05_2015
wirtschaft + weiterbildung
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Konnektivismus mal ganz praktisch erleben
Die Weiterbildungsabteilungen von Unternehmen kön-
nen ab 21. September 2015 acht Wochen lang an einem
MOOC teilnehmen, der nicht nur über Zukunftstrends beim
Corporate Learning informiert, sondern der auch darauf
ausgerichtet ist, dass möglichst viele MOOC-Teilnehmer
miteinander diskutieren und neue Lernformate selbst
entwickeln. Einzelne können sich genauso anmelden, wie
ganze Teams.
Die Initiatoren stellen sich folgenden Ablauf vor: Immer
montags gibt es einen Wocheninput. Im Verlauf der Woche
diskutiert dann die Community und am Freitag gibt es eine
kurze Zusammenfassung - vielleicht mit einem Experten-
Statement. Am Freitag könnten sich zum Beispiel die
PE´ler eines Unternehmens zusammensetzen und sich die
Frage stellen, was sie für ihre Arbeit als „Ideen der Woche“
übernehmen könnten. „Da ist es sehr unwahrscheinlich,
dass bei diesem MOOC nicht das eine oder andere Inno-
vationsvorhaben beschlossen wird“, meint Mitinitiator
Karlheinz Pape. „Und vielleicht kann man ja die MOOC-
Community auch noch nach dem MOOC nutzen, um kollegi-
alen Rat für neue Vorhaben zu bekommen.“ Der Bar-Camp-
Experte ist sich sicher: „Es gibt viele Möglichkeiten, den
„Corporate Learning 2.0“-MOOC als Innovationsanregung
für die eigene Organisation zu nutzen. Das Lernen von den
Kolleginnen und Kollegen aus anderen Unternehmen ist
dafür bestimmt die beste Basis.“
Was ist ein cMOOC?
Der „Corporate Learning 2.0“-MOOC wird als „cMOOC”
gestaltet. Das „c“ steht für „Connectivism“ und bezieht
sich auf den Konnektivismus-Ansatz von George Siemens
und Stephen Downes. Beide haben 2008 den ersten
„Massive Open Online Course“ (MOOC) zum Ausprobieren
ihrer konnektivistischen Lerntheorie veranstaltet. Diese
Theorie sagt etwas verkürzt: Das Wissen liegt im Netzwerk
und Lernen ist die Fähigkeit, in einem Netzwerk Verbin-
dungen zu knüpfen. Aus dieser Grundannahme ergibt sich
ein ganz anderes Kurs-Konzept, als man es üblicherweise
kennt: Nicht der Veranstalter bereitet Wissen auf, um es zu
vermitteln. Er regt stattdessen die Lerner-Community an,
sich selbst mit dem Thema auseinanderzusetzen - und das
möglichst öffentlich im Internet! Dafür benennt er einen
sogenannten Hashtag, mit dem alle Beiträge zu diesem
Thema gekennzeichnet werden sollen.
MOOC.
Die „Corporate Learning Alliance“ (CLA) startet im Internet ein kostenloses Lernangebot,
einen cMOOC, mit dem Personaler, aber auch Trainer, ganz praktisch Erfahrungen sammeln
(und reflektieren) können, wie sich selbstgesteuertes Lernen mit sozialen Medien fördern lässt.
MOOC-Mitinitiatoren (von links).
Karlheinz Pape, Simon
Dückert und Jochen Robes. Sie stellten auf der Cebit den
„Corporate Learning-2.0“-MOOC vor.
PE‘ler stellen ihre Projekte vor
Dieser Hashtag ermöglicht die Suche nach allen Beiträ-
gen zu einem bestimmten Kurs. Teilnehmer können damit
suchen, wer etwas zum Thema geschrieben hat und wo
man sich in die Diskussion einklinken kann. So entstehen
Communities, die sich mit Inhalten versorgen.
Beim „Corporate Learning 2.0“-MOOC gibt es übrigens
jede Woche einen anderen „Veranstalter“. Das wird jeweils
die Personalentwicklungsabteilung eines Unternehmens
sein, die dann am Montag eines ihrer aktuellen Entwick-
lungsprojekte vorstellt. Die Diskussion in der MOOC-Com-
munity soll ihnen dann wertvolle Ideen und Anregungen
für die Weiterentwicklung geben. „Lernen werden also alle
in einem cMOOC – auch ohne dass es jemanden gibt, der
weiß, was richtig ist“, betont Pape. „Wir nutzen das Wissen
des Netzwerkes. Und die Teilnehmer können das Knüpfen
von Verbindungen üben!“ Zu den Unternehmen, die PE-Pro-
jekte einbringen wollen, gehören unter anderem: Deutsche
Bahn, Telekom, SAP, Miele, Sick und Festo.
Dieser MOOC ist ein erstes Projekt des neu gegründeten
Netzwerkes Corporate Learning Alliance (CLA). Zu dieser
Allianz gehören: Claudia Bremer, Goethe Universität Frank-
furt; Simon Dückert, Cogneon GmbH; Dr. Martin Lindner,
Wissmuth; Dr. Joachim Niemeier, Executive Consultant;
Jochen Robes, Weiterbildungsblog; Dr. Werner Sauter,
Blended Solutions GmbH; Karlheinz Pape, Berater Corpo-
rate Learning und Charlotte Venema, Hessenmetall.
Foto: Pichler