STÄDTEBAU UND STADTENTWICKLUNG
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2|2016
Genossenschaften und auch imöstlichen Abschnitt
am Baakenhafen entsteht demnächst in großer
Zahl günstiger Wohnraum. „Hier sindwir mit rund
80 Wohnungen beteiligt“, erklärt er.
Zudem müsse auch eine Genossenschaft ihr An-
gebot differenzieren. „Unsere Durchschnittsmiete
liegt im Bestand bei knapp über 6 €, aber wir ha-
ben ebenfalls Mitglieder, die Wohnungen in der
Hafencity nachfragen. Unseren genossenschaft-
lichen Auftrag sehenwir hier in der Besserstellung
unserer Mitglieder an einem Standort, in der der
durchschnittlicheMietpreis zwischen 16 und 18 €
liegt.“ Günstig bauen könne man in zentralen La-
gen Hamburgs generell und in dieser Lage speziell
nicht mehr. Allein der Bau eines Tiefgaragenplat-
zes, normalerweise im Schnitt zwischen 15.000
bis 18.000 € teuer, schlage hier mit weit mehr als
dem Doppelten zu Buche.
Eigentumswohnungen in den Türmen
Die rund 180 geplanten Eigentumswohnungen
liegen in den beiden Wohntürmen. Der östliche,
durch umlaufende Balkone geprägte Turmwurde
vom Hamburger Architekten Hadi Teherani ent-
worfen. „Wir wollen ein frisches Gebäude bauen,
das an verschiedene Schiffsdecks erinnert“, sagte
er. Denwestlichen Turmmit demauffälligen Dach
entwarf das Büro Ingenhoven. „Wir haben ver-
sucht, den Außen- und Innenraum bestmöglich
miteinander zu verbinden. Jede Wohnung soll ei-
nen ungewöhnlich großen Anteil an gut nutzba-
ren, windgeschützten und der Sonne zugewandten
Terrassen bekommen“, sagt Architekt Christoph
Ingenhoven. Die Strandkaispitze soll auf 93 m
nicht bebaut und ein öffentlicher Ort werden. Eine
Mischung aus Ausstellung, MuseumundMitmach-
möglichkeiten sei dort vorstellbar, hieß es. Diese
Flächen werden, wie in der gesamten westlichen
Hafencity, von dem spanischen Architekturbüro
EMBT Arquitectes Associats gestaltet.
Kein Blick auf Olympia
Fast hätten die Bewohner der Gebäude auch enge
Tuchfühlung zu einemweiteren potenziellenNeu-
baugebiet aufnehmen können: Das gegenüberlie-
gende Gewerbegebiet auf demKleinen Grasbrook,
derzeit ein pulsierender Universalhafen, sollte zu
Hamburgs Olympiazentrummit olympischemDorf
werden – wennHamburg den Zuschlag bekommen
hätte. Allerdings scheiterten die Träume der Olym-
pia-Befürworter als sich am 29. Dezember 2015
imOlympia-Referendumrund 52%der Hanseaten
gegen eine Bewerbung aussprachen.
Die Phantasie der Stadtplaner hatte Olympia 2024
jedenfalls schon kräftig beflügelt. „Der Kleine
Grasbrook bietet sich aus stadtentwicklungspoliti-
scher Sicht geradezu ideal an“, sagte der Oberbau-
direktor bei der Vorstellung der Pläne. Er sei für den
Sprung über die Elbe in Richtung Süden bestens
geeignet. Olympische Sommerspiele würden sich
als „perfektes Gelenk sehr gut einfügen“, zumal auf
der Elbinsel mit der Internationalen Gartenschau
und der Bauausstellung IBA 2006-2013 bereits
wesentliche Vorarbeit geleistet worden sei.
In Zusammenarbeit mit der Wohnungswirtschaft
sollten amKleinenGrasbrook ca. 7.000Wohnungen
entstehen und nach den olympischen Spielen als
normale Wohnungen genutzt werden – ein neues
Stadtviertel für Hamburg, günstig, nachhaltig und
in ganz besonderemStil, hob z. B. Andreas Breitner,
Direktor des VerbandNorddeutscherWohnungsun-
ternehmen e. V. hervor. Zu den Unternehmen, die
bereits ihr Interesse amolympischenWohnungsbau
bekundet hatten, gehörte auch der BVE. „Olympia
kann neben positiven Impulsen auch die Chance
eröffnen, dass ein solider, lebendiger und gut ge-
wachsener Stadtteil für die Hamburger an dieser
Stelle relativ kurzfristig entstehen kann. Daran
möchten wir uns als Genossenschaft beteiligen“,
erklärte Michael Wulf. Intensive Gespräche und
Vorplanungen liefen bereits.
Der Oberbaudirektor sah dieOlympischen Spiele als
Teil der Stadtentwicklung: „Olympia darf nicht der
Ausgangspunkt für die städtebauliche Entwicklung
werden, sondern muss ihr Katalysator sein.“ Die
Entwicklung des Geländes zu einemWohnquartier
könne zwar auch ohne olympische Spiele umgesetzt
werden, aber sie setzten Kräfte frei, die normaler-
weise nicht mobilisiert werden können.
Nun gilt es zu zeigen, ob es möglich ist, dort auch
ohne Olympia einen energetisch autonomen und
CO
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-neutralen Stadtteil zu errichten und neue
Mobilitätskonzepte umzusetzen.
Der Strandkai ist das Filetstück der Hafencity. Hier
entstehen u.a. Genossenschaftswohnungen. Die Spitze
des Strandkais bleibt frei und wird öffentlicher Raum.
Links: die Bebauung Am Kaiserkai: auch hier entstan-
den Genossenschaftswohnungen
Ansicht von der Elbseite des
BVE-Baus am Strandkai
Der sog. Genossenschafts-
block der Wohnbebauung
auf dem Strandkai
Quelle: BVE, Visualisierung: LRW Architekten
Quelle: Hafencity Hamburg GmbH, Foto: Fotofrizz
Quelle: Aug. Prien/LRW Architekten