personalmagazin 06/2016 - page 54

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ORGANISATION
_BETRIEBLICHE KRANKENVERSICHERUNG
personalmagazin 06/16
Neben soziodemografischen Faktoren
spielen auch Branchenzugehörigkeit und
geografische Faktoren eine Rolle. Außer-
dem können in Deutschland nur eine
Handvoll Versicherungsunternehmen
empfohlen werden, da es erhebliche Un-
terschiede in den einzelnen Konzepten,
Produkten und Services gibt, etwa hin-
sichtlich Gesundheitsprüfung, der Versi-
cherung von Angehörigen oder im Preis.
Flankierende Angebote möglich
Über die individuelle bKV hinaus kann
das Gesundheitskonzept eines Unter-
nehmens durch weitere interessante
Produkte aufgewertet werden. Zu nen-
nen sind neben webbasierten Angeboten
beispielsweise das Employee Assistant
Program (EAP), eine externe telefonische
Helpline überwiegend für psychosoziale
Probleme, und die Familien- und Pflege-
Assistance. Die Familien-Assistance
löst familiäre Konflikt- und Problem-
situationen insbesondere rund um die
Kinderbetreuung. Die Pflege-Assistance
unterstützt pflegende Mitarbeiter eines
Unternehmens. Hier gibt es allerdings
eine erhebliche Dunkelziffer, da gesetz-
liche Pflegezeiten bisher praktisch nicht
in Anspruch genommen werden. Der
ökonomische Schaden durch Absentis-
mus – aber insbesondere auch durch
Mitarbeiter, die durch das Pflegen der
Angehörigen nicht voll leistungsfähig
sind, beträgt in Deutschland bereits heu-
te eine zweistellige Milliardensumme.
Auch Wearables – also tragbare Tech-
nologien wie Smart Watches oder Fit-
nessbänder – sind im Kommen. Hier
stellen sich jedoch einige Fragen zum
Datenschutz. So sind die Deutschen zwar
durchaus geneigt, auf einem Wearable
ihre Daten preiszugeben, die dann in der
Regel in den USA kommerziell genutzt
werden. Sie sind aber skeptisch, wenn es
darum geht, ihre Gesundheitsdaten dem
Arbeitgeber zur Verfügung zu stellen.
Verzahnung mit dem BGM
Unternehmen, die sich mit dem Gedan-
ken der Einführung einer bKV beschäfti-
gen, sollten von Anfang an darauf achten,
dieses Konzept nachhaltig und intelligent
in das betriebliche Gesundheitsmanage-
ment zu implementieren. So kann bei-
spielsweise durch eine Verzahnung das
Interesse der Mitarbeiter für die Teilnah-
me an BGM-Maßnahmen gesteigert wer-
den. Über die bKV können – bei geschick-
ter Konzeptionierung – eventuell sogar
Teile des betrieblichen Gesundheitsma-
nagements refinanziert werden. Auch
gibt es theoretisch die Möglichkeit, eine
bKV im Kontext eines Anreizsystems zur
Teilnahme an Gesundheitsleistungen zu
nutzen – beziehungsweise Mitarbeiter
damit zu belohnen.
Zu Beginn sollte man dabei mit einem
Audit prüfen, welche (Gesundheits-)Bene-
fits bereits vorhanden sind. Zunächst hat
ein Arbeitgeber, der seine Belegschaft
mit einer bKV ausstattet, zwar zusätz-
PROF. DR. VOLKER NÜRN-
BERG
ist Leiter Health
Management bei Mercer und
lehrt an der FHAM Erding.
MICHAEL BRAUN
ist
Leiter Health Insurance,
Mercer Deutschland GmbH.
ANNIKA VISCHER
ist
Mitarbeiterin Health Manage­
ment, Mercer Deutschland
GmbH.
AUSWAHLHILFE
QUELLE: NÜRNBERG/MERCER
Betriebliche Krankenversicherungen können verschiedene, individuell mit dem jeweili­
gen Anbieter aushandelbare Bausteine beinhalten. Achten Sie darauf, welcher Baustein
für welche Mitarbeitergruppe passt und was auch dem Betrieb tatsächlich Vorteile bringt.
Angebot
Nutzen Begründung
Chefarztbehandlung bezie-
hungsweise freie Arzt- und
Krankenhauswahl
+++
Bietet für zusätzliche Mitarbeiter Zugang zur Ge­
sundheit, der Krankenstand wird dadurch nachhaltig
gesenkt.
Vorsorgeuntersuchungen
+++
Kann Leben retten. Kann gesundheitsfernen Mitarbei­
tern (zum Beispiel Männern) Zugang zur Gesundheits­
vorsorge schaffen, das Unternehmen profitiert durch
niedrigeren Krankenstand.
Heilpraktiker/Alternative
Behandlungsformen
++
Kann Zugang zur Gesundheit für bisher gesundheits­
ferne Mitarbeiter ermöglichen. Bewusstsein für kom­
plementäre Medizin steigt.
1-2 Bettzimmer
+
Kein Nutzen über den üblichen Benefitgedanken hinaus
für das Unternehmen. Krankenstand und Produktivität
werden kaum beeinflusst.
Krankentagegeld, Kranken-
haustagegeld plus
+
Kein Nutzen über den üblichen Benefitgedanken
hinaus für das Unternehmen. Keine Auswirkung auf
Krankenstand.
Zahnersatz, -vorsorge und
-behandlung
+
Kein Nutzen über den üblichen Benefitgedanken hinaus
für das Unternehmen. Keine Auswirkung auf Kranken­
stand. Gesamtkosten meist nicht abgedeckt.
Sehhilfen
Betrifft nur einen kleinen Teil der Belegschaft und
könnte daher Begehrlichkeiten nach Ausgleichsbenefits
bei den übrigen MA wecken
+++
= sehr gut
++
= gut
+
= neutral
= abzuraten
liche Kosten zu verzeichnen. Binnen
weniger Jahre sollten sich diese aber re-
finanzieren, wenn beispielsweise durch
Vorsorgeuntersuchungen die Anzahl der
Langzeitkranken reduziert wird.
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