Immobilienwirtschaft 11/2015 - page 79

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1.2015
In der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ vom 24. Juni 2015 las ich folgenden Satz:
„Zum ersten Mal seit der Industriellen Revolution zerstört neue Technologie mehr
Arbeitsplätze, als sie neue mobilisieren kann.“ Zitiert wurde dort eine Studie der
Deutschen Bank. In dem Buch „The Second Machine Age“, geschrieben von Prof. Erik
Brynjolfsson und Prof. Andrew McAfee, beide Professoren an der renommierten MIT
Sloan School of Management, wird ein Ausblick auf unsere Zukunft – das so genannte
zweite Maschinenzeitalter – gegeben.
Das Buch beginnt mit einem Blick in die Vergangenheit, einer Erinnerung an die
wichtigsten Errungenschaften der Menschheitsgeschichte. Es zeigt auf, dass viele tau-
send Jahre die Kurve der menschlichen Entwicklung sehr langsam aufwärtsging, doch
vor gut 200 Jahren kam es zu etwas sehr Einschneidendem, dem starken Einfluss von
Technologie. Es entstand Mitte des 18. Jahrhunderts die Industrielle Revolution, mit
der wichtigsten Errungenschaft – der Dampfmaschine. Nun aber – so die Theorie der
Autoren – ist das zweite Maschinenzeitalter angebrochen. Gemäß ihrer These könnte
durch Anwendung von Computern und anderen digitalen Errungenschaften zusammen
mit unseren geistigen Kräften eine vergleichbar große Wirkung entfaltet werden wie da-
mals mit der Erfindung der Dampfmaschine. Die Autoren zeigen in dem Buch auf, was
die neuen „Maschinen“ schon alles leisten und wie sie teilweise schon Einzug in unser
Leben gehalten haben, aber auch, was die (nahe) Zukunft noch alles bringen könnte.
Die allumfassende Digitalisierung unserer Welt führt dazu, dass – anders als bei aus
Atomen bestehenden Gütern – sich Güter aus Bits und Bytes perfekt replizieren und
praktisch unverzüglich und nahezu kostenfrei ins nächste Zimmer oder aber ans Ende
der Welt schicken lassen. Dass Güter kostenlos, in beanstandungsfreier Qualität und
unmittelbar verfügbar sind, erscheint für viele Produkte noch eine sehr ambitionierte
Vorstellung, doch umso mehr Informationen digitalisiert werden, desto mehr Produkte
werden in diese Kategorie fallen – ein beunruhigender Gedanke, wie ich finde.
Brynjolfsson und McAfee setzen sich auch mit den volkswirtschaftlichen Auswirkungen
des zweiten Maschinenzeitalters und deren Folgen auseinander. Sie erläutern Themen
wie die notwendige Veränderung und Entwicklung von Bildung und Infrastruktur.
Zudem geben sie Hinweise, sowohl für die persönliche Entwicklung als auch für die
Politik.
Für mich ist „The Second Machine Age“ ein exzellentes Buch, das einen sehr guten
Ausblick gibt, wie sich unsere Zukunft entwickeln könnte. Gefallen hat mir, dass auch
gesellschaftliche Auswirkungen hieraus ausführlich, teils kritisch betrachtet werden und
die genannten Beispiele gut nachvollziehbar sind. Das Buch hat mir viele Impulse und
Denkanstöße gegeben, sowohl für mein Tagesgeschäft (obwohl es keine immobilien-
wirtschaftliche Literatur ist) als auch für mich persönlich.
„The Second Machine Age“
Tim Steinmetz
MRICS, ist seit
2006 Mitglied der Royal Institu-
tion of Chartered Surveyors und
dort Mitglied der Comercial Group
Property. Er ist Senior Vice President
der Landesbank Hessen-Thüringen,
wo er das Immobilienportfolio
der Helaba verantwortet, sowie
Vorstand und Geschäftsführer meh-
rerer Konzerngesellschaften.
BUCHTIPP VON
THE SECOND MACHINE AGE
– Wie die nächste digitale Revolu-
tion unser aller Leben verändern
wird. Das Buch hat im Oktober den
Deutschen Wirtschaftsbuchpreis
gewonnen. Die Autoren erhielten
die Auszeichnung für ihre fundierte
Prognose der digitalen Revolution
in der Industrie.
Erik Brynjolfsson,
Andrew McAfee,
Plassen Verlag,
1. Auflage 2014, ISBN 978-3
864702112, 386 S., 24,99 Euro
Tim Steinmetz
1...,69,70,71,72,73,74,75,76,77,78 80,81,82,83,84
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