Digitalisierung in der Immobilienwirtschaft
Business Intelligence in Immobilienunternehmen –
Wer behält den Durchblick bei großen Datenmengen?
Das Thema Big Data prägt viele öffentliche Debatten. Vielfach geht es um die Datensicherheit,
aber auch um die -hoheit bzw. die Frage, wer wo und wie mit ihnen Wertschöpfung betreibt. Für
die Immobilienwirtschaft ist dies ebenfalls ein Thema. Können durch datengetriebene Analysen
eine höhere Transparenz und eine verbesserte Entscheidungsstärke hergestellt werden?
Im Zeitalter von Big Data und datengetriebenen
Geschäftsmodellen geht es nicht länger darum,
welche Daten ausgewertet werden können. Die
größte Herausforderung besteht heute nicht
mehr im reinen Management großer Daten-
mengen, sondern vielmehr in der intelligenten
Auswertung komplexer Datenstrukturen. Mitt-
lerweile werden immense Mengen an Daten und
Informationen erzeugt, die oftmals unstruktu-
riert sind und aus den unterschiedlichsten Quel-
len stammen. Dies gilt auch und insbesondere
für die Immobilienwirtschaft. Die Komplexität
der Daten nimmt u. a. mit steigendem Daten-
volumen zu. Angesichts dieser Datenflut stellt
sich vielen Unternehmen die Frage: Wo lohnt es
sich tatsächlich, die gewonnenen Daten genauer
unter die Lupe zu nehmen?
Auffälligkeiten, Abweichungen und darin enthal-
tene Datenmuster sind dafür wichtige Indikato-
ren. Klassische Reports sind nicht mehr zwingend
eine Hilfe, da hiermit nicht mehr alle Zusam-
menhänge mit bewährter Trennschärfe erkannt
werden können. I. d. R. gehen Anwender bei der
Datenanalyse recht systematisch vor: Kognitive
und affektive Erfahrungen bestimmen dabei die
Interpretation von Daten sowie die Ausprägung
der Bewertung. Die menschliche Fähigkeit, in Da-
ten Muster erkennen zu können, ist allerdings
individuell sehr unterschiedlich ausgeprägt. Im
Rahmen einer Mensch-Maschine-Interaktion
ergänzen moderne Business-Intelligence-Tools
diese daten- und algorithmenbasierte Sicht. Die
Stärken der Kombination des Mensch-Maschine-
Teams werden u. a. in der Mustererkennung deut-
lich, wenn Rückschlüsse gezogen und Entschei-
dungen gefällt werden für eine ausbalancierte
und belastbare Analyse.
Auffälligkeiten und Mustern auf der Spur
Business Intelligence kann der intelligenteren
Unternehmensausrichtung dienen: Analytische
Prof. Dr. Thomas Nern
Studiengangleiter Immobilienma-
nagement; Fakultät Management,
Soziale Arbeit, Bauen
Hochschule für angewandte Wis-
senschaft und Kunst, Holzminden
THEMA DES MONATS
Im Rahmen einer Studie zu IT und Organisation in der Immobilienwirtschaft werden am
Lehrstuhl Immobilienwirtschaft/-management der HAWK aktuell die Einsatzmöglichkeiten
innovativer Business-Intelligence-Anwendungen inbesondere in Wohnungsunternehmen
untersucht. Wenn Sie an einer Teilnahme an dieser Studie bzw. den Ergebnissen Interesse
haben, freut sich der Autor über eine Nachricht an:
FORSCHUNGSSTUDIE
Weitere Informationen:
Rechtssprechung
Haufe Gruppe
Markt undManagement
Daten beschleunigen die Entscheidungsprozesse
und erhöhen die Entscheidungsqualität durch Er-
weiterung der Analysetiefe. Ein entscheidender
Wettbewerbsvorteil kann sein, wie schnell Feh-
ler, Abweichungen, Diskontinuitäten oder neue
Erkenntnisse gefunden werden.
Kausalanalysen helfen Anwendern, die Ursache
dieser Muster zu ergründen. Auch in der Immobi-
lienwirtschaft können diese innovativen Analyse-
möglichkeiten eingesetzt werden, um anhand der
Identifikation von Mustern und Auffälligkeiten
die Ergebnisse der Datenanalyse zu optimieren
und als Grundlage für strategische sowie opera-
tive Handlungsempfehlungen zu nutzen.
Optimierung des Datenpotenzials
Data Science – die Wissenschaft der Daten – stellt
den Erkenntnisgewinn aus Daten in den Vorder-
grund und kombiniert Methoden z. B. aus den
Bereichen maschinelles Lernen, statistische Mo-
dellierung und Mustererkennung.
Data Scientists lösen komplexe Datenprobleme
mit den unterschiedlichsten Fragestellungen
durch die Anwendung ihrer tiefergehenden Ex-
pertise in verschiedenen Wissenschaften. Sie er-
gänzen die Anwenderexpertise sowie fachliches
Wissen, so dass nicht nur bekannte Herausfor-
derungen gelöst, sondern auch neue und vorher
schwer zugängliche Fragestellungen angegangen
werden können.
Der Unternehmsnutzen liegt insbesondere in:
• der Sensibilisierung für komplexe Analysen
über die menschliche Intuition hinaus,
• einer Effizienzsteigerung in betriebsinternen
Analyseprozessen,
• der Eröffnung von Wachstumspotenzialen,
• der Reduzierung von Performance-Nachteilen,
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6|2015
MARKT UND MANAGEMENT