Personalmagazin 6/2017 - page 46

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ORGANISATION
_AGILITÄT
personalmagazin 06/17
D
as Thema Agilität erfährt
inzwischen eine hohe Popu-
larität in der Management-
literatur. Agilität gilt als
essenzieller Faktor für den Erhalt der
Wettbewerbsfähigkeit und damit letzt-
lich für das Überleben eines Unterneh-
mens. Nicht zuletzt durch eine immer
schnellere Entwicklung von neuen Tech-
nologien, zunehmende Vernetzung und
Digitalisierung steigt die Unsicherheit
und Komplexität für Unternehmen an.
Tim Cole spricht in diesem Zusammen-
hang von Gewinnern und Verlierern der
digitalen Transformation. Um zu über-
leben – so die These – müssen Unter-
nehmen agil sein. Der Begriff und die
Elemente von Agilität in der Praxis blei-
ben jedoch nach wie vor eher unscharf.
Das Institut für Personalforschung
an der Hochschule Pforzheim ist daher
in einer explorativen Interviewstudie
der Frage nachgegangen, was Praktike-
rinnen und Praktiker konkret unter Agi-
lität fassen und wie sie diese gestalten
(wollen). Im Zeitraum Juli bis Oktober
2016 wurden hierzu insgesamt 45 leit-
fadengestützte persönliche Interviews
in 15 Unternehmen verschiedener Grö-
ße aus unterschiedlichen Branchen in
Deutschland geführt. Den Unternehmen
war gemeinsam, dass sie sich bereits
– wenn auch in sehr unterschiedlicher
Intensität – mit dem Thema Agilität be-
schäftigten (einige hatten erste Gedan-
ken zu Agilität gefasst, andere können
als agile Unternehmen betrachtet wer-
Von
Stephan Fischer, Sabrina Weber
und
Annegret Zimmermann
Wie Organisationen agil werden
FORSCHUNG.
Eine Studie zeigt auf, welche Rahmenbedingungen und Faktoren in
einem Unternehmen Agilität fördern und welche sie behindern können.
Offenheit und Transparenz fördern
Agilität. Auch die räumliche
Gestaltung der Arbeitsumgebung
trägt dazu bei.
den). Es handelt sich insofern also um
eine Positivauswahl von Unternehmen.
Interviewt wurden Personen aus der Ge-
schäftsführung, aus HR sowie aus Fach-
abteilungen; in einigen Unternehmen
gehörten agile Coachs zum Kreis der In-
terviewten. Die Interviewdauer betrug in
der Regel eine bis eineinhalb Stunden.
Agilität braucht die richtigen
Rahmenbedingungen
Auf Basis unserer Studie haben wir im
Artikel „Agilität heißt …“ in der Aprilaus-
gabe 2017 des Personalmagazins bereits
die vier zentralen Aspekte dargestellt,
die in der Praxis unter dem Begriff Agi-
lität verstanden werden: Geschwindig-
keit, Anpassungsfähigkeit, Kundenzent-
riertheit und (agile) Haltung (mindset).
Wir haben dort herausgearbeitet, welche
konkreten Beweggründe zur Beschäfti-
gung mit Agilität genannt werden und
welche Vorteile Agilität nach Ansicht
der Praktikerinnen und Praktiker bietet.
Für viele Unternehmen bleibt jedoch die
zentrale Frage, welche Faktoren Agilität
im Unternehmen fördern können und
welche womöglich eher hinderlich sind,
um Agilität im Unternehmen zu erzeu-
gen und zu verankern. Im Folgenden zei-
gen wir auf, welche Erfolgsfaktoren und
Hindernisse sich in der Praxis ergeben.
Was Agilität behindert
Deutlich wird in unserer explorativen
Studie, dass bestimmte Rahmenbedin-
gungen als hinderlich für Agilität wahr-
genommen werden beziehungsweise
erkannt worden sind. Hierunter fallen
insbesondere (1) räumliche Gestaltung,
1...,36,37,38,39,40,41,42,43,44,45 47,48,49,50,51,52,53,54,55,56,...84
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