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4|2017
Ziegel als Beitrag zum nachhaltigen Bauen
Wohngesundes Bauen
Der Bau wohngesund errichteter Gebäude basiert auf der Vermeidung von Emissionen, also riechenden
oder auch geruchlosen Schadstoffen in der Luft, die von verwendeten Baustoffen oder handwerklichen
Arbeiten während der Bauphase stammen können. Wissenschaftler beobachten, dass Menschen, die
sich regelmäßig in schadstoffbelasteten Innenräumen aufhalten, unter vielfältigen Symptomen und
Erkrankungen leiden können. Nicht zuletzt deshalb ist beim Bau ökologisches Fachwissen gefragt.
THEMA DES MONATS
oder ob jemand die eigene Lebensqualität fur
kommende Jahrzehnte im Blick hat. Wir planen
jedoch auch mehrere Projekte für Investoren, die
sich z. B. fur Wärmedämmziegel anstelle einer
Außenwandkonstruktion mit Wärmedämmver-
bundsystem entschieden haben. Hier bedeutet
der Ziegel als ökologischer Baustoff Vorteile bei
der Vermarktung.
Das veränderte Bewusstsein der Konsumenten
greift also auch in dieser Konstellation. Ziegel
haben eine hervorragende Ökobilanz. Bei ihrer
Herstellung kommt keinerlei Chemie zum Ein-
satz. Ziegel losen keine gesundheitsbedenklichen
Allergien aus und sind nicht anfallig fur Faulnis
und Ungezieferbefall. Zudem geben sie keine
schadlichen Ausdunstungen oder Ausgasungen ab.
Nachhaltigkeit im sozialen Wohnungsbau
AuchWohnungsunternehmen setzen vermehrt auf
nachhaltige Materialwahl. Wer Wohnungen baut,
um sie anschließend dauerhaft im Bestand zu be-
halten, hat eine ganz andere Sicht auf die Dinge.
Wir arbeiten häufig fur große kommunale Woh-
nungsunternehmen sowie für Genossenschaften,
die Bestände von 5.000 bis zu 50.000Wohnungen
bewirtschaften. Diese Unternehmen haben be-
reits ungezählte Wohngebäude aus dem letzten
Jahrhundert saniert. Solche Erfahrungen fuhren
dazu, dass Bauherren sich fur Wertbeständigkeit
entscheiden. Einer unserer Kunden, eine landesei-
geneWohnbaugesellschaft, hat zu diesemThema
bereits eine Grundsatzentscheidung getroffen:
Wo immer es möglich ist, bauen siemonolithisch.
Wohngesundes Bauen beginnt bei der Planung
Bereits in der Entwurfsphase beraten wir Bau-
herren ganz gezielt zur Materialwahl undmachen
deutlich, was fur sie das Beste ist, was Raumkli-
ma, Nachhaltigkeit und auch Wirtschaftlichkeit
angeht. Schöpfend aus unseren positiven Erfah-
rungen sind wir vom monolithischen Bauen mit
wärmegedämmten Ziegeln und der Verwendung
wohngesunder Ausbaumaterialien so uberzeugt,
dass wir das Konzept in möglichst vielen Bauvor-
haben einsetzen.
Angefangen hat dieser Weg mit unserer Beteili-
gung an einemArchitektenwettbewerb amStand-
ortWrangelstraße in Berlin-Kreuzberg. Auftragge-
ber war der Evangelische Kirchenkreis Berlin, der
einen hohen Anspruch an Nachhaltigkeit stellte.
Wir haben intern diskutiert, mit welchem beson-
deren Ansatz wir bei diesem Projekt überzeugen
können, und am Ende auf Ziegel als Baumaterial
gesetzt. Unser Entwurf erhielt den ersten Preis
und wir freuen uns auf die Realisierung.
Kurz darauf konnten wir auch einem Bauträger
Ziegel als innovative Lösung vorschlagen. Es
handelt sich um ein sehr ökologisch angeleg-
tes Projekt in Neukölln-Rixdorf, das sich u. a.
durch intensive Balkonbegrunung, gemeinsame
Grunflächen, ein Urban-Gardening-Angebot und
einen Bienenstock auf dem Areal auszeichnet.
Auch dieser Investor hat sich fur Ziegel entschie-
den. Das naturliche, nachhaltige Material war fur
sein Konzept besonders stimmig, weil er erkannte,
dass dies gerade bei seiner Kundenzielgruppe ein
klarer Zusatzvorteil ist.
Wirtschaftlichkeit im Hochbau
Das Kriterium der Wirtschaftlichkeit ist bei je-
dem Bauvorhaben ein fundamentaler Aspekt.
Dieser definiert sich nicht zuletzt über effiziente
Konstruktion, geeignete Materialwahl und Wer-
tigkeit durch Nachhaltigkeit. Im langfristigen
Vergleich gesehen lässt sich ein Ziegelgebäude
relativ schnell und kostengünstig erstellen und
wartungsarm erhalten. Außerdem werden auf-
grund der effizienten Wärmespeicherfähigkeit
der Gebäudehülle Energiekosten eingespart. So
ein Gebäude ist langlebig und äußerst werthaltig.
Wir haben das erst vor kurzer Zeit ganz konkret
fur einen Bauherrn durchgerechnet. Er bat uns
darum, dasselbe Projekt sowohl in Ziegelbauweise
als auch in einer Variante aus Kalksandstein- und
Betonwändenmit Wärmedämmverbundsystemals
gedämmte Außenwandkonstruktion zu kalkulie-
ren. Tatsächlich ergaben sich bei der Variante mit
Wärmedämmverbundsystem etwa 3% niedrigere
Gesamtkosten. Das sieht auf den ersten Blick nach
sehr viel Geld aus und nach einem Argument, das
deutlich gegen Ziegel spricht. Aber dem gilt es
einiges gegenuberzustellen: So fallen z. B. Kosten
fur die Erneuerung des Wärmedämmverbundsys-
tems uber die gesamte Lebensdauer des Gebäudes
hinweg an – alle 20 Jahre oder sogar öfter. Hinzu
kommen die ebenfalls regelmäßig erforderlichen
Anstriche. Das macht diese Differenz mehr als
wett. Mit Blick auf die Lebenszykluskosten sind
3% wirklich wenig.
Viel kurzlebiger als das Bauwerk selbst ist dage-
gen die Gebäudetechnik. Aus unserer Sicht kann
der nachhaltigsteWeg also nur der sein, eine ganz
solide Hulle zu entwerfen und dabei auf einemög-
lichst werthaltige Ausfuhrung zu achten.
Es gilt, Wohnhäuser klimagerecht zu bauen und
nur das an Technik hinzuzufügen, was zur Hei-
zung und Lüftung tatsächlich nötig ist. Diese
Gebäudetechnik muss dann im Lebenszyklus ei-
nes Gebäudes mehrfach erneuert und angepasst
werden. Dann lässt es sich auch lange behaglich
darin wohnen.