WOHNUNGSPOLITISCHE INFORMATIONEN 48/2015 - page 7

begründete Constanze Victor, Direktorin
des künftigen Einheitsverbandes vtw, die
Entscheidung.
11 Milliarden Euro Investitionen seit
1991
Zum 25. Jahrestag ist Thüringens Woh-
nungswirtschaft gut aufgestellt. In einem
immensen Kraftakt hat sie sich konsolidiert.
Seit 1991 investierten die Unternehmen
des vtw. insgesamt rund 11,4 Milliarden
Euro. Davon entfielen 6,1 Milliarden Euro
auf Modernisierungen, 4,4 Milliarden Euro
auf Instandhaltungen und 880 Millionen
Euro auf Neubau.
Abwanderung, Baukosten und zwei­
ten Sanierungswelle
Doch die Wohnungswirtschaft kann sich
nicht zurücklehnen. Der demografische
Wandel setzt mit voller Wucht ein und
offenbart in Thüringen seine konkrete
Gestalt – mit Abwanderung und Vergrei-
sung der ländlichen Gebiete und gleich-
zeitig schwarmartiger Zuwanderung in
wenige Zentren. Deutschlandweit gibt es
ähnliche Tendenzen. Der Spitzenverband
der Wohnungswirtschaft GdW beziffert
den zusätzlichen Bedarf an Mietwohnungs-
bau bis 2025 auf 140.000 Wohneinheiten,
davon 80.000 Wohneinheiten als sozialer
Mietwohnungsbau und 60.000 Wohn-
einheiten als bezahlbarer Mietwohnungs-
bau in den Ballungsräumen. Für Thürin-
gens Schwarmstädte bedeutet dies: Eine
Bereitstellung von Brachen oder sonstigen
Bauflächen im innerstädtischen Bereich,
eine Erhöhung der Mittel für die soziale
Wohnraumförderung bis 2019 und eine
zügige Reform der Grundsteuer sind ein
Muss. Ebenso absehbar wie der Neubau-
bedarf in Großstädten ist die zweite Sanie-
rungswelle. In spätestens fünf bis 10 Jah-
ren müssen rund 80.000 Wohnungen
im Block- und Plattenbau in Thüringen
erneuert werden. Die Mixtur aus diesen
Faktoren, explodierenden Baupreisen und
(klima-) politischen Anforderungen einer-
seits sowie wachsender Altersarmut, stag-
nierender Einkommen und schrumpfender
Bevölkerung, verschärft die brisante Situa-
tion. Allein die Kosten für Neubau stiegen
beispielsweise inzwischen auf 3.080 Euro
pro Quadratmeter an – im Jahr 2000 lagen
sie noch bei 2.209 Euro pro Quadratmeter.
Kostentreiber wie Baupreise, Planungs-und
Beratungsleistungen, Baulandpreise, Steu-
errechtsänderungen, Baugenehmigungs-
gebühren, technische Baubestimmungen
und kommunale Auflagen verhindern
preiswertes Bauen.
Flüchtlingsströme in Thüringen
Tausende Zuwanderer stellen die Woh-
nungswirtschaft ebenfalls vor neue Her-
ausforderungen. „Was wir nicht brauchen,
ist eine Konzentration von Flüchtlingen in
einzelnen Gebäuden, die Einrichtung von
dauerhaften Unterkünften am Rande von
Städten oder Großsiedlungen ohne die
notwendige Infrastruktur am Rande der
Gesellschaft“, betonte Constanze Victor.
Stattdessen unterstützt sie die Forderun-
gen des Spitzenverbandes GdW, die För-
dermittel des Bundes und der Länder auch
wirklich durchzureichen. Beschleunigte
Verfahren, die Sicherstellung von sozialer
Betreuung und deutlich kostengünstigeres
Bauen seien unbedingt nötig. Die Thürin-
ger Wohnungswirtschaft steht damit vor
gesamtgesellschaftlichen Aufgaben, die er
nur mit Unterstützung des Landes und des
Bundes stemmen kann.
(tei/schi)
AUS DEN VERBÄNDEN
Fortsetzung von Seite 6
Andreas Bausewein (SPD), Oberbürgermeister
der Stadt Erfurt
vtw-Direktorin Constanze Victor (3. v. l.) mit Verbandstags-Gästen
Fotos: vtw.
Zeugnisfeier der EBZ Business School:
Preise an Nachwuchskräfte der Branche verliehen
Bochum – Namhafte Repräsentanten der Wohnungs- und Immobilienwirtschaft haben bei der Zeugnisfeier der EBZ
Business School am 14. November 2015 die Leistungen der Nachwuchskräfte und die positive Entwicklung der Hoch­
schule gewürdigt. Die Aareal Bank und der Verein Freunde und Förderer der EBZ Business School vergaben Auszeich­
nungen an die besten Absolventen. Der Forschungspreis ging an Prof. Dr.-Ing. Viktor Grinewitschus.
Den Abschluss und einige Preise in der Tasche haben diese Absolventen der EBZ Business School.
Foto: EBZ/Sven Neidig
Mehr als 200 Gäste hatten sich zur
Abschlussfeier der immobilienwirtschaft-
lichen Hochschule in Bochum eingefun-
den, um mit den Absolventen zu feiern.
Nach einem Grußwort von
Alexander
Rychter
, Verbandsdirektor des Verbandes
der Wohnungs- und Immobilienwirtschaft
Rheinland Westfalen, folgte die Festrede
AUS-, FORT- UND WEITERBILDUNG
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