MARKT UND MANAGEMENT
62
5|2016
Interkulturelle Kompetenzen
Für Mitarbeiter von Wohnungsunternehmen
wichtiger denn je
Im Jahr 2015 erreichten mehr als 1 Mio. Flüchtlinge Deutschland. 2016 werden Hunderttausende
hinzukommen. Derzeit liegt das Augenmerk der Wohnungsunternehmen auf der Unterbringung der
Menschen. Die Sicherstellung des Grundbedürfnisses Wohnen legt den ersten Schritt für eine erfolgreiche
Integration. Für das Gelingen einer Wohnungsvermietung oder die Einbindung der Migranten in die
Nachbarschaften sind jedoch interkulturelle Kompetenzen nötig, die es Mitarbeitern zu vermitteln gilt.
476.649 Flüchtlinge stellten nach Angaben des
Bundesamts für Migration und Flüchtlinge (BAMF)
imJahre 2015 Anträge auf Asyl. Mehr als die Hälf-
te der Asylbewerber kommen aus Syrien. 99%der
Asylanträge von Syrern und ungefähr jedemzwei-
ten Asylantrag von Bewerbern aus Afghanistan
(47%) sowie dem Iran (55%) wird stattgegeben.
Insgesamt wurden 60,4%der Asylanträge aus dem
letzten Jahr bewilligt. Aktuell sind 71,6%der An-
tragssteller unter 30 und sogar 30% minderjäh-
rig. Sie benötigen eine besondere Betreuung. Bei
dieser Aufgabe wird u. a. dieWohnungswirtschaft
immer stärker in die Pflicht genommen.
In den Beständen der Wohnungsunternehmen
angekommen, gilt es, die Menschen erfolgreich
in die Nachbarschaft einzubinden. Treffen jedoch
Bewohner verschiedener Länder und unterschied-
licher Kulturkreise aufeinander, kann es schnell
und unabsichtlich zu interkulturellen Missver-
ständnissen kommen. Unter einer angespannten
Atmosphäre leiden sowohl die Migranten bzw.
Asylbewerber, als auch Mitarbeiter der Woh-
nungsunternehmen, andere Mieter und womög-
lich sogar der Ruf des Unternehmens, Quartiers
etc. Mietrechtliches Fachwissen hilft hier nicht
weiter. Ein Bewusstsein über die unterschiedlichen
Kulturen zu entwickeln, beinhaltet weit mehr als
den Schutz davor, versehentlich in unangenehme
„Fettnäpfchen“ zu treten.
Was sind interkulturelle Kompetenzen?
Laut Prof. Dr. Jürgen Bolten, Professor für in-
terkulturelle Wirtschaftskommunikation der
Friedrich-Schiller-Universität Jena, legen in-
terkulturelle Kompetenzen „Voraussetzungen
zur erfolgreichen Bewältigung interkultureller
Überschneidungssituationen“.1 Zu diesen Situati-
onen kommt es, wennMenschen unterschiedlicher
Kulturen aufeinandertreffen, denn ihre Herkunft
prägt ihr Denken und hat Einfluss auf ihr Handeln.
ImDialog stoßen dann verschiedeneWeltanschau-
ungen aufeinander.
Interkulturelle Kompetenzen sind daher relevant
für Fach- und Führungskräfte, für Mitarbeiter aus
dem Bereich Bestand bzw. Vermietung sowie für
Hausmeister, die oft im intensiven Kontakt mit
Menschen aus unterschiedlichen Kulturkreisen
stehen. Damit diese Mitarbeiter von Wohnungs-
unternehmen „interkulturelle Überschneidungs-
situationen“ erfolgreichmeistern können, gilt es,
ihnen die kulturellen Unterschiede und mögliche
THEMA DES MONATS
Christian Kesselring
Stellv. Leiter
EBZ Akademie
Bochum
Andrea Bohn
Bildungsreferentin
EBZ
Bochum
Fort- und Weiterbildungen helfen!
Symbolbild einer Seminarsituation
Quelle: EBZ