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spezial Kanzleien im Arbeitsrecht 2015
Bei Fragen wenden Sie sich bitte an
wie sinnvolle Rolle am Rechtsberatungs-
markt spielen zu wollen. Und: So groß
wie manche tun, sind die preislichen
Unterschiede in den Honorartabellen von
Groß- und Spezialkanzleien längst nicht.
Kein angesehener Arbeitsrechtler will
sich unter Wert verkaufen.
Auch erklären diese Ansätze für Neu-
gründungen – ob klassischer Spin-off
oder nicht – ebenfalls nicht, warum ge-
rade das Arbeitsrecht für Spezialkanz-
leien so attraktiv ist. Hier wirken andere
Faktoren, die letztlich im Wesen der ar-
beitsrechtlichen, oft als Dauerberatung
strukturierten Rechtsberatung liegen.
Zudem spielen die Person des jeweiligen
Beraters und damit auch die Beziehung
zwischen Anwalt und Mandant eine er-
hebliche Rolle.
Letzteres ist im Arbeitsrecht viel-
leicht noch viel stärker ausgeprägt als in
Rechtsgebieten wie Gesellschaftsrecht,
Kartellrecht oder Steuerrecht. Und: Für
arbeitsrechtlich fokussierte Anwälte
gibt es immer etwas zu tun, ob es der
Wirtschaft schlecht geht oder nicht.
STATEMENT
In der Praxis gibt es in aller Regel keine
generellen Überlegungen, ob eher zu einer
Großkanzlei oder zu einer Boutique gegriffen
wird, wenn es um die Erledigung arbeits-
rechtlicher Angelegenheiten geht. Übrigens,
mit im Rennen sind bei diesen Überlegungen
auch die Anwälte der Arbeitgeberverbände,
arrivierte Allgemeinkanzleien und freilich,
soweit vorhanden, eigene Arbeitsrechtler im
Unternehmen.
Will heißen: Die Entscheidung ist einzelfall-
bezogen und äußerst komplex. Ein wichtiges
Kriterium ist zum einen die Einschätzung der
Leistungsfähigkeit – in einem Spezialgebiet
wie der Altersversorgung werden andere
Entscheide getroffen als bei einem Standard-
Kündigungsschutzfall, ebenso wie anderer-
seits in einem breit aufgestellten Thema
wie bei Fusionen und Unternehmenskäufen
häufig Nebengebiete wie Gesellschafts- und
Steuerrecht in das Repertoire gehören.
Weitere Kriterien sind aber auch die Außen-
wirkung der Einschaltung einer Kanzlei und
selbstverständlich die Kosten.
In den allermeisten Beratungsfällen und
Rechtsstreitigkeiten spielt das Fachliche eine
Jedes Mal sind alle mit im Rennen
Die fachliche Qualifikation potenzieller Rechtsbeistände stehe in der Praxis bei Mandatsver-
gaben oft nicht im Vordergrund – sie werde einfach vorausgesetzt. Das sagt Alexander R.
Zumkeller vom ABB-Personalmanagement. Auch die Kanzleigröße sei eher sekundär.
nicht so hervorgehobene Rolle. Das wird
letztlich vorausgesetzt, allenfalls bei der
Allgemeinkanzlei mit kleineren Abstrichen
– wobei sich zumeist hier ebenfalls schon Ar-
beitsrechtler finden. Themen wie Ortsnähe,
Vertrauen in die Verhandlungskompetenzen,
Erwartung des Auftretens und Verhaltens vor
Gericht und Gegenseite, Erfahrungswerte von
Kollegen oder eigene Erfahrungen sind hier
– wieder neben den Kosten – nicht unmaß-
geblich. Es geht also um viele Soft Skills, die
gar unabhängig sind von der Größe oder der
Ausrichtung einer Kanzlei.
ALEXANDER R. ZUM-
KELLER
ist Head of HR
Policies, Rewards &
Benefits (Arbeitsrecht,
Tarif- und Sozialpoli-
tik) bei der ABB AG
(Holding).
PRAXIS
Wie in der Mode lässt sich auch
auf dem Kanzleimarkt das
Angebot nach Format untertei-
len. Klein und fein liegt beim
Arbeitsrecht im Trend.
© TONGWONGBOOT / THINKSTOCKPHOTOS.DE
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