Personalmagazin 6/2017 - page 78

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PERSÖNLICH
_UNTERNEHMENSKULTUR
personalmagazin 06/17
B
estimmte Aufgaben werden
nur an Kollegen mit Erfahrung
vergeben, Vorgesetzte werden
nicht kritisiert, über Gehalt
spricht man nicht und die IT-Experten
haben immer recht: So oder ähnlich ge-
stalten sich ungeschriebene Gesetze im
Unternehmen, doch diese strikt zu befol-
gen, ist nicht immer sinnvoll, das zeigen
drei Beispiele von gezielten Tabubrüchen.
Mut zum Nichtstun
Freie Zeit und Müßiggang sind ein klas-
sisches Tabu, insbesondere auf Manage-
mentebene. Ein kompetenter Personal-
manager darf nicht zu viel Zeit haben und
muss immer viel zu tun haben. Nichts zu
tun zu haben, ist für viele Menschen mit
einem Schuldgefühl verbunden und mit
der Angst, ersetzbar zu sein. Natürlich
gibt es Gründe dafür, warum die meisten
Führungskräfte ein ungewöhnlich hohes
Aktivitätsniveau haben. Die Fähigkeit
zum raschen Arbeiten an verschiedenen
Themen und Projekten ist oft eine not-
wendige Voraussetzung für den Aufstieg
im Unternehmen. Wer im Durchschnitt
zwei Stunden braucht, um eine E-Mail zu
verfassen, kommt nicht weit. Wer es als
belastend empfindet, an einem Arbeits-
tag mit mehr als drei unterschiedlichen
Themen konfrontiert zu werden und für
diese Lösungsansätze zu entwickeln, ist
kaum den Anforderungen an moderne
Managementjobs gewachsen.
Zahlreiche Studien zeigen allerdings,
dass Phasen, in denen es möglich ist,
Von
Thomas Saller, Sebastian Mauder
und
Simone Flesch
Tabus bewusst brechen
PRAXIS.
In jedem Unternehmen gibt es versteckte Regeln und ungeschriebene Gesetze.
Bewusste Tabubrüche können zu mehr Erfolg im Beruf führen – auch im HR-Bereich.
ununterbrochen frei assoziierten Ge-
danken nachzuhängen, förderlich sind
für das persönliche Wachstum, für Ein-
sichten und für die Kreativität. Das führt
zu den bekannten „Heureka-Momenten“.
Nehmen Sie sich deshalb einen Tag im
Arbeitsmonat, an dem es keine Bespre-
chungen gibt, keine Mails gelesen werden
und auch keine alten Aufgaben abgear-
beitet werden. Reservieren Sie sich min-
destens eine Stunde pro Arbeitswoche,
die nur der Besinnung gilt. Kappen Sie
ab und zu die Verbindungen zur Außen-
welt, indem Sie E-Mails und Anrufe nicht
beantworten und Ihre Tür geschlossen
halten. Ziehen Sie sich regelmäßig in der
Mittagspause aus dem Trubel heraus –
mindestens alle zwei Wochen – und ge-
hen Sie beispielsweise im Park spazieren.
Starten Sie einen Versuchsballon: Achten
Sie auf die Reaktionen, wenn Sie auf die
Frage, wie es Ihnen geht, antworten, dass
Sie „gerade genug Zeit haben, die Dinge
ordentlich zu machen“. Sie haben ein Ta-
bu gebrochen. Der insgeheime Neid des
einen oder anderen ist Ihnen aber sicher.
Die Macht der Experten
Ein weiteres Tabu: Expertenwissen ver-
schafft Personen oder Abteilungen in
Unternehmen eine Machtstellung. Auch
die in der Linie vorgesetzten Manager,
die die Ressourcenverantwortung für
eine im Unternehmen nur vereinzelt zu
Bewusstes Nichtstun fördert
die Kreativität, zählt aber zu
den Tabus im Büroalltag.
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