IMMOBILIENWIRTSCHAFT 12/2016 01/2017 - page 75

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2-01.2017
Mitarbeiter rücken dadurch gleicherma­
ßen in den Mittelpunkt.
Erste Wohnungsunternehmen haben
diesen Zusammenhang erkannt und sich
auf den Weg gemacht. Dazu gehört die
Rheinwohnungsbau GmbH, die rund
6.600 Wohnungen in Düsseldorf, Duis­
burg, Meerbusch und Berlin bewirt­
schaftet. Das Unternehmen hat in den
vergangenen Monaten eine strukturierte
Führungskräfteausbildung und Zukunfts­
werkstättenmit allenMitarbeitern durch­
geführt. Rheinwohnungsbau ist bereits vor
zwei Jahren gestartet und zwar mit einer
grundlegenden Analyse der Strategie­
felder: Arbeit mit Sinn verbinden, posi­
tives Arbeitsklima, gute Beziehungen und
positive Kommunikation. Zunächst wur­
de dazu eineMitarbeiterbefragung durch­
geführt. Sie brachte beste Ergebnisse bei
Sinn, Stolz und Verbundenheit der Mitar­
beiter. Entwicklungsfelder wurden bei der
Nachfolgeplanung, der Führungsstruktur
und den Entwicklungsmöglichkeiten für
Mitarbeiter identifiziert. Deshalb wurde
gemeinsam mit der Geschäftsführung
ein passgenaues Personalentwicklungs­
konzept entwickelt, aufbauend auf den
vorhandenen Stärken. Regelmäßige Mit­
arbeitergespräche sind dabei ein zentrales
Führungsinstrument.
Ein Jahr später legte Rheinwohnungs­
bau den Grundstein für eine „positiv
lernende Organisation“ mit verschie­
denen „Lerntransfer“-Workshops. Die
definierten Maßnahmen wurden in spe­
zifischen Trainings gefestigt, ihre Umset­
zung wird nun von eigens dafür ausgebil­
deten Führungskräften begleitet.
Auf dieser Grundlage aufbauend
startete das Unternehmen im November
das Projekt RWB 2.0 – die Einbeziehung
aller Mitarbeiter in Zukunftswerkstätten.
Dieser Prozess wäre ohne die vorangegan­
genen Aktivitäten nicht möglich gewesen.
Rund 60 Mitarbeiter – Geschäftsführung,
Führungskräfte, alle Mitarbeiter der ope­
rativen und zentralen Einheiten, Vertreter
der Generation Y, Hauswarte – haben sich
in sechsWorkshops mit denHerausforde­
rungen der Zukunft und den spezifischen
Themen der Wohnungswirtschaft ausein­
andergesetzt: Digitalisierung, Nachhaltig­
keit, Wertewandel, Demografie, Globali­
sierung, Arbeitswelt 4.0.
BESSERER UNTERNEHMENSERFOLG
„Unsere
Mitarbeiter haben ihre besonderen Stär­
ken eingebracht, um neue Ideen zur Kun­
denzufriedenheit und neue Geschäfts­
felder zu entwickeln und somit unseren
Unternehmenserfolg auch nachhaltig zu
sichern – das schafft Mitarbeiterzufrie­
denheit und wirtschaftlichen Erfolg. Im
Ergebnis haben wir schon jetzt eine Win-
win-Situation“, resümiert Thomas Hum­
melsbeck, Geschäftsführer/Vorsitzender
der Rheinwohnungsbau.
Ein weiteres Unternehmen, das sich
bereits die Erkenntnisse der „Positiven
Psychologie“ zunutze macht, ist die Hwg,
eine Genossenschaft aus Hattingen mit
einem Bestand von rund 4.000 Woh­
nungen. Die Schwerpunkte sind hier:
eine strukturierte Führungskräfteausbil­
dung, ein Personalentwicklungskonzept
zur bestmöglichen Stärkenentwicklung
der Mitarbeiter und ein positives Ar­
beitsklima durch hohe Ansprüche an die
Arbeitsrahmenbedingungen. „Unseren
Unternehmenserfolg führen wir im We­
sentlichen auf die Kompetenzen unserer
Führungskräfte und Mitarbeiter zurück,
und diese Kompetenzen müssen stets ak­
tuell gehalten werden,“ beschreibt Erika
Müller-Finkenstein, Vorstand der Hwg
Hattingen, die Motivation für die Maß­
nahmen.
Der Fokus wurde zunächst auf die
Führungskräfte gelegt: Zu Beginn wur­
den ihre Kompetenzen analysiert, ihre
(Führungs-)Persönlichkeit reflektiert
und wirksame Führungsmethoden und
-instrumente aufgefrischt. „Der richtige
Umgang mit Feedback, sowohl von uns
Vorständen an die Führungskräfte als
auch von den Führungskräften an ihre
Mitarbeiter und umgekehrt, erfordert ein
hohes Maß an Feingefühl und Einschät­
zungsvermögen“, so Müller-Finkenstein.
Der dazu erforderliche Selbst- und Fremd­
bildabgleich, das gegenseitige Einschätzen
von Kompetenzen und das Entwickeln
eines Stärken- und Schwächenprofils
wurden in mehreren Workshops sowohl
mit der Führungsmannschaft als auchmit
allen Mitarbeitern trainiert. Während der
anschließenden Personalentwicklungs­
runden diskutierten Vorstand und Füh­
rungskräfte die Potenziale und Entwick­
lungsmöglichkeiten ihrerMitarbeiter. Zu­
dem hat Hwg einen Schwerpunkt auf die
Arbeitsrahmenbedingungen gelegt: Helle,
modern eingerichtete Büros, großzügige
Rückzugsorte für Pausen, Sitzlandschaf­
ten, Grünpflanzen und moderne Kunst
sollen ideale Bedingungen zum Arbeiten
bieten.
Der wirtschaftliche Erfolg der beiden
Unternehmen zeigt, dass ein positives Ar­
beitsklima, eine Fokussierung auf die Stär­
ken der Mitarbeiter und ein stringenter
und nachhaltiger Aufbau von positiven
Beziehungen der richtige Weg für starke
Immobilienunternehmen ist.
SUMMARY
»
Ziel der „Positiven Psychologie“ ist es,
Menschen zu befähigen, ihr Potenzial
voll zu entfalten. Statt sich an Defiziten zu orientieren, gilt es, die Stärken der Mitarbeiter zu
identifizieren und für das Unternehmen zu nutzen.
»
Dabei kommt den Führungskräften eine
zentrale Rolle zu.
Dazu wird eine konsequente Ausbildung benötigt.
»
Neben zufriedeneren
Mitarbeitern
führt die Methode häufig auch zu
einem größeren Unternehmenserfolg
.
«
Elke Nippold-Rothes, Düsseldorf
Starke Mitarbeiter: Bei der
„Positiven Psychologie“
werden individuelle
Kompetenzen gefördert.
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