Controller Magazin 3/2019 - page 103

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CM Mai / Juni 2019
stellen, der intern für den Austausch von Gütern
und Diensten zwischen den Organisationsein-
heiten oder für die Nutzung gemeinsamer Po-
tentiale und Märkte durch die Organisationsein-
heiten angesetzt wird. Als Aufgaben und Zwe-
cke von Verrechnungspreisen können bestimmt
werden:
-
-
Abrechnungsfunktion in Form der
Bestandsbewertung, Kalkulation und
Ermittlung von Preisgrenzen;
-
-
Planungsfunktion in Form der
Vorkalkulation, Preisfindung und
Make-or-Buy-Entscheidungen;
-
-
Lenkungsfunktion in Form der optimalen
Nutzung von knappen Ressourcen und
der Steuerung der dezentralen Bereiche
zur Erreichung einer optimalen Effizienz
des Gesamtunternehmens. Letztendlich
soll der Marktmechanismus in das Unter-
nehmen transferiert werden;
-
-
Erfolgsermittlungsfunktion in Form der
Bestimmung von Teilergebnissen für
einzelne Einheiten zur Erhöhung von deren
Selbständigkeit und zur Gestaltung eines
spezifischen Anreizsystems.
Verrechnungspreise sind für alle Arten von
Leistungen und alle Bereiche eines Unterneh-
mens immer dann zu bestimmen, wenn
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Transfers zwischen Vor- und
Vorkostenstellen,
-
-
Transfers zwischen Vor- und
Endkostenstellen,
-
-
Transfers zwischen End- und
Endkostenstellen,
-
-
Transfers zwischen abgegrenzten Werken,
Stufen, Sparten und Einheiten und
-
-
Transfers zwischen rechtlich selbständigen
Einheiten des selben Konzerns stattfinden.
3. Wirkungen und Bestimmung
von Verrechnungspreisen
Um die Wirkungen von Verrechnungspreisen
optimal zu nutzen, sind insbesondere folgende
Organisations- und Controllingfragen zu klären:
-
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Informationsfluss und -intensität;
-
-
Kosten- und Zeitstrukturen;
-
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Egoismus und Informationsasymmetrien;
-
-
Motivation und Entscheidungsfreiheit;
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-
Verhandlungen und Ergebniswirkung;
-
-
Bewertung und Anreizsystem;
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Beteiligung und Führungsqualifikation;
-
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Kostenstellen- und Kostenträgerabgrenzung;
-
-
Systemeinheit und -konstanz;
-
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Faire und wahre Ergebnisdarstellung;
-
-
Transparente Verrechnungspreisgestaltung.
Generell können Verrechnungspreise nach fol-
genden Kriterien eingeteilt werden:
-
-
Art des Zustandekommens,
-
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Kostengrößen,
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Zeitliche und sachliche Orientierung,
-
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Einheitlichkeit bzw. Differenziertheit und
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-
Gültigkeitsdauer.
In der Praxis haben sich aktuell die beiden
Möglichkeiten „Verhandeln“ und „Festlegen“
zur Bildung von Verrechnungspreisen durchge-
setzt. Für die zweite Methode sind anschlie-
ßend marktorientierte und / oder kostenorien-
tierte Transferpreise zu bestimmen. Diese
können jeweils auch als Basis für die internen
Verhandlungen dienen. Demzufolge wird die
Bildung von
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-
marktorientierten Transferpreisen,
-
-
kostenorientierten Transferpreisen,
-
-
sonstigen Verrechnungspreisen und
-
-
Service Level Agreements
empfohlen.
4. Steuerliche Verrechnungspreis-
dokumentation nach BEPS
4
Durch das BEPS-Projekt (Base Erosion and
Profit Shifting) sind die Verrechnungspreise und
deren Dokumentation noch stärker in den Fo-
kus des internationalen Steuerrechts gerückt.
Im Rahmen des BEPS-Aktionsplans, welcher
aus 15 Maßnahmen gegen Steuervermeidung
und Gewinnverlagerung besteht, haben vier
Aktionspunkte die Verrechnungspreise zum
Hauptregelungsinhalt (Aktionspunkte 8, 9, 10
und 13).
Besondere Bedeutung kommt dabei Aktions-
punkt 13 zu. „Da die BEPS Empfehlungen
durchgängig ‚soft law‘ sind, bedürfen sie der
Umsetzung in nationales Recht bzw. in Doppel-
besteuerungsabkommen, um wirksam zu wer-
den.“
5
Korrespondierend zur gesetzlichen Neu-
regelungen wurde ebenfalls die GAufzV überar-
beitet und veröffentlicht. Die Ermächtigung zum
Abb. 2: Dreiteilige Verrechnungspreisdokumentation
StB Prof. Dr. Matthias Hiller
Prof. Dr. Volker Steinhübel
1...,93,94,95,96,97,98,99,100,101,102 104,105,106,107,108,109,110,111,112,113,...116
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