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AUS DEN VERBÄNDEN
Eine Wohnoffensive für Brandenburg
Potsdam – Dank des Engagements der Wohnungswirtschaft kommen Brandenburgs Städte bei der Bewältigung des
durch Wende und Einheit verursachten wirtschaftlichen und demografischen Strukturwandels gut voran, so die wichtigs-
te Nachricht der Jahrespressekonferenz für den Verbandsbereich Brandenburg des Verbandes Berlin- und Brandenburgi-
scher Wohnungsunternehmen (BBU) am 12. Juli 2016 in Potsdam.
Am deutlichsten sichtbar wird das in der
Entwicklung der Leerstandsquote bei den
BBU-Mitgliedsunternehmen. „Unsere Mit-
gliedsunternehmen stehen für starke und
lebenswerte Städte. Jetzt ist es an der
Gemeinde- und Landespolitik, die sich hie-
raus ergebenden Potenziale noch besser zu
erschließen“, sagte BBU-Vorstand
Maren
Kern
.
Brandenburgs Städte sind attraktive
Wohnorte: Das bescheinigen ihnen nicht
zuletzt BBU-Mitgliedsunternehmen in einer
Umfrage. Trotz aller Anstrengungen ver-
harrt die Leerstandsquote in den Städten
des weiteren Metropolenraums des Landes
Brandenburg allerdings seit 2010 praktisch
unverändert bei circa 10,5 Prozent. Kern:
„Landesweit stehen bei unseren Mitglieds-
unternehmen insgesamt rund 27.000 Woh-
nungen leer, davon nur rund 7.000 wegen
geplanter Abrisse in strukturschwachen
Regionen. Daraus ergibt sich allein bei unse-
ren Unternehmen ein ungenutztes Wohn-
potenzial von etwa 20.000 Wohnungen,
das erschlossen werden muss. Dafür sollte
sich jetzt die öffentliche Hand einsetzen.“
16,5 Milliarden Euro sichern starke
Städte
Seit 1991 haben die brandenburgischen
BBU-Mitgliedsunternehmen rund 14,8 Mil-
liarden Euro in Bestand und Neubau inves-
tiert. In diesem Zeitraum haben sie – vor
allem im Berliner Umland – fast 15.000
Wohnungen neu gebaut und den Woh-
nungsbestand zu weiten Teilen umfassend
modernisiert. Im gleichen Zeitraum wur-
den von ihnen – insbesondere im weite-
ren Metropolenraum – gut 60.000 dauer-
haft leerstehende Wohnungen mit einem
Buchwert von schätzungsweise 1,7 Milliar-
den Euro abgerissen. „Damit haben unsere
Unternehmen rund 16,5 Milliarden Euro für
gutes Wohnen und starke, attraktive Städte
aufgebracht. Ohne unser Engagement
und unsere Expertise wären Brandenburgs
Städte in einem schlechteren Zustand. Wir
sind Hauptsäulen von Stadtentwicklung
und Stadtumbau“, fasste Kern zusammen.
Ansatzpunkte für mehr Wohnen
Das große Engagement der Wohnungs-
unternehmen schafft gute Vorausset-
zungen dafür, dass auch die Städte des
weiteren Metropolenraums besser vom
starken Wachstum Berlins und Potsdams
profitieren. Kern: „Die Aktivierung der
Brandenburger Wohnpotenziale ist nicht
nur sinnvoll, sondern auch regional- und
sozialpolitisch geboten.“ Der Weg dorthin
führt zum einen über eine weitere kon-
sequente Fortsetzung und Nutzung der
Städtebauförderprogramme, allen anderen
voran beim Stadtumbau Ost. Zum ande-
ren nannten BBU-Mitgliedsunternehmen in
einer Umfrage des Verbandes eine bessere
Nah- und Regionalverkehrstaktung sowie
ein besseres Wohn-Marketing dieser Städte
als weitere Handlungspunkte. Kern: „Hier-
bei sehen wir auch das Land in der Pflicht,
besser zu unterstützen.“
Potsdam boomt – soziale Wohnungs-
wirtschaft stabilisiert
Das Wachstum der Landeshauptstadt Pots-
dam setzt sich fort – in den nächsten Jahren
werden dort deshalb mindestens 10.000
neue Wohnungen benötigt. „Da ist es eine
gute Nachricht, dass unsere Mitgliedsun-
ternehmen mit ihrem Marktanteil von fast
50 Prozent nicht nur für bezahlbare Mie-
ten in Potsdam sorgen, sondern auch eine
Rekordsumme in den Neubau investie-
ren“, so Kern. Mit einer Bestandsmiete von
5,53 Euro nettokalt pro Monat und Qua-
dratmeter wohnt es sich im Vergleich zum
Berliner Mietspiegeldurchschnitt in einer
BBU-Durchschnittswohnung auf das Jahr
gerechnet über 220 Euro günstiger. Gleich-
zeitig wollen die Unternehmen ihre Neu-
bauinvestitionen 2016 um 74 Prozent aus-
weiten – und dann mit rund 50 Millionen
Euro so viel in diesen Bereich investieren
wie zu keinem Zeitpunkt zuvor seit Beginn
der Erfassungen durch den BBU 1992. In
diesem Zusammenhang warnte Kern aber
auch vor immer weiter steigenden Bau-
kosten. Allein zwischen 2012 und 2016
hätten vor allem immer weiter steigende
energetische Standards dazu geführt, dass
die Herstellungskosten um rund 22 Pro-
zent gestiegen sind. Hinzu kämen stei-
gende Grundstückspreise. Kern: „Höhere
Baukosten bedeuten immer auch höhere
Neubaumieten.“
(ebe/kön)
Die Präsentation zur Pressekonferenz finden
Sie unter
„Versteckte Perlen“: empirica-Studie zum Schwarmverhalten in Sachsen
Dresden – Die Sächsische Aufbaubank – Förderbank – (SAB), der Verband Sächsischer Wohnungsgenossenschaften (VS-
WG) und der Verband der Wohnungs- und Immobilienwirtschaft Sachsen (vdw) haben am 23. Juni 2016 die Ergebnisse
einer gemeinsam beauftragten empirica-Studie zum Thema „Schwarmverhalten in Sachsen“ präsentiert.
Die Entwicklung der Einwohnerzahlen
in Leipzig und Dresden, die nach Jahren
des Rückganges wieder stark gestiegen
sind, führen zu Diskussionen der Wohn-
raumversorgung in den Ballungszentren.
Gleichzeitig sank die Einwohnerzahl des
Freistaates Sachsen mit leichter Rate, so
dass das starke Wachstum der beiden größ-
ten Städte des Landes aus einer Umvertei-
lung der Bevölkerung innerhalb Sachsens
herrühren muss. „Diese Umverteilung der
Bevölkerung zulasten fast aller Landesteile
und zugunsten ausgewählter Städte nen-
nen wir Schwarmverhalten. Der Begriff
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Der Leerstand bei den
BBU-Mitgliedsunter­
nehmen im weiteren
Metropolenraum
Brandenburgs stagniert,
obwohl sie pro Jahr
durchschnittlich 1.800
Wohnungen abreißen
Quelle: BBU
Entwicklung der Leerstandsquoten
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