DIE WOHNUNGSWIRTSCHAFT 7/2016 - page 11

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Vor einer ähnlichen Herausforderung stehen
jetzt wieder viele deutsche Städte. „Die Aufga-
be, schnell dringend benötigten Wohnraum zu
schaffen, stellt sich heute wieder“, betonte Berlins
Stadtentwicklungssenator Andreas Geisel auf ei-
ner Fachtagung, die das KompetenzzentrumGroß-
siedlungen e. V. aus Anlass des 30. Geburtstags
von Berlin-Hellersdorf (1986 wurde der Stadt-
bezirk Hellersdorf gegründet) und seines eigenen
15. Geburtstags im Juni in Berlin gemeinsammit
demStadtbezirk veranstaltete. Dabei ging es auch
um eine Frage, die derzeit auf zahlreichen Kon-
gressen erörtert wird: Was kann standardisiertes
oder serielles Bauen zur Kostensenkung und damit
zur Lösung der aktuellen Probleme beitragen?
Keine Wiederholung der Vergangenheit
Nach Ansicht von Michael Sachs wäre eine bloße
Wiederholung der Vergangenheit nicht zielfüh-
rend. Vielmehr wäre es ein Fehler, „das Gleiche wie
in den achtziger Jahren noch einmal zu bauen“,
sagt Sachs, der als früherer Vorstand der Hambur-
ger SAGA GWG und einstiger Staatsrat in der Ham-
burger Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt
über umfangreiche Erfahrungen im Umgang mit
Großsiedlungen verfügt. Ähnlich sieht man das
beim Land Berlin, das vor dem Hintergrund der
sich verschärfenden Wohnungsknappheit an-
strebt, jährlich 20.000 neueWohnungen errichten
zu lassen, davon 6.000 durch seine sechs landes-
eigenen Wohnungsbaugesellschaften. Der Bau
von Siedlungen in der Größe von Hellersdorf ist
dabei nicht vorgesehen: Zwar gehören zum Neu-
bauprogramm zwölf große Siedlungen; in diesen
sollen aber insgesamt etwa 50.000 Wohnungen
für 100.000 Mieter entstehen – die Dimension
von Hellersdorf verteilt sich also auf zwölf un-
terschiedliche Standorte.
Eine zweite Forderung von Michael Sachs lau-
tet, die bestehenden Großsiedlungen qualitativ
zu verbessern. Auch für Senator Geisel stellt die
Nachverdichtung der großen Siedlungen eine
wichtige Aufgabe dar. Allein in Hellersdorf sind
nach seinen Worten zwanzig Teilflächen identifi-
ziert, auf denen rund 2.000Wohneinheiten gebaut
werden können. „Dabei“, betont Geisel, „müssen
wir behutsam vorgehen und auf das Angebot an
Freiraum und Grünflächen achten.“
Ralf Protz, Leiter des Kompetenzzentrums Groß-
siedlungen, spricht statt von Nachverdichtung lie-
ber von einer „qualitativen Ergänzung, die nur über
den Neubau geht“. Genau dies ist auch für Christi-
an Gräff wichtig, den Stadtrat für Wirtschaft und
Stadtentwicklung imBezirk Marzahn-Hellersdorf:
„Wir brauchen in der Großwohnsiedlung neue Ge-
schosswohnungen im mittleren und oberen Seg-
ment.“ Diese würden neue Mieter anziehen und
so zum Erhalt der sozialen Mischung beitragen.
Wesentliche Impulse hat Hellersdorf darüber
hinaus durch die 1998 erfolgte Ansiedlung der
sozialpädagogisch ausgerichteten Alice-Salo-
Das Kompetenzzentrum
Großsiedlungen hat
eine Materialsammlung
„30 Jahre Wohnstadt
Hellersdorf“ mit
historischen Dokumen-
ten aus der Zeitschrift
„Architektur der DDR“ herausgegeben. Die
Broschüre ist über die Homepage des Kom-
petenzzentrums kostenfrei zu beziehen.
MATERIALSAMMLUNG
Weitere Informationen:
Neubau und Sanierung
Energie und Technik
Rechtssprechung
Haufe Gruppe
Markt undManagement
Stadtbauund Stadtentwicklung
Quelle: Kompetenzzentrum Großsiedlungen
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