Immobilienwirtschaft 10/2016 - page 8

8 SZENE
Markt & Politik
MEHR WISSENSCHAFTLICHKEIT
Empirica: Mietspiegel-Debatte wird falsch geführt
Die Datenerhebung für örtliche Mietspiegel wird heftig diskutiert. Meistens
geht es bei der Kritik um einen mutmaßlich zu kleinen Umfang der Stich-
proben. Das Forschungsinstitut Empirica plädiert hingegen für mehr Wis-
senschaftlichkeit bei der Berechnung. Der neueste Gesetzesentwurf zurMiet-
preisbremse spricht von „sachgerechtenMethoden“ anstatt von „anerkannten
wissenschaftlichen Grundsätzen“. Der Schwachpunkt bei der Erhebung für
den Mietspiegel sei aber nicht die fehlende Masse der Datensätze, sondern
die Art der Erhebung. Auch Forderungen, inserierte Mietpreise zu verwen-
den oder eineMeldepflicht seitens der Vermieter einzuführen, hält Empirica
für verfehlt. Gefragt sei mehr Wissenschaftlichkeit bei der Berechnung der
Mietspiegel, nicht eine komplette Neuorientierung.
Der Rückgriff auf inserierte Angebotsmieten habe Nachteile. So lieferten
Angebotsmieten keine ausreichenden Informationen über veränderte Be-
standsmieten: Erfahrungen aus München zeigten zum Beispiel, dass Be-
standsmieten etwa einen Euro geringer ausfielen als Angebotsmieten. „Ak-
tuell bieten nur spezifische Mietspiegelerhebungen Qualität“, heißt es. Ein
qualitativ hochwertigerMietspiegel kann laut Empirica daher aktuell nur auf
Basis spezifischer Datenerhebungen erstellt werden. Andernfalls entspreche
er nicht den vorgegebenen gesetzlichen Anforderungen.
ZUSCHÜSSE VOM BUND
Viele Länder bauen trotzdem nicht
Der Bund zahlt den Ländern hohe Zuschüsse für
den sozialen Wohnungsbau. Die Gelder werden
aber nicht immer genutzt. So wurde etwa einem
Bericht der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“
zufolge in Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen
und dem Saarland zehn Jahre lang keine Sozial-
wohnung gebaut.
In Nordrhein-Westfalen hingegen wurden meh-
rere Tausend Sozialwohnungen gebaut. Laut dem
haushaltspolitischen Sprecher der Unionsfraktion,
Eckhardt Rehberg, sind zwischen 2007 und 2015
knapp 4,7Milliarden Euro vomBund an die Länder
geflossen. Seit 2006 sind die Länder für den Bau
von Sozialwohnungen verantwortlich. Der Bund
subventioniert, eine gesetzliche Zweckbindung gibt
es jedoch nicht, lediglich die Vorgabe, dass das Geld
für den sozialen Wohnungsbau eingesetzt werden
sollen, mindestens aber für Modernisierungsmaß-
nahmen eingesetzt werden muss.
Grafik: Immobilienwirtschaft; Quelle: ING International Survey
Gestiegene Immobilienpreise
lassen Deutsche kalt
In 10 von 13 europäischen Ländern haben Immobilienbesitzer
größere Probleme, ihre Hypothekenzahlungen aufzubringen,
als in Deutschland, wo dies nur bei 12 Prozent der Fall ist.
Dies zeigen die Ergebnisse einer aktuellen repräsentativen
Befragung der ING-DiBa unter Konsumenten in 13 europäischen
Ländern sowie den USA und Australien.
Die monatliche Rate für die Immobilien-
finanzierung zu bezahlen ist
schwierig bzw. sehr schwierig
Befragte: Finanzielle Entscheider ab 18 Jahren.
International N = 14.937, Deutschland N = 1.027
Polen
und Türkei
41%
Rumänien
40%
Frankreich
18%
Deutschland
12%
Großbritannien
9%
0%
100%
Europäischer
Durchschnitt
24%
Spanien
35%
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