WOHNUNGSPOLITISCHE INFORMATIONEN 26/2017 - page 2

BUNDESPOLITIK
Bundesbauministerin
Barbara Hendricks
plädierte für die neuen Konzepte: „Serielles
Bauen kann einen Beitrag zum bezahlbaren
Wohnen leisten und sollte daher forciert
werden. Industrielle Bauweisen kommen
bislang noch zu wenig zum Zuge, weil häu-
fig die Voraussetzungen einer wirtschaftli-
chen Auftragsgröße nicht erfüllt sind. Als
Ergebnis der von mir eingesetzten Arbeits-
gruppe ‚Serielles Bauen‘ starten wir deshalb
heute eine europaweite Ausschreibung,
die sich an innovative Partnerschaften von
Planern und Bauausführenden richtet. Wir
wollen, dass das standardisierte Bauen
den Rohbau und auch Ausbaukomponen-
ten schnell und preiswert macht und dass
die Baukultur dabei nicht verloren geht.
Es geht auch um vernünftige Grundrisse,
selbstverständlich auch variabel, mit wenig
Verkehrsfläche. Wir wollen nicht an Qua-
lität verlieren und unsere Städte sollen
deswegen auch nicht uniform aussehen.
Ich will weder Abstriche bei der Baukultur
machen, noch bei den energetischen Vor-
aussetzungen.“
Axel Gedaschko
, Präsident des GdW Bun-
desverband deutscher Wohnungs- und
Immobilienunternehmen, forderte: „Wir
müssen es schaffen, dass neu gebaute
Mietwohnungen auch ohne Förderung für
die Mitte der Bevölkerung wieder bezahl-
bar werden. Erstmals schließen sich deshalb
maßgebliche Akteure des Wohnungsbaus
zusammen, um in enger partnerschaftli-
cher Zusammenarbeit innovative Lösungen
für den Mietwohnungsneubau zu entwi-
ckeln. Die innovativen Baukonzepte sol-
len vier Dinge vereinen: Zeitersparnis beim
Bau, reduzierte Baukosten, eine hohe archi-
tektonische und städtebauliche Qualität
sowie die Berücksichtigung baukultureller
Belange. Wir brauchen in Deutschland ein
Neubau-Klima. Denn in den Städten haben
insbesondere Haushalte mit niedrigen und
mittleren Einkommen Schwierigkeiten, eine
bezahlbare Wohnung zu finden. Insgesamt
werden pro Jahr 80.000 zusätzliche Miet-
wohnungen im geförderten Bereich und
Fortsetzung von Seite 1
Deutsche Entwicklungshilfe
für soziales Wohnungs- und
Siedlungswesen e.V.
DESWOS-Spendenkonto
IBAN:
DE87 3705 0198 0006 6022 21
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Menschen zusammen für die
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hilft weltweit, Traditionen der
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neu zu entwickeln!
Entwicklung
deswos.de
ecuador
rund 60.000 Mietwohnungen im bezahl-
baren Segment benötigt.“
Auch
Barbara Ettinger-Brinckmann
, Prä-
sidentin der Bundesarchitektenkammer,
erkennt die Notwendigkeit: „Das serielle
Bauen hat vor dem Hintergrund der Woh-
nungsnot neue Aktualität. Wir wollen das
schnelle und preisgünstige Bauen mit hoher
gestalterischer Qualität verbinden. Nur gut
gestaltete Wohnungen und Häuser erfreuen
sich über Jahrzehnte oder gar Jahrhunderte
großer Beliebtheit und Anziehungskraft.
Der Bedarf nach neuem und bezahlbarem
Wohnraum ist besonders in den Städten
groß. Die Herausforderung für Städte und
Gemeinden, für öffentliche und private Bau-
herren besteht darin, geeignete Flächen zu
finden, auf denen gebaut werden kann.
Hier gilt es, die urbanen Räume zu verdich-
ten, um nicht nur die bestehende Infrastruk-
tur wirtschaftlich zu nutzen, sondern auch
neue Großsiedlungen mit all ihren Proble-
men zu vermeiden. Es wird keine neuen
Plattenbausiedlungen geben. Die Architek-
ten und Stadtplaner sehen einen langfris-
tigen Erfolg des seriellen Wohnungsbaus
zwingend mit integrierten Stadtentwick-
lungskonzepten verknüpft.“
Marcus Becker
, Vizepräsident des Haupt-
verbandes der Deutschen Bauindustrie
(HDB), mahnte Disziplin zur Strukturiertheit
an: „Heute gilt es mehr denn je, alle Mög-
lichkeiten auszuschöpfen, wie Wohnun-
gen in großer Stückzahl und in angemes-
sener architektonischer Qualität in kurzer
Zeit errichtet werden können. Dazu gehört
auch die verstärkte Nutzung des seriellen
und modularen Bauens. Statt teure Unikate
zu fertigen, müssen künftig stärker Prototy-
pen geplant und deutschlandweit in Serie
umgesetzt werden. Für mich als Bauunter-
nehmer steht aber auch fest: Wenn schnell
und kostengünstig gebaut werden soll,
muss Bauen partnerschaftlicher organisiert
werden. Ich freue mich deshalb, dass mit
der Ausschreibung der Rahmenvereinba-
rung Wohnungswirtschaft, planende und
bauausführende Wirtschaft gemeinsam
Neuland betreten wollen. Im Unterschied
zur üblichen getrennten Ausschreibung
von Planungs- und Bauleistungen sollen in
der vorliegenden Ausschreibung Planungs-
und Bauleistungen ‚aus einer Hand‘ abge-
fragt werden – mit dem erklärten Ziel, die
Effizienzvorteile einer partnerschaftlicheren
Projektbearbeitung von Planern und Bau-
unternehmen auszuloten.“
Es ist beabsichtigt, eines oder mehrere
Konzepte aus der Rahmenvereinbarung
als Prototypen im Rahmen der IBA Thü-
ringen 2019/2021 zu präsentieren. Dies
ist ein wesentliches Element, um serielle
und modulare Bauweisen zu forcieren. Auf
diese Weise können auch alle theoretischen
Angaben – beispielsweise zu Baukosten,
technischer Machbarkeit, Prozessoptimie-
rung der Produktion, Vorfertigungsgrad
und bestmöglicher Digitalisierung – praxis-
gerecht evaluiert werden. In der Landes-
hauptstadt Erfurt werden dafür städtebau-
lich sehr interessante Flächen unmittelbar
am Gelände der Bundesgartenschau 2021
zur Verfügung gestellt. Dies bietet den Bie-
tern und Bietergemeinschaften die Mög-
lichkeit, ihre zukunftsweisenden Lösungen
für modernste serielle Fertigung einer brei-
ten Öffentlichkeit mit hohem Aufmerksam-
keitsgrad vorzustellen.
(schi/küb/lich/sti)
Die vollständigen Vergabeunterlagen
sind unter
elektronisch einsehbar.
Anzeige
„Wir wollen Designerklamotten als preiswerte Stangenware“, sagte Bundesbauministerin Dr. Bar-
bara Hendricks in Bezug auf das serielle und modulare Bauen.
Foto: BMUB/Inga Kjer
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