DIE WOHNUNGSWIRTSCHAFT 2/2017 - page 14

STÄDTEBAU UND STADTENTWICKLUNG
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lokalen Carsharing-Anbieter sowie die Teilnah-
me bei einem Fahrrad-Servicekurs, inklusive drei
Reparaturgutscheinen.
Fahrradraum statt Tiefgarage
Um den Mietern das Radeln im Alltag so ange-
nehm als möglich zu machen, hat Scheithauer ei-
nen ebenerdigen Fahrradraum konzipiert, dessen
Außentüre direkt zur Straße hin öffnet. In dem
lichten, 40 m
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großen Raum sind Stellplätze für
21 Fahrräder, verschließbare Boxen für Helm,
Werkzeug und Regenkleidung sowie eine Rad-
Servicestationmit Werkzeug und zehn Steckdosen
zum Aufladen von E-Bikes untergebracht.
Fahrradraum und Zusatzleistungen haben natür-
lich ihren Preis; doch die durch das Mobilitäts-
konzept zusätzlich angefallene Kosten hat der
Wegfall der 300 m
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großen Tiefgarage locker
aufgefangen. Unterm Strich war das Bauvor-
haben rund 150.000 € billiger als ursprünglich
veranschlagt. Ideale Randbedingungen also für
ein solches Modellprojekt, denn auch Lage und
Anbindung des Hauses sind wie geschaffen für
autofreie Mobilität: Ein Bus hält direkt vor dem
Haus, die nächste S-Bahn-Station ist nur 300 m
entfernt und auch Supermarkt, Kindergarten,
mehrere Schulen und diverse Geschäfte des täg-
lichen Bedarfs liegen in fußläufiger Entfernung.
Zum Salzach-Ufer und damit zum städtischen
Radwegenetz ist es per Rad nur ein Katzensprung.
Wer in der Gaswerkgasse wohne, könne den Auto-
verzicht leicht verschmerzen, glaubt Scheithauer.
„Wenn nicht hier, wo dann?“
Parkregelung mit Gentlemen’s Agreement
Das Konzept, obwohl nicht ganz alltäglich, ging
auf. Selbst die Aussicht, keinen eigenen Stellplatz
zu bekommen, hat niemanden abgeschreckt - die
Wohnungen waren schnell vermietet. Das liegt
natürlich u. a. daran, dass sie öffentlich gefördert
sind: Zudem sind in Salzburg, so wie in fast allen
Großstädten, erschwinglicheMietwohnungen ein
rares Gut. „Es gibt 4.000 Wohnungssuchende in
der Stadt“, stellt GSWB-Prokurist Christian Lech-
ner fest: „Außerdem hat nicht jeder Haushalt ein
Auto.“ Unter den 21Mietern, die laut Lechner aus
allen Altersgruppen kommen, sind sowohl Allein-
stehende als auch Familien: ImApril 2016wurden
sie von der GSWB imRahmen einer Hausversamm-
lung befragt. Ergebnis: „Das Mobilitätskonzept
wird sehr gut angenommen“, berichtet der Proku-
rist. DieMieter nutzten den Fahrradraummit allen
seinen Einrichtungen intensiv und empfänden das
kostenlose Nahverkehrsticket als echte Bereiche-
rung. Auch die Parkregelung werde eingehalten;
bislang habe es keine Beschwerden über Fehlver-
halten gegeben, sagt Lechner. Allerdings habe die
GSWB vor Bezug nicht abgefragt, ob ein Auto zum
Haushalt gehöre. Die vier Stellplätze imBesitz der
Haushalte mit Pkw seien jedenfalls belegt: „Ob
es darüber hinaus weitere Autos gibt, wissen
wir nicht“, gibt der Prokurist zu. Dazu muss man
wissen, dass im Mietvertrag kein Autoverzicht
festgeschrieben werden darf. Die GSWB zieht es
deshalb vor, die Sache per Gentlemen’s Agreement
zu regeln: Vertrauen gegen Vertrauen. Das Kalkül
scheint aufgegangen zu sein.
Verleihung des VCÖ-
Mobilitätspreises 2015 in
der Kategorie „Wohnumfeld,
Siedlungsentwicklung und
Mobilität“ an die GSWB
Quelle: GSWB
Die ursprüngliche Pla-
nung mit einer Tiefga-
rage wurde zugunsten
eines Fahrradraumes
mit verschließbaren
Boxen umgeplant
Quelle: Architekt Christoph Scheithauer
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