deutschland anerkannt und sie kann auf einige
wichtige Verhandlungs- und Optimierungsergebnisse ver-
weisen. Sie ist eine anerkannte Geschäftsführerin mit aus-
geprägtem unternehmerischem Denken, die ihre gesamte
Karriere stets in der Verbändelandschaft vorangetrieben
hat.
Familiärer Hintergrund:
Cornelia Z. lebt mit ihrem
Lebenspartner und dessen beiden Kindern zusammen,
die aus seiner ersten Ehe stammen. Ihr Lebenspartner, der
ebenfalls eine Führungsposition innehat, erwartet von ihr,
dass sie sich zusätzlich zu ihrer Geschäftsführungsaufgabe
um die Kinder kümmert. Da sie die Kinder sehr liebt, ver-
sucht sie, beiden Aufgaben vollständig gerecht zu werden.
Dies geht sehr zu Lasten ihrer eigenen Ausgeglichenheit.
Cornelia Z. wirkt infolgedessen oft angestrengt. Sie hat mit
ihrem Lebenspartner noch nicht über eine auch für sie leist-
bare faire Verteilung der Erziehungsaufgaben gesprochen.
Beispiel 1.
Es gibt sie: Die Frauen, die es in eine hohe Führungspositionen geschafft haben. Drei
anonymisierte Beispiele belegen dies und zeigen, wie ein Coaching die Karrieren vorangetrieben hat.
Mindset:
Cornelia Z. kann sich beruflich durchsetzen – das
hat sie in der Männerdomäne gelernt. Aber diese Klarheit
gelingt ihr in ihrem privaten Umfeld eher schlecht. Sie
erlebt sich selbst nicht als wirksame Akteurin in ihrem Pri-
vatleben und hat Mühe, für sich etwas zu fordern. Sie erlebt
ihren Partner mit seinen Anforderungen ihr gegenüber als
stärker und durchsetzungsfähiger. Insgesamt scheint es,
als ob sie die Kraft verlässt, wenn sie ihm gegenübersteht.
Diese Situation zehrt sehr an ihr und ihre innere Unausge-
glichenheit nimmt dadurch zu.
Berufliche Netzwerke:
Sie ist aktiv vernetzt und es gehört
zu ihren Aufgaben, auf politischer und Verbandsebene vor
und mit anderen zu sprechen. Sie hat Freude am Kontakt
mit Menschen, fühlt sich aber in ihrem männlichen Umfeld
oft persönlich ausgegrenzt.
Verbandskultur:
Cornelia Z. erlebt die Unternehmenskul-
tur im gesamten Verband eher als eine Art geschlossene
männliche Gesellschaft. Die Entscheider sind in der Regel
Männer und pochen auf traditionell-wertkonservative
männliche Führungsstrukturen. Obwohl ihre Kompetenzen
und Ergebnisse anerkannt werden, wird sie von weiteren
Karriereoptionen ausgeschlossen. Wenn in anderen Regi-
onen attraktive Führungspositionen zu besetzen sind, wird
die Auswahl unter Männern getroffen.
Strukturen und Prozesse:
Es gibt wenig bis gar keine Bereit-
schaft, die Zugänge zu weiteren Führungspositionen für
Frauen zu öffnen, und deshalb existieren auch keine Pro-
zesse, die Auswahl und Entwicklung von Führungskräften
sowie die Besetzungsentscheidungen zu reflektieren oder
gar sie für Frauen förderlicher zu gestalten.
Fazit:
Cornelia Z. ist mit verschiedenen Aspekten in ihrem
Leben nicht zufrieden. Im Coaching kann sie erarbeiten,
welche Situationen sie ausgewählt hat, und überdenken,
was ihr Anteil daran ist. Erst nach diesem Schritt gelingt
es, ihre Situation zu verändern. Sie spricht mit ihrem
Lebenspartner offen über den Wunsch, die Erziehungsauf-
gaben neu aufzuteilen und gemeinsam eine gute Lösung zu
finden. Parallel zu dieser Lösungsfindung überlegt sie im
Coaching, wie sie ihre berufliche Situation für sich befrie-
digender gestalten kann. Ansatzpunkt ist hier das Selbst-
konzept mit den demontierenden Glaubenssätzen, das sie
selbst daran gehindert hat, aktiv für sich zu sorgen und pri-
vat wie beruflich zu ihrer Zufriedenheit beizutragen. Inzwi-
schen sieht sie das männlich-konservative Beharrungs-
vermögen im Verband und die Absage an Diversity klar als
Karrierehindernis und hat die Organisation verlassen.