wirtschaft + weiterbildung
10_2015
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Die einzelne Coaching-Sitzung dauert in
der Regel einen halben Tag inklusive des
gemeinsamen Mittagessens. Dieser halbe
Tag ist nicht näher definiert und kann mal
drei, aber auch mal fünf Stunden umfas-
sen. Ob es jetzt fünf oder sechs Sitzungen
geworden sind, spielt ebenso wenig eine
Rolle. All dies liegt allein in der Verant-
wortung des Coaching-Klienten und des
Coachs. Die Kosten für den Auftraggeber
bleiben davon unberührt und belaufen
sich für ein solches Coaching-Projekt auf
15.000 Euro. Dabei spielt es dann auch
keine Rolle, ob die Coachings in der
Coaching-Praxis des Coachs oder vor Ort
beim Klienten stattfinden – lediglich die
Reisekosten kämen zu diesen Gesamt-
preis noch dazu.
Würde man die Projektkosten auf Stun-
denbasis herunterrechnen, so kämen
wir auf einen minimalen Stundensatz
von 500 Euro plus Spesen. Der Punkt ist
hierbei allerdings, dass der Auftraggeber
keine Stunden bezahlt, sondern die Ge-
samtsumme ins Verhältnis setzt zu einem
erwarteten Nutzen. Und wenn der Nut-
zen zum Beispiel in einem leistungsfähi-
geren Manager, einer stärker motivierten
Führungskraft, einem ausgeglicheneren
Projektmanager oder einem produkti-
veren Team besteht, dann werden die
15.000 Euro schnell als ein Return on
Investment in das Unternehmen zurück-
fließen.
FAZIT:
Jene Coachs verdienen am meis-
ten, die es schaffen, sich von einem aus
der Therapie stammenden Honorarmo-
dell wegzubewegen und ein projektbezo-
genes Beratungsmodell vereinbaren kön-
nen. Dies gelingt nur, wenn der Nutzen
von Coachings auch aus der Perspektive
der Organisation gesehen wird. Coaching
wird damit noch stärker in das Span-
nungsfeld Organisation/Person hineinge-
zogen. Diese Überlegungen machen für
das privat bezahlte Coaching natürlich
nur bedingt Sinn.
Dies könnte dazu führen, dass sich Coa-
ching im Business-Kontext und im priva-
ten Bereich noch stärker auseinanderent-
wickeln, da es für einen Business-Coach
dann wirtschaftlich keinen Sinn mehr
macht, überhaupt im privaten Bereich
zu arbeiten. Und andersherum wird es
für Coachs, die vornehmlich im privaten
Bereich arbeiten, eine Herausforderung
sein, durch einen entsprechend hohen
Durchlauf an Coaching-Klienten auf
einen entsprechenden Verdienst zu kom-
men. Wie auch immer sich die verschie-
denen Abrechnungsansätze entwickeln
werden: Auf Dauer werden die unter-
schiedlichen Geschäftsmodelle bestimmt
auch einen Einfluss auf das Coaching als
Profession haben.
Jörg Middendorf
Weitere Tätigkeit eines Coachs im
Bereich …
durchschnittlicher
Stundensatz „unter-
nehmensbezahlt“
durchschnittlicher
Stundensatz „privat
bezahlt“
Training
178 €
119 €
PE- und OE-Beratung
189 €
128 €
Beratung allgemein
172 €
121 €
Ausbildung von Coachs
195 €
135 €
Therapie
164 €
104 €
Sonstiges (zum Beispiel Supervision)
186 €
134 €
„Hauptberuf“ beeinflusst Coaching-Honorar
Umfrage.
Es macht einen Unterschied, womit ein Coach neben
seiner Tätigkeit als Coach – quasi im Hauptberuf – sein Geld
verdient. Die höchsten Stundensätze im Coaching werden den
Coachs gezahlt, die in nennenswertem Umfang selbst Coachs
ausbilden, sagt die „Coaching-Umfrage Deutschland 2014“.
Termin.
Der diesjährige Kongress des „Deutschen Ver-
bands für Coaching und Training“ (DVCT) findet am 23.
November in Frankfurt am Main statt. Neben Vorträgen
(diesmal überwiegend von Marketing-Experten) wird erst-
mals ein neues Format erprobt: „Das Streitgespräch“.
Namhafte Coachs und Trainer werden mit Personalentwick-
lern darüber streiten, ob den Unternehmen durch Training
und Coaching (noch) zu helfen ist. Wie unbequem dürfen
Coachs und Trainer sein? Wer hat beim Thema Erfolg und
Wirkung die Deutungshoheit? Was passiert, wenn neue
Techniken alte Lerngewohnheiten infrage stellen?
Ein weiterer Höhepunkt wird das Finale des „Coach &
Trainer Awards 2015“ des Verbands sein. Drei Finalisten
werden ihre Konzepte vor einer Jury und (!) den Kongress-
teilnehmern vorstellen. Das Publikum darf den potenziellen
Gewinnern auf den Zahn fühlen und entscheidet mit, wer
letztlich den „Coach & Trainer Award“ bekommt.
DVCT mit „Streitgespräch“