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MANAGEMENT
_IT-FACHKRÄFTEMANGEL
personalmagazin 05/16
Z
ahlreiche IT-Stellen bleiben
in Deutschland – unfreiwillig
- unbesetzt, denn die Nachfra-
ge übersteigt die Anzahl der
entsprechend qualifizierten Fachkräf-
te deutlich. Rund 43.000 unbesetzte
Stellen für IT-Spezialisten meldete der
Branchenverband Bitkom im vergange-
nen Oktober. Inzwischen dürfte die Zahl
sogar noch gestiegen sein. Laut dem
Stepstone-Fachkräfteatlas wurden im Ja-
nuar 2016 in Deutschland im Vergleich
zum Vormonat sieben Prozent mehr
Stellenausschreibungen für IT-Mitarbei-
ter veröffentlicht. Im saisonbereinigten
Vergleich zum selben Monat im Vorjahr
ist die Zahl der Stellenausschreibungen
sogar um 20 Prozent gestiegen.
Was können Unternehmen also tun,
um in diesem hartumkämpften Markt
die besten IT-Fachkräfte zu finden und
für sich zu gewinnen?
IT-Fachkräfte: Wo finden, wie binden?
Ein Blick auf die Besonderheiten der
Zielgruppe lohnt sich. Wo suchen IT-
Fachkräfte nach Jobs? Wie stellen sie
sich den Bewerbungsprozess vor? Was
wünschen sie sich von ihrem Arbeitge-
ber – in Bezug auf Arbeitsumgebung
oder Karrierewege? Was macht IT-Fach-
kräfte zu zufriedenen Mitarbeitern?
Aufschluss zu diesen Fragen gibt
beispielsweise die jährliche Entwickler­
studie des Netzwerks Stack Overflow,
ein Internetforum, auf dem sich über 4,5
Millionen registrierte Nutzer zu Fragen
der Softwareentwicklung austauschen.
Von
Melanie Rößler
(Red.)
Die diesjährige Umfrage, an der weltweit
rund 56.000 Entwickler teilgenommen
haben, zeigt: Der Anteil der Entwickler
mit traditioneller Ausbildung wird im-
mer geringer. Immer mehr Entwickler
sind bekennende Autodidakten. Die Zahl
stieg von 45,9 Prozent im vergangenen
Jahr auf sogar 74,7 Prozent in diesem
Jahr. Wer also bei der Beurteilung von
Bewerbungsunterlagen zunächst auf den
Universitätsabschluss achtet, verpasst
vielleicht die besten Bewerber.
Wo IT-Fachkräfte nach Jobs suchen
Zwar suchen nur 11,8 Prozent der be-
fragten IT-Kräfte aktiv einen Job, aber
immerhin 60,9 Prozent gaben an, dass
sie für neue Herausforderungen offen
sind. Insgesamt stehen also 72,32 Pro-
zent der Befragten einem Jobwechsel
offen gegenüber. Eine Chance für Unter-
nehmen, bei diesen Kräften zu punkten.
Aber wie erreichen Unternehmen die-
se Zielgruppe? Auch hier gibt die Stack-
Overflow-Studie Aufschluss: Entwickler
finden ihre nächste Anstellung oft jen-
seits der traditionellen Jobbörsen. Fast
ein Viertel der Befragten wurde „von
einem Freund“ eingestellt, findet den
Job also über persönliche Kontakte. In
Jobbörsen suchen nur 14,4 Prozent. 13,3
Prozent gaben an, dass sie sich direkt
bei einem Unternehmen beworben ha-
ben, weil sie dort arbeiten wollten. Das
unterstreicht, wie wichtig es in dieser
Zielgruppe ist, sich als Arbeitgeber be-
kannt zu machen und eine attraktive
Arbeitgebermarke zu etablieren. 9,2
Prozent wurden von einem Headhunter
und 8,1 Prozent von einem unterneh-
mensinternen Recruiter angeworben.
Jobmessen und Soziale Medien spielen
für IT-Fachkräfte bei der Stellensuche
kaum eine Rolle.
Wie sich IT-Fachkräfte den
Bewerbungsprozess wünschen
Die große Herausforderung – neben
dem Schreiben des Lebenslaufs und des
Anschreibens – scheint für ITler vor
allem die Prozedur der Bewerbungsge-
spräche zu sein. 15,4 Prozent der Ent-
wickler benannten das Bewerbungsge-
spräch als eines der größten Ärgernisse
im Bewerbungsprozess. IT-Spezialisten
wünschen sich daher, dass das Vorstel-
lungsgespräch bei der Personalauswahl
ein weniger starkes Gewicht erhält und
stattdessen stärker auch andere Aus-
wahlkriterien einbezogen werden. So
möchten sich die Kandidaten lieber in
der realen Arbeitsumgebung und mit
dem Schreiben von Codes beweisen. Im
Idealfall soll der Arbeitgeber seine Ent-
wicklerteams in den Bewerbungspro-
zess einbinden, sodass die praktischen
Fähigkeiten zum Einsatz kommen und
sowohl dem Team und den HR-Verant-
wortlichen als auch dem Kandidaten
schneller klar wird, ob er zum Unter-
nehmen passen würde und ob er sich
dort wohlfühlt.
Zufriedenheit: Arbeitsklima
wichtiger als Gehalt
Für deutsche Entwickler steht die Mög-
lichkeit, Arbeit und Freizeit zu verein-
baren, an erster Stelle. Zwar gaben auch
mehr als die Hälfte (53,7 Prozent) der
Befragten an, dass ihnen das Gehalt
Code statt Karriere
STUDIEN.
IT-Spezialisten sind begehrt und daher schwierig zu finden und zu binden.
Und sie unterscheiden sich in vielerlei Hinsicht von anderen Mitarbeiterzielgruppen.
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