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JAHRESSTATISTIK
Geschäftsklima in der Wohnungswirtschaft:
Positive Aussichten nicht durch neue Regulierungsvorhaben dämpfen
Berlin – Das Geschäftsklima in der Wohnungswirtschaft ist im letzten Jahr um 3,3 Punkte gestiegen. Damit hat sich der An-
stieg im Vergleich zum Vorjahr (2,1 Punkte) deutlich verstärkt. Der Geschäftsklimaindex liegt damit auf dem höchsten Wert
seit 2008. Das gab Axel Gedaschko, Präsident des Spitzenverbandes der Wohnungswirtschaft GdW, bei der Präsentation der
Jahresbilanz seines Verbandes am 4. Juli 2016 bekannt. Der GdW-Chef warnte jedoch vor immer weiteren politischen Regu-
lierungsmaßnahmen, die ein jähes Ende für die positive Entwicklung des Geschäftsklimas bedeuten könnten.
Der Geschäftsklimaindex setzt
sich aus den Werten zur aktuellen
Geschäftslage und den zukünfti-
gen Geschäftserwartungen zusam-
men. Die Wohnungsunternehmen
bewerten ihre derzeitige Geschäfts-
lage überwiegend als gut (46,0
Punkte) und blicken gleichzeitig
optimistischer in ihre geschäftliche
Zukunft.
„Das Geschäftsklima in der Woh-
nungs- und Immobilienwirtschaft
ist gut, der Trend zeigt nach oben“,
erklärte Axel Gedaschko, Präsident
des GdW. „Die Gründe dafür liegen
in der starken Dynamik am Woh-
nungsmarkt. Die Wohnungsunter-
nehmen bauen neue Wohnungen
und die Investitionen in bezahlba-
ren Wohnraum steigen.“ Der GdW-
Chef wies darauf hin, dass diese Entwick-
lung nur zustande kommen konnte, weil
das Thema Neubauten aus der Mietpreis-
bremse ausgeklammert wurde. „Hier hat
die Politik rechtzeitig die Notbremse gezo-
gen und noch größeren Schaden verhin-
dert. Das ist ein großer Erfolg für die Woh-
nungsunternehmen und Deutschlands
Mieter. Die Mietpreisbremse wäre sonst zu
einer reinen Investitionsbremse geworden
und hätte den Neubau komplett zum Erlie-
gen gebracht. Die Folgen wären ein noch
geringeres Angebot an Wohnungen und
rasant steigende Mieten in Ballungsräumen
gewesen.“ Der GdW-Präsident forderte die
Politik auf, dies besonders bei den aktuel-
len Diskussionen um Verschärfungen dieser
Mietreisbremse zu berücksichtigen. „Die
Mietpreisbremse hilft nicht, die Probleme
amWohnungsmarkt zu lösen. Das kann sie
auch gar nicht, denn sie ist das falsche Ins-
trument zur Bekämpfung dieses Problems.
Sie jetzt zu verschlimmbessern, würde die
Situation an den Wohnungsmärkten nur
verschärfen. Was wir brauchen, sind bes-
sere Bedingungen für den Wohnungsneu-
bau“, so Gedaschko.
Im direkten Vergleich mit der Einschät-
zung der aktuellen Geschäftslage liegen
die Geschäftserwartungen der Wohnungs-
unternehmen trotz eines Anstiegs um 2,4
Punkte weiterhin auf einem deutlich nied-
rigeren Niveau. Die Geschäftserwartun-
gen sind eng an die politischen Entwick-
lungen und deren Auswirkungen auf die
Wirtschaftlichkeit von Maßnahmen gebun-
den. „Hier klafft immer noch eine Lücke,
denn die Unternehmer befürchten weitere
Beschränkungen und Verteuerungen, wie
beispielsweise das zweite Mietrechtspaket
oder die geplante neue Energieeinsparver-
ordnung. Die aktuell positiven Geschäfts-
aussichten dürfen nicht erneut durch
solche Regulierungsvorhaben gedämpft
werden“, so der GdW-Chef.
Neubauinvestitionen auf Rekord-
hoch…
Die im GdW und seinen Regionalverbän-
den organisierten Wohnungsunterneh-
men haben im Jahr 2015 fast 12 Milliar-
den Euro in die Bewirtschaftung und den
Neubau von Wohnungen investiert. Das
sind über neun Prozent mehr als im Vor-
jahr. Im Durchschnitt flossen damit im letz-
ten Jahr rund 32,6 Millionen Euro täglich
in Deutschlands Wohnungen und in den
Wohnungsneubau.
Der Aufschwung bei den Investitionen wird
durch das Rekordhoch beimWohnungsbau
getragen. Die GdW-Unternehmen inves-
tierten 2015 knapp 4,2 Milliarden Euro in
den Bau von Wohnungen. Das sind 10,7
Prozentpunkte und damit über 400 Millio-
nen Euro mehr als im Vorjahr.
…aber: Pro investiertem Euro gibt es
weniger Wohnungen
Die Neubauzahlen zeigen nach oben, den-
noch reichen die Bemühungen der Woh-
nungswirtschaft nicht aus, um den Bedarf
an bezahlbaren Neubauwohnungen in den
Ballungsgebieten zu decken. Ein Grund
dafür: Die immensen Herstellungskosten
für den Wohnungsneubau. Konnte man
ein durchschnittliches Mehrfamilienhaus im
Jahr 2000 für 1.739 Euro pro Quadratme-
ter (ohne Grundstückskosten) erstellen, ist
dies heute in den TOP-Standorten nur noch
für 3.190 Euro pro Quadratmeter möglich.
Das bedeutet: Für den gleichen Geldbetrag
gab es im Jahr 2000 preisbereinigt 10 Ein-
heiten Wohnen – 2016 dagegen nur noch
7,8 Einheiten Wohnen. „Es führt kein Weg
daran vorbei, die Rahmenbedingungen für
den bezahlbaren Wohnungsneubau zu
verbessern“, appellierte Gedaschko an
die Politik. Die ersten Schritte sind mit den
Ergebnissen des Bündnisses für bezahlba-
res Wohnen und Bauen und der Baukos-
tensenkungskommission getan, aber die
Umsetzung lässt derzeit noch auf sich war-
ten.
Investitionen in die Zukunft des Woh-
nens
Mit 7,7 Milliarden Euro flossen im Jahr 2015
knapp 64 Prozent der Gesamtinvestitionen
in die Bestandsentwicklung der Gebäude.
Mit diesem Geld haben die Unternehmen
Wohnungen und Gebäude modernisiert,
instandgesetzt und instandgehalten. Im
Vergleich zum Vorjahr hat sich der Anteil
der Bestandsinvestitionen an den Gesam-
tinvestitionen erneut verringert. 2014 und
Quelle: Sonderbefragung im Rahmen der GdW-Jahresstatistik, n=1.676
Unternehmen der Wohnungswirtschaft
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Das Geschäftsklima der Wohnungswirtschaft in Deutschland entwickelt sich derzeit positiv - politische Re­
gulierungswut droht es jedoch einzutrüben.
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